Aufruf an alle Flüchtlinge: Protest- marsch von Würzburg nach Berlin - Start 8. September 2012.
"Um Freiheit zu erreichen, darf der Mensch nicht in Reih und Glied stehen, sondern muss die Reihe durchbrechen" (Che Guevara)
Ihr, all die Asylsuchenden, die unter unmenschlichen Bedingungen in Deutschland leben und zuschauen wie euer Leben und das eurer Kinder einen langsamen Tod entgegen gehen, ihr, die wie Gefangene in Lagern gehalten werdet, im Angesicht all der diskriminierenden Bedingungen, die euch zu Bürger_innen zweiter Klasse machen, ihr, die jeden Moment die Abschiebung fürchtet, ihr, die auf der untersten Stufe einer ungerechten Gesellschaft steht und all ihr Gewicht auf euren Schultern tragt, -während ihr der grausamen und unmenschlichen Residenzpflicht gehorchen müsst: JETZT ist die Zeit gekommen, gegen all das aufzustehen.
JETZT ist die Zeit aufzustehen, weil wir nicht länger passiv Zeugen des Todes eines von uns sein möchten, denn die unmenschliche Behandlung der Asylbewerber_innen in Deutschland kann jeden von uns in den Tod treiben.
Die Asylbewerber_innenproteste begannen am 19. März 2012 in Würzburg und haben Asylbewerber_innen in vielen anderen Städten dazu inspiriert, ebenfalls aufzustehen. Nun, 5 Monate später, ist die Bewegung, gestärkt durch die Hartnäckigkeit und den Widerstand der Flüchtlinge, bereit, einen nächsten, viel größeren Schritt zu tun.
Wir werden keine Gesetze respektieren, die uns nicht als Menschen respektieren.
Die streikenden Flüchtlinge in ganz Deutschland, die einen starken und koordinierten gemeinsamen Protest begonnen haben, haben beschlossen am 8. September eine neue Aktion zu starten: Ab diesem Tag werden Asylsuchende auf 2 verschiedenen Routen nach Berlin marschieren um dort der deutschen Regierung zu zeigen, dass auf jede Anwendung des unmenschlichen Abschiebegesetzes eine Reaktion der Bewegung folgen wird. Die Flüchtlinge werden lauter schreien denn je, sie werden ihren Kampf weiterführen, bis die Lager mit ihren katastrophalen Bedingungen geschlossen werden. Mit der Versammlung in Berlin werden die Flüchtlinge aktiv gegen die diskriminierende Residenzpflicht verstoßen, die sie zwingt, sich in einem bestimmten Bereich aufzuhalten.
Diese gut koordinierte Aktion wird allein von Asylsuchenden selbst organisiert und ist unabhängig von jeglichen politischen Parteien oder Gruppen.
Wie oben erwähnt, wird der Marsch nach Berlin gleichzeitig auf 2 verschiedenen Routen stattfinden: Auf der einen werden Flüchtlinge von Würzburg nach Berlin marschieren. Die andere führt mit Transportmitteln über die Flüchtlingslager Westdeutschlands. Beide Gruppen werden gleichzeitig in Berlin ankommen und dort zusammentreffen. Diese Aktion wird zunächst von Asylbewerber_innen aus Bayern und Baden-Württemberg ausgehen, wird sich aber nicht auf diese beiden Bundesländer beschränken. Alle Asylbewerber_innen die in Lagern oder Städten auf dem Weg nach Berlin leben, werden besucht und eingeladen, am Protest teilzunehmen.
Wir rufen alle Flüchtlinge auf, die wie wir diese unmenschlichen Lebensbedingungen nicht mehr ertragen und auf verschiedenste Art dagegen gekämpft haben, sich uns anzuschließen. So können wir mit vereinten Kräften die jahrzehntelangen Kämpfe um menschenwürdige Asylrechte zu ihrem langersehnten Ziel zu führen.
In Berlin werden wir solidarisch Hand in Hand nochmals unsere berechtigten Forderungen vortragen:
- Abschaffung aller Flüchtlingslager in Deutschland
- Abschaffung der Abschiebegesetze. Abschiebung ist unmenschlich und dient nur den politischen und ökonomischen Interessen der Mächtigen
- Abschaffung der Residenzpflicht
An alle Asylbewerber_innen, Flüchtlinge und Immigrant_innen in Deutschland:
Wir alle haben unsere Länder aus verschiedensten Gründen verlassen und kamen in dieses Land in der Hoffnung auf ein besseres und sicheres Leben. Die meisten von uns haben Tausende von Kilometern zurückgelegt, haben dabei alle möglichen Qualen, Gefahren und viel Leid ertragen. Wir haben das alles in Kauf genommen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Nun ist es vielleicht an der Zeit, dieselben Schuhe anzuziehen, die wir auch auf unserer Flucht getragen haben. Nun ist es vielleicht an der Zeit noch ein paar mehr Kilometer zu laufen, diesmal aber nicht alleine, sondern alle gemeinsam für eine bessere Welt.
An die Asylbewerber_innen der südlichen Bundesländer: Am 8. September 2012 werden wir uns alle in Würzburg treffen und wir freuen uns über jeden Einzelnen, der uns begleitet.
An die Asylbewerber_innen der anderen Bundesländer, die unser Anliegen teilen: Wir werden unser Bestes geben, zu euren Lagern zu kommen um mit euch gemeinsam nach Berlin zu reisen.
Für weitere Informationen:
Süd- und Ostdeutschland
Ashkan.Khorasani (at) gmail.com
Tel. 0176 – 798 379 11
Nord- und Westdeutschland
cheislive (at) gmail.com
Tel. 0176 – 693 810 85
Das Organisationskommitee der streikenden Asylbewerber_innen in Deutschland
Spendenaufruf: Schritte für das Leben
In den letzten 5 Monaten, während des Kampfes auf der Straße und unter unterschiedlichen Bedingungen voller Höhen und Tiefen war eure Unterstützung uns stets sicher. Diese Solidarität hat unseren Weg vereinfacht.
Nun mit der offensichtlichen Ausweitung der Kämpfe für eine bessere Welt ist es notwendiger denn je, dass wir und ihr, als Menschen für Menschen Schulter an Schulter miteinander den Kampf führen.
Wir haben das Gefühl, dass wir heute unseren Zielen sehr nahe sind. Für den verbleibenden Weg müssen wir jedoch noch näher zusammenrücken.
Die Bewegung der in Deutschland streikenden Flüchtlinge wird am 8. September 2012 Richtung Berlin aufbrechen. Entlang zweier Routen werden wir zu Fuß und mit dem Bus ganz Deutschland durchqueren. Für die Organisierung und Durchführung diesen großen Schrittes benötigen wir weitere Unterstützung. Wir rufen euch zur finanziellen Unterstützung unseres Kampfes auf, um diese Aktion verwirklichen zu können. Jeder Betrag, mag er auch so klein sein, wird den Kampf stärken.
Die Spenden könnt ihr auf das Konto des Fördervereins der KARAWANE überweisen:
Förderverein Karawane e.V.
Kontonummer: 40 30 780 800 begin_of_the_skype_highlighting KOSTENLOS 40
30 780 800 end_of_the_skype_highlighting
GLS Gemeinschaftsbank eG
BLZ: 430 609 67
Bitte gibt als Verwendungszweck "Protestmarsch Berlin" an.
Wir bedanken uns im Voraus für eure Solidarität.
Koordinationskomitee der protestierenden Flüchtlinge