Zwei Männer haben in der Nacht auf Mittwoch, 07. Jan 2009, versucht, Gefangene aus dem Abschiebeknast in Berlin zu befreien. Die beiden mussten fliehen, bevor sie ihr Werk vollenden konnten.
Wie die Polizei mitteilte, näherten sich die beiden über ein Firmengelände in der Grünauer Straße den Mauern des Gewahrsams und steckten mehrere Kunststoffrohre ineinander. Sie mussten fliehen, ehe sie ihr Werk vollenden konnten. Die von den Unbekannten zurückgelassenen Rohre mit einer Gesamtlänge von rund 20 Metern, die zur Höhenüberwindung zu einem Zellentrakt ausreichend gewesen wären, wurden sichergestellt, eine Fahndung blieb bislang erfolglos.
Im Jahre 1995 wurde der ehemalige Knast in Köpenick zu einem Abschiebegefängnis mit anfangs 371 (heute 214) Plätzen umgebaut, in dem zum Beispiel im Jahr 2004 ca. 2700 und im Jahr 2007 1378 Menschen inhaftiert wurden. Den Knast in Köpenick durchlaufen jährlich einige tausend Menschen. Ihre Lebensgeschichten sind sehr unterschiedlich, aber in den Fängen der Polizei und Bürokratie haben sie eines gemeinsam: Ihr Aufenthalt ist nicht erlaubt und deshalb - und nur deshalb - sitzen sie in Haft. Bestätigt wird diese durch Gerichte, die in nur minutenlangen Anhörungen im Fließbandverfahren die immer gleichen Haftbeschlüsse aussprechen. Anwaltliche Unterstützung bekommen sie keine. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse wissen die meisten überhaupt nicht was ihnen vorgeworfen wird. Ihre Inhaftierung ist ihnen unerklärlich. Die Folge ist ein oft monatelang dauerndes beschäftigungs- und perspektivloses Dahinfristen in Haft, ohne zu wissen, ob und wann sie abgeschoben oder entlassen werden.
Im Gefängnis gibt es für die Abschiebehäftlinge keinerlei Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten und ihr Alltag ist geprägt von einer rigorosen Einschränkung ihrer Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit. Diese Haftbedingungen, die Rechtlosigkeit und die Ungewissheit führen bei vielen zu einer extremen Anspannung mit teilweise gravierenden psychischen und körperlichen Folgen. Das System Abschiebehaft ist damit ein exponiertes Beispiel für die Überwachungen und Kontrollen, die Diskriminierungen und willkürlichen Inhaftierungen, die für unerwünschte MigrantInnen zur alltäglichen Wirklichkeit gehören.
Mehr Infos :: initiative-gegen-abschiebehaft.de, :: Mitteilung der Polizei
Text übernommen von :: buerengruppe.wordpress.com