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[ 29. Jun 2000 // letzte änderung: 29. Jun 2000 ]

Zur Sexismus Debatte, zum Frauenblock und zur Unerträglichkeit einer männlichen Welt

seit tagen geistert nun die diskussion um den frauenblock auf der do-demo vom 22.6.00 vor allem im MUND herum. die art und weise der kritik, vor allem von männern vorgebracht, erscheint mir unerträglich und dumm.

 

frauen werden in der diskussion in eine rolle gedrängt die sie beinahe mit gewalt dazu zwingt den block zu verteidigen. das müssen sie mal wieder alleine tun, denn die herrn der schöpfung sind beleidigt weil sie einmal aus dem rampenlicht gedrängt wurden und in die zweite reihe verwiesen wurden. Die texte sind zum teil offen sexistisch und wieder angriffe gegen frauen. Der widerst@ndMUND schreibt im ediorial, dass keine sexistischen texte veröffentlicht werden. Ich bitte euch das auch durchzusetzen und eben in dem von euch definierten rahmen "zensur" einfzuführen. In der debatte fällt mehrmals auf, dass die texte die von frauen an den mund gesandt wurden gekürzt oder kommentiert wurden. Das sexistische männergeschwafel nie!

da drängt sich mir schon die frage auf, woher kommen diese kritiken, was bewegt männer dazu sich damit und in dieser art so intensiv auseinanderzusetzen und beinahe panisch ihre vormachtstellung zu verteidigen. Ich will versuchen einen kurzen beitrag zu dieser disussion zu liefern. Der text ist naTürlich eine verkürzung der eigentlichen gesellschafltichen konstruktion. die diskussion fällt bibliotheken und das sind nur zwei seiten.

zum herrschenden verhältnis:
die gesellschaft in der wir sozialisiert werden ist patriachal. diese fundamental in die soziale welt eingeschriebene herrschaft der männer erhebt den anatomischen unterschied der geschlechtsteile zwischen männern und frauen zu einer beinahe gottgewollten, naTürlichen ordnung. jede veränderung wird durch die existenz dieses anatomischen unterschieds verhindert. grundsätzlich sind wir nicht geschlecht, sondern wir reproduzieren geschlecht. das soziale geschlecht (gender) das ein mensch annimmt wird von kindheit an in sie/ihn geprägt. dieses ansozialisierte rollenverhalten führt dazu, dass sich die verhältnisse nicht verändern. dass geschlecht nicht ist, sondern konstruiert wird führt in der diskussion jedoch meist nur dazu, dass sich männer vor den kopf gestoßen fühlen wenn sie erfahren, dass sie so wie sich das denken nicht einmal existieren. also runter mit dem männlichkeitswahn!

die form der unterdrückung ist oft verdeckt und unsichtbar. noch werden weltweit über 80% der nötigen arbeiten von frauen durchgeführt. noch immer sind über 80% der besitztümer in männerhänden. gerade im kapitalismus ist es ein dauerzustand dass die mehrwertproduktion in erster linie von frauen erarbeitet wird. durch reproduktionsarbeiten im haushalt, die mit kindererziehung, kochen, waschen, putzen ... erst dafür sorgen, dass männer ihren berufen nachgehen können. diese arbeiten, die für die produktion von waren und dienstleistungen unbedingt nötig sind werden nicht bezahlt. es handelt sich um sklavendienste, die dann in der nächtlichen sexarbeit (naTürlich auch gratis) gipfeln. dieser erarbeitete mehrwert ist der eigentliche gewinn der kapitalistischen warenproduktion, der dann meist unter männern aufgeteilt wird.

vor allem in den mittelschichten ist wohl schon einiges dieser strukturen aufgebrochen. der zugang zur bildung und zur erwerbsarbeit ist egalitärer geworden und zeigt sich selbst als permanent gleichberechtigt. zu einer veränderung der machtverhältnisse hat es nicht geführt. eher zu einer doppelten belastung, denn die reproduktiven arbeiten, wie haushalt und kindererziehung usw. werden weiter meist von frauen erledigt.

frauen sind in der gesellschaft vom öffentlichen raum ausgeschlossen und bei den wenigen öffentlichen auftritten meist mit amÃŒsierter nachsicht behandelt. sie nehmen am spiel um die macht nur sehr selten teil und sind oft mit emotionaler, solidarischer verbundenheit über einen mann am diskurs beteiligt. d.h. sie nehmen meist nur über stellvertreter an der gesellschaft teil. männer stehen im öffentlichen raum, nach dem isotomieprinzip, dem prinzip der gleichen ehre, dem symbolischen kapital des mannes, immer im mittelpunkt. daher beziehen sich männer in der öffentlichkeit auch meist nur auf männer, da sie nur in diesen einen ebenbürtigen partner oder gegner ausmachen. diese trennlinien, die das private vom öffentlichen trennen und männern das öffentliche überlassen und frauen ins sog. private drängen, führen dazu dass in der gesellschaft männliche dominanz festgeschrieben ist/wird.
all diese verhältnisse führen dazu, dass zwischen frauen und männern ein permanentes gewaltverhältnis besteht. dieses verältnis führt zu ausbeutung, unterdrückung und sexualisierter gewalt bis zur vergewaltigung und zum mord.

zu den demos:
wenn frauen auf einer gemischten demo einen eigenen block bilden ist das kein spaltungsversuch sondern nur eine abgenzung gegen jene von denen sie seit jahrtausenden unterdrückt und ausgebeutet werden. es kann sogar noch eher als ein versuch gesehen werden - trotz der HERRschenden verhältnisse - bei gemeinsamen anliegen, wie dem widerstand gegen die rechts/rechtsextreme koalition, mit männern zu demonstrieren. die unterdrückung von frauen ist wie oben schon beschrieben nichts was sich auf einige wenige gesellschaftliche randgruppen beschränken lässt und daher den widerstand, der ja so aufgeklärt und fortschrittlich ist nicht tangiert. das verhältnis ist in bürgerlich konservativen schichten das gleiche wie in fortschrittlichen und/oder linken zusammenhängen.

der beliebteste nebenwiderspruch der welt:
gerade auf den demos wurden immer wieder frauen sexuell belästigt und unterdrückt. das führte dazu, dass einige frauen einfach nicht mehr zu den demos kommen. andere wollen sich im öffentlichen raum sichtbar machen, bilden einen block, führen die demo an und skandieren profeministische parolen.
dafür wird ihnen von männern vorgeworfen die demos zu spalten und zuviel raum (sic!) für sich zu beanspruchen. männer sehen sich genötigt hinter dem block zu gehen und ihn permanent verbal und tätlich anzugreifen. dann argumentieren sie damit, dass sie ausgeschlossen werden. tatsächlich geht es aber doch nur darum, dass sie ihre Führungsrollen nicht mehr für sich beansprochen können und, für die wenigen stunden dieser demo, das gesellschaftliche gewaltverhältnis zwischen männern und frauen verändert(?) wurde. nun wird laut, was frauen seit sie sich gegen männer auflehnen zu hören kriegen, nämlich, "darum geht es jetzt nicht, der hauptfeind ist die regierung ...". damit wird das patriarchat wieder als ein nebenwiderspruch abgetan. wieder wird frauen erklärt, sie sollen warten mit ihren anliegen, bis irgend ein anderes erledigt ist. bis sie an der reihe sind halt. nämlich so lange bis es ihre unterdrücker zulassen dass sie sich auflehnen. dann aber wahrscheinlich nie.

ein anderer umgang:
anstatt feministische anliegen permanent abzutun und für unwichtig zu erklären, könnten männer auch versuchen anders damit umzugehen. die eigene männliche identität zu hinterfragen, die sie dazu bringt keine abweichung von der "natürlichen ordnung" zuzulassen. auch männer sind gefangene dieses systems auch wenn sie ständig davon profitieren. jeder mann hat beständig die pflicht seine männlichkeit zu beweisen um diesen "adel der männlichkeit nur ja nicht zu verlieren. schluß damit - endlich.

liebe und kraft
ein typ von für eine welt ohne rassismus