Kritische Doku über Boots- flüchtlinge zwischen Tunesien und Italien und die Fragen nach dem Schiffbruch der Bewegungsfreiheit am Offenen Meer, Premiere 09.01.2009 im Schikanederkino
Wo: Schikaneder, Margaretenstraße 24, 1040 Wien
Wann: am 09.01.2009 um 19.30 Uhr (bitte pünktlich)
Eintritt frei
Danach wird im Schikaneder gefeiert und diskutiert:-)
Zum Inhalt: 'Sobald du am offenen Meer bist, siehst du überall nur mehr Wasser und Himmel. Du verlierst total die Orientierung und weißt nicht mehr, in welche Richtung sich das Boot bewegt.'
Der dreißigjährige Bauer Khaled sitzt auf einem Felsen am Strand einer kleinen Ortschaft an der Nordostküste Tunesiens und blickt auf das Meer hinaus. Er befindet sich an dem Ort, an dem seine Versuche, über das Meer aus Tunesien zu entkommen, ihren Anfang nahmen. Gemeinsam mit seinem Freund Ghabsi, mit dem er in einem kleinen Fischerdorf in Nordtunesien aufgewachsen ist, hat er fünfmal die gefährliche Überfahrt nach Italien in einem Schlauchboot versucht. Fast jedes Mal wurden sie sogleich wieder abgeschoben.
Harragas sind sie, ein Wort das im gesamten maghrebinischen Raum diejenigen bezeichnet, die sich selbst oft als verlorene Generation
sehen. Lieber nehmen sie den möglichen Tod im Meer in Kauf, als tatenlos in der erzwungenen Perspektivenlosigkeit zu erstarren.
Während Bilder über anonyme Menschenmassen, die jeden Sommer in Booten die Küsten Südeuropas erreichen, unser Bild über Flucht und Migration prägen, kommen die Betroffenen selbst so gut wie nie zu Wort. Im Versuch, dieses von Außen auferlegte Schweigen zu durchbrechen, haben die beiden Sozialanthropologiestudentinnen Annika Lems und Christine Moderbacher sich mit minimalsten Mitteln auf eine filmische Spurensuche nach dem Phänomen der Harragas gemacht. Der Film bewegt sich scheinbar nahtlos zwischen den nationalstaatlichen Grenzen Tunesiens und Italiens hin-und her und zeigt die Brüchigkeit der sogenannten 'Festung Europas' und die Unmöglichkeit, Menschen in ihrem Drang nach Fortbewegung zum Erstarren zu bringen.