Immer noch befinden sich 300 Migrant _innen in Griechenland seit dem 25.1.2011 im Hungerstreik um für ihre Rechte und gegen die EU-Einwanderungspolitik zu kämpfen.
Die regelmäßigen Solidaritäts-Demonstrationen in Athen und Thessaloniki helfen den Hungerstreikenden sich nicht durch die Sturheit der Regierung zur Aufgabe des Streiks verleiten zu lassen. Erst vergangen Freitag lief das Ultimatum der Regierung für die von den Migrant_innen besetzten Gebäude aus. Schließlich sind die hungerstreikenden Migrant_innen ja "eine Gesundheitsgefahr für die Gesellschaft", so der Gesundheitsminister von Griechenland. Doch was hat sich geändert seit der Streik begann und wie stehen die Chancen auf ein erfolgreichen Ausgang des Kampfes?
Seit mehr als drei Wochen befinden sich nun die 300 Migrant_innen im Hungerstreik. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Männer, die Frauen und Kinder haben und von denen die meisten schon seit mehreren Jahren in Griechenland leben. Sie kamen hierher, weil sie vor Arbeitslosigkeit, Kriegen und Armut fliehen mussten. Doch das erträumte Bild von einem besseren Leben fanden sie hier nicht. Dadurch, dass einige Flüchtlinge bis heute nicht "legalisiert" wurden, ist es ihnen nicht möglich medizinische Leistungen zu genießen oder sich juristisch zu wehren, wenn sie bei ihrer irregulären Arbeit keinen Lohn ausgezahlt bekommen. Was bleibt ist nicht ein besseres Leben in Europa, sondern eine wachsende Verzweiflung. Während die EU Mitschuld trägt an der Armut in den Flüchtlingsländern, sehen sie sich trotzdem nicht bereit alle Flüchtlinge aufzunehmen. Im Gegenteil, die Festung Europa zieht ihre Mauern hoch. So plant die Regierung Griechenlands, laut ersten Äußerungen Anfang Januar, einen Grenzzaun an der 206 km langen Grenze zur Türkei zu errichten. "Wir können keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen, unsere Möglichkeiten sind erschöpft. Wir planen deshalb einen Zaun zu bauen, um die illegale Migration abzuwehren", so der griechische Minister für Bürger_innenschutz, Christos Papoutsis. Dieser Zaun würde die täglich 200 - 250 dort ankommenden Flüchtlinge auf gefährlichere Routen zwingen und sie verstaerkt in die Hände von "Menschenhändler_innen"(*) bringen.
Das alles ist es was die Hungerstreikenden kritisieren. Sie lehnen die rassistische Politik der EU ab und fordern die Legalisierung aller Migrant_innen, sowie die gleichen politischen und sozialen Rechte für Alle!
Dabei erfahren die Hungerstreikenden in Thessaloniki und Athen große Solidarität. Regelmäßig werden Solidaritäts-Demonstrationen durchgeführt, an denen sich mehrere hundert Menschen beteiligten. Die meisten Unterstützter_innen kommen aus dem Umfeld antirassistischer Initiativen oder anarchistischer Zusammenhängen. Doch es bleibt nicht nur bei Demonstrationen. Einige Gruppen schrieben Soli-erklärungen, welche zusätzlich Druck auf die Regierung ausüben und Konzerte zugunsten der Migrant_innen sind finden wöchentlich statt.
Am 11.2.2011 kam es weltweit zu Soli-Aktionen. Aktivist_innen in verschiedenen Städten Europas zogen vor griechische Konsulate und verkündeten ihre Solidarität mit den 300 Migrant_innen. Und genau darauf sind die Migrant_innen im Hungerstreik angewiesen. Auf Solidarität aus ganz Europa, denn sonst verlieren sie ihre Stimme gegenüber der Regierung in Griechenland.
Zeigt Solidarität! Verschafft der Verzweiflung der Migrant_Innen Gehör!
Die Situation wird sich in den kommenden Tagen sicherlich zuspitzen, denn zum Einem gerät nach über drei Wochen Hungerstreik allmählich die Gesundheit in Gefahr (erst vor kurzem mussten in Thessaloniki zwei Migrant_Innen ins Krankenhaus. Mittlerweile sind sie jedoch wieder zurück im besetzten Gebäude), zum Anderem ist vergangenen Freitag das Ultimatum der Regierung für die von den Migrant_innen besetzten Gebäude ausgelaufen. Wie die Riot-Polizei in den nächsten Tagen reagieren wird bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass die Polizei, sollte sie die Gebäude tatsächlich räumen, auf heftigen Widerstand stoßen wird. Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb die Räumung bisher ausblieb.
Gebt den Migrant_Innen eine Stimme! Lasst sie nicht alleine!
No one is illegal!
Anmerkung no-racism.net:
(*) Der in diesem Artikel verwendete Begriff "Menschenhändler_in" ist ebenso problematisch wie der Begriff "Schlepper_in", denn beide bedienen sich rassistischer Stereotype, die Migrant_innen als willenlose Opfer zeigen, die den "Menschenhändler_innen" hilflos ausgesetzt sind. Gleichzeitig werden die Migrant_innen als Täter_innen behandelt, die heimlich in die EU eingereist sind. Als alternativer Begriff in der deutschen Sprache bietet sich aus historischer Sicht "Fluchthelfer_in" an, doch ist auch dieser Begriff problematisch, da er lediglich Flucht beschreibt und die Realität von Migration nicht thematisiert.
Artikel übernommen von :: linksunten.indymedia.org, 18. Feb 2011.