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[ 07. Oct 2009 ]

Italien: Freispruch für das Team von Cap Anamur

Schiff Cap Anamur mit den Angeklagten

Es gibt etwas zu feiern an den Grenzen Europas: Jene Personen, die vor 3 Jahren 37 Bootsflüchtlinge aus ihrem Schlauchboot gerettet hatten, wurden vom Vorwurf der 'Beihilfe zur illegalen Einwanderung' freigesprochen

 

Zum überraschenden Freispruch ist es am Mittwoch, 07-10.2009 im Prozess gegen den früheren Chef der Hilfsorganisation Cap Anamur, Elias Bierdel, in Italien gekommen. Das Strafgericht von Agrigent auf Sizilien hat auch den Kapitän Stefan Schmidt, sowie den russischen Offizier Russe Wladimir Dschkewitsch freigesprochen, berichteten italienische Medien am Mittwoch.

37 Bootsflüchtlinge aus Schlauchboot gerettet
Bierdel, Schmidt und Dschkewitsch waren wegen 'Beihilfe zur illegalen Einwanderung' angeklagt worden, weil sie vor fünf Jahren 37 afrikanische Bootsflüchtlinge aus einem Schlauchboot gerettet und nach Italien gebracht hatten. Die Staatsanwaltschaft hatte je vier Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 400.000 Euro für Bierdel Schmidt gefordert. Seit drei Jahren ist der Prozess im Gange, immer wieder war der Urteilsspruch verschoben worden. Der Fall Cap Anamur wird als Präzedenzfall gesehen: Ein Schuldspruch hätte demnach als Abschreckung weiterer Rettungsaktionen gegolten.

Elias Bierdel sagte am Dienstag gegenüber Deutschlandfunk, er bereue die Rettungsaktion nicht und erwarte einen 'ein rauschenden Freispruch und eine anschließende persönliche Entschuldigung durch den Staatspräsidenten Italiens'.

Bierdel betonte, dass Menschen in großer Zahl an der EU-Außengrenze ertränken, verdursteten und von europäischen Grenztruppen abgewehrt würden. Er fordert die deutsche Bundesregierung auf, bei den Flüchtlingsdramen auf See stärker Verantwortung zu übernehmen.

'Rettung darf nicht geahndet werden'
Die Hilfsorganisation Cap Anamur reagierte mit großer Erleichterung auf den Freispruch ihres früheren Vorsitzenden. 'Der Freispruch ist das folgerichtige Urteil eines fragwürdigen Strafprozesses. Denn die Rettung von Menschenleben darf nicht juristisch geahndet werden', erklärte das Notärztekomitee am Mittwoch in Köln unmittelbar nach dem Urteil des Strafgerichts im italienischen Agrigent.

'Selbst der Staatsanwalt musste in seinem Plädoyer anerkennen, dass die 37 Menschen ohne das schnelle und beherzte Eingreifen der "Cap Anamur"-Crew ertrunken wären', betonte die Organisation in Köln. Zivilcourage dürfe nicht bestraft werden. 'Es ist ein wichtiger Tag für die humanitäre Arbeit und ein Erfolg für die Menschlichkeit', sagte die Vorsitzende Edith Fischnaller. 'Rettung ohne Wenn und Aber in größter Not ist ein unumstößlicher Grundsatz von Cap Anamur. Wir werden da weiter machen, wo immer unsere Hilfe benötigt wird und Leben retten.'

Artikel übernommen aus DerStandard.at, 07.10.2009