Überall wo Menschen gegen interniert werden, kommt es zu Widerstand. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Lager für Migrant_innen von den Insass_innen in Brand gesteckt und unbrauchbar gemacht. In den vergangen Monaten gab es mehrere Aufstände in den Lagern auf Malta.
Der Insel-Kleinstaat Malta liegt im Mittelmeer im Dreieck zwischen Sizilien, Tunesien und Libyen. Da der offizielle Zugang zum Territorium vielen Menschen verwehrt wird und die Landgrenzen mehr und mehr geschlossen werden, begeben sich immer mehr Migrant_innen und Flüchtlinge mit Booten auf den Weg über das Mittelmeer. Malta hat seit dem EU-Beitritt im Jahr 2004 an Attraktivität als Reiseziel gewonnen. Doch der Empfang, der den sogenannten "Bootsflüchtlingen" bereitet wird, ist nicht sehr gastfreundlich. Die meisten werden in Flüchtlingslager gesperrt, die denen die Situation sehr schlecht sind. Gegen die Internierung, die schlechten Haftbedingungen und drohende Abschiebungen regt sich permanenter Widerstand.
Am Morgen des 23. März 2008 rebellierten 500 bis 600 der Insass_innen des Flüchtlingslagers Safi. Gegen 7:00 Uhr versuchten sie, aus dem Lager auszubrechen. Mehreren Leuten ist dies gelungen, jedoch sind Zeitungsmeldungen zufolge auch mehrere Leute verhaftet und als Anführer_innen des Aufstandes bezeichnet worden. Im Zuge der Revolte wurden große Teile des Lagers in Brand gesetzt, die Schäden sollen erheblich sein.
Am 19. Februar 2009 wurde das Flüchtlingslager Hal Far auf Malta im Zuge einer Revolte in Brand gesetzt. Aus dem überfüllten Lager wurde immer wieder von langen Inhaftierungszeiten, der Nichteinhaltung fundamentaler Rechte und Misshandlungen berichtet. Auf Malta gibt es mehrere geschlossene, von Militär und Polizei kontrollierte Auffanglager, in denen die meist mit dem Boot angereisten Migrant_innen festgehalten werden. Es gibt massive Kritik an den Lagern. Anfang Februar wurden vom Europa-Parlament die Zustände in den EU-Flüchtlingslagern auf Malta und Zypern, den Kanarischen Inseln sowie in Griechenland, Polen und Belgien als "katastrophal" bezeichnet. Hygiene und medizinische Versorgung seien vielfach mangelhaft.
Neben den Aufständen gibt es immer wieder Versuche einzelner Personen oder Gruppen, aus den Lagern auszubrechen. Anfang Februar häuften sich die Meldungen über erfolgreiche Ausbrüche in den Medien. Times of Malta berichtete, dass am 10. Februar 15 Flüchtlinge aus dem Lager Safi auf Malta entkommen sind. Armee und Wachpersonal starteten eine Suchaktion in der Umgebung des Lagers und im Bereich des Flughafens, mindestens 11 der Entflohen wurden nach kurzer Zeit wieder gefasst. Nach offiziellen Angaben handelte es sich um Migrant_innen aus Indien, Tunesien, Ägypten und Marokko, die von ihrer bevorstehenden Abschiebung informiert worden waren.
Nur wenige Tage zuvor, berichteten die Times of Malta von einem weiteren Ausbruch in der Nacht auf den 7. Februar Von fünf entkommenen Migrant_innen wurde einer bereits am nächsten Tag wieder gefasst. Und am 5. Februar waren 10 Lagerinsass_innen entkommen, von denen mindestens fünf wieder gefangen genommen wurden.
In Malta hängen die Revolten der letzten Zeit unmittelbar mit der Verschärfung der Bedingungen für Migrant_innen zusammen. Diese werden angefeindet und von den Behörden einer strengen Kontrolle unterzogen, die Inhaftierung von bis zu 18. Monaten vorsieht. Immer öfter werden Leute bereits nach wenigen Tagen wieder abgeschoben. Die dazu benötigten Papiere des Herkunftslandes oder eines anderen Staates, der sich zur Aufnahme bereit erklärt, werden immer schneller organisiert. Mittlerweile gibt es zahlreiche Abkommen, insbesondere mit nordafrikanischen Staaten wie Tunesien.
Das Netzwerk migreurop bezeichnete die :: "Aufstände der Verzweiflung" als Antworten auf das Kompliz_innentum zwischen Herkunfts- und Transitländern im Namen der "Co-Steuerung" von Migration. Diese Kooperation sei eine Kollaboration mit der kriminellen Abschottungspolitik der EU.
Weitere Informationen im Artikel :: Ausbruch aus Flüchtlingslager auf Malta (06. Feb 2009) und auf :: borderline-europe.de.
Quelle :: borderline-europe.de