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[ 27. Aug 2011 ]

Erste Eindrücke vom Noborder Camp in Siva Reka

No Border Camp

Am Donnerstag, 25. August 2011 war der offizielle Beginn des Noborder Camps in Siva Reka, zu dem hunderte Leute aus unterschiedlichen Richtungen angereist sind. Am Freitag gab es die erste Demonstration in der Grenzstadt Svilengrad.

 

Schon Tage vor dem eigentlichen Beginn sind Leute angereist, um das Camp am Rande des Dorfes Siva Reka aufzubauen und in der Umgebung auf die Anliegen der Proteste zu verbreiten: Die Menschen in der Grenzregion sollen auf die Gründe von Flucht und Migration aufmerksam gemacht und über die Lage von Migrant_innen in Bulgarien, speziell in den Lagern und Detention Centren, informiert werden.

In einem :: Bericht auf de.indymedia.org wird als Wunsch des Camps angeführt, dem allgemeinen Schengenjubel und der weit verbreiteten Angst vor vermehrter Migration eine kritische Reflexion der Auswirkungen der Verbindungen der Schengen Außengrenze entgegenzusetzen - wie Militarisierung der Grenze und Einkürzungen im sozialen Bereich zu Gunsten der Abschottung gegen "unerwünschte Migrant_innen". Wie in vielen anderen Ländern kommen Stimmen gegen den Schengenbeitritt auch von rechts, z.B. mit dem Verweis auf Flüchtlinge und Migrant_innen, die Bulgarien "überrennen" würden - rassistische Vorurteile, die an die "Existenzängste" vieler Menschen in Bulgarien gerichtet sind.

Die Anliegen gehen noch viel weiter, wie im Aufruf zum Camp zu lesen ist. Als langfristige Ziele werden u.a. die Legalisierung aller Migrant_innen, die Beendigung der Militarisierung der Grenzen und die Schließung aller Lager genannt. Die Schengen-Zone und der kontinuierliche Aufbau einer "Festung Europa" werden abgelehnt.

Schon Tage vor dem Camp starteten Videoscreenings in verschiedenen Orten in der Region, die teilweise gut besucht waren. In den folgenden Diskussionen zeigten die Anwesenden Interesse an einer kritischen Auseinandersetzung und es stellte sich heraus, dass nur wenig Wissen über die aktuellen Veränderungen an der EU-Außengrenze und in den :: Internierungslagern vorhanden ist. Weiters wurde die Frage nach Handlungsmöglichkeiten von Menschen vor Ort gestellt.

Am Camp selbst starteten bereits vor dem Beginn kritische Auseinandersetzungen. So gab die Errichtung eines Bereiches für People of Colour Anstoß zu Auseinandersetzungen über Rassismen innerhalb des Camps. Es stellte sich heraus, dass ein ebenfalls errichtetes Queer-Area kaum hinterfragt wurde, während die Sichtbarmachung von Rassismus zahlreiche Reaktionen hervorrief, was wohl weniger damit zusammen hängt, dass es innerhalb des Camps keine Sexismen gibt, sondern wohl eher damit, dass es in den vergangenen Jahren viele Auseinandersetzungen darum gab. Jedenfalls fand am Eröffnungtag, Donnerstag dem 25. August, eine Diskussion zur Notwendigkeit der genannten Spaces statt, an der sich viele Leute beteiligten. Für die folgenden Tage wurden weitere Diskussionen dazu geplant.

Am Abend kamen einige Bewohner_innen von Siva Reka zum Essen ins Camp, was die Gelegenheit für Austausch und gegenseitiges Kennlernen bot.

Am Freitag gab es eine Demonstration in Svilengrad mit mehr als 300 Teilnehmer_innen, großteils vom Camp. Startpunkt war in der Fußgängner_innenzone, wo mehrere dezentrale Aktionen statt fanden, wie verstecktes Theater zu Grenzen und Global Passport, Straßenkreidemalerei, aufgehängten Infoplakaten und Transparenten sowie dem Verteilen von Flyern. Danach ging es lautstark und mit Sambabegleitung zum Stützpunkt der Border Police, vor dem eine Kundgebung abgehalten wurde und die Leute sich danach wieder nach Siva Reka begaben.

In den kommenden Tagen stehen weitere Aktionen und Workshops am Programm. Am Samstag wird es u.a. symbolische Proteste an den Grenzübergängen zur Türkei und Griechenland geben, für Sonntag sind zahlreiche Workshops, Kino und ein Austausch mit lokalen Leuten geplant. Und am Montag wird gegen das neue Detention Centre in Lyubimetz demonstriert....