Im folgenden ein Rückblick auf den transnationalen Migrant_innenstreik am 1. März 2010 in Frankreich - und ein Ausblick auf den 1. März 2011.
In Frankreich wurde bereits vor einem Jahr, am 1. März 2010, zum ersten Mal ein MigrantInnenstreik organisiert. Nach dem Vorbild der Massenproteste in den USA im Mai 2006 rief das Kollektiv "24h ohne uns" über die Internetplattform :: la-journee-sans-immgres.org am "Tag ohne MigrantInnen" zu Arbeitsniederlegung und Konsumboykott auf. Der konkrete Auslöser für die Initiative des etwa 10-köpfigen migrantischen Kollektivs war die Aussage des französischen Innenministers Brice Hortefeux gegenüber einem jungen Parteimitglied maghrebinischer Herkunft, dass die Anwesenheit eines solchen Menschen nicht schlimm sei, es jedoch zu Problemen komme, wenn es viele davon seien ("Quand il y en a un, ça va. C'est quand il y en a beaucoup qu'il y a des problèmes"). Dies stellte jedoch nur den vorübergehenden Höhepunkt des vorherrschenden, rassistischen und stigmatisierenden Diskurses gegenüber MigrantInnen in Frankreich dar. So wurde der 1. März 2010 auch deshalb als Streiktag gewählt, um an das fünf Jahre zuvor beschlossene Einwanderungsgesetz "CESEDA" zu erinnern, mittels dessen ein Migrationsregime etabliert worden war, das ausschließlich auf ökonomischen Nützlichkeitskriterien basiert - vergleichbar mit der Einführung der "Rot-Weiß-Rot-Karte" in Österreich.
Vor diesem Hintergrund bestand das zentrale Ziel des Kollektivs und dessen UnterstützerInnen vor allem darin, gegen den Diskurs über migrantische ArbeiterInnen und Sans-Papiers aufzutreten und die wesentliche Rolle von MigrantInnen für das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in Frankreich sichtbar zu machen. Trotz nur sechs Monaten Vorbereitungszeit gelang es den AktivistInnen am 1. März 2010 denn auch, etwa 7000 Menschen in ganz Frankreich zu mobilisieren. In insgesamt mindestens 17 Städten (Paris, Nice, Marseille, Villeneuve sur Lot, Lille, Rennes, Nantes, Amiens, Orléans, Lyon, Reims, Verdun, Saint-Etienne, Nancy, Toulouse, Montpellier, Straßburg) fand eine Bandbreite von Sit-ins, Diskussionsveranstaltungen, Solidaritätskonzerte uvm. statt. Alleine in Paris versammelten sich etwa 3000 Menschen zu Kundgebungen vor dem Panthéon und dem Rathaus. Auch wenn die Beteiligung französischer Gewerkschaftsverbände auf Solidaritätserklärungen beschränkt blieb, konnte somit ein kämpferisches Signal gegen Rassismus und für gleiche Rechte für ALLE gesetzt werden.
Ein Signal, das auch heuer, am 1. März 2011, wieder in Frankreich gesetzt werden wird:
Das sehr breite Bündnis "1er mars. La journée sans les immigrés" plant erneut Aktionen in ganz Frankreich. Die Breite dieses Bündnisses schlägt sich dabei auch in den Forderungen nieder (für das Manifest in der engl. Version siehe: http://www.la-journee-sans-immigres.org/pages/our-manifest-english-translation-2549727.html).
Bereits im Vorfeld des 1. März wurde eine Onlinepetition verfasst, in dem das Ende von Stereotypisierung und Kriminalisierung gefordert wird. Dieser ganz hier online unterzeichnet werden :: petitionenligne.fr.
In Saint Etienne findet um 16.00 ein Runder Tisch mit verschiedenen ExpterInnen zum Thema Migration statt, im Anschluss daran wird in Saint Etienne gefeiert. Ähnliches ist auch in Paris geplant, um 12.00 findet ein Flashmob am Place de la Bourse statt, bevor zu einer Diskussion und einer kleinen Abschlussfeier mobilisiert wird. In Lyon findet ebenfalls von 12.00 bis 14.00 ein Flashmob statt, anschließend werden die AktivistInnen nach St. Etienne zur Diskussionsveranstaltung fahren. Auch in Marseille, Toulouse, Lille und Orléans sind Flashmobs geplant. In ganz Frankreich rufen die OrganisatorInnen dazu auf, eine gelbe Schleife als Zeichen der Solidarität zu tragen, an diesem Tags nicht zu Konsumieren und auch auf Twitter, Facebook und anderen sozialen Netzwerken sichtbar zu machen, dass der 1. März der Kampftag für Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität für alle ArbeiterInnen ist.
* Das Zitat im Titel dieses Artikels stammt von einem_r französischen Aktivist_in im Interview anlässlich des transnationalen MigrantInnenstreiks im Jahr 2010.