Marcus wurde bei seiner Abschiebung von den drei ihn begleitenden Polizisten gefesselt und sein Mund mit einem Klebeband verschlossen. Er erstickte! - flugblatt der Rosa Antifa Wien (RAW)
RASSISMUS tötet!
Am 1. Mai 1999 wurde der 25 jährige Nigerianer Marcus O. ermordet. Er wurde bei seiner Abschiebung von den drei ihn begleitenden Polizisten gefesselt und sein Mund mit einem Klebeband verschlossen. Angeblich damit die Passagiere der abschiebenden Fluglinie Balkan Air nicht gestört werden. Marcus O. ist erstickt.
Trauer und Wut hat uns erfaßt, aber diese Trauer und Wut mischt sich mit Verzweiflung, eine Verzweiflung über das Wissen, daß die Ermordung von Marcus O. kein Ausnahmefall ist. Sondern im Gegenteil: Der Mord ist Teil einer Rassistischen Kontinuität! Wenn sie sagen "es ist ein bedauerlicher Unfall" oder nur ein "Ausrutscher" einzelner Polizisten, dann ist das eine schamlose, menschenverachtende lüge! Rassistische Angriffe seitens der Polizei auf nicht "Österreichisch" genug aussehende Menschen, vor allem aber auf Menschen mit schwarzer Hautfarbe, sind an der Tagesordnung! Sie werden aus U-Bahnen gezerrt, bei Fahrzeugkontrollen krankenhausreif geprügelt, gedemütigt, erwürgt, gefoltert-ermordet! Und sie haben keine Möglichkeit sich zu wehren, denn wenn sie ihre Peiniger anzeigen, dann werden sie verurteilt wegen zB.: Widerstand gegen die Staatsgewalt. Denn jeder weiss wie gewalttätig die "drogendealenden Bimbos" (O-Ton einer Richterin: "...sagen's ruhig Bimbo dann tun ma uns alle leichter...") sind. Es sind in letzter Zeit immer mehr fälle von Polizeiangriffen an die Öffentlichkeit gelangt, nicht weil sie vorher nicht vorgekommen währen sondern weil die Polizisten unvorsichtig geworden sind. Kein Wunder, denn alles was über ihre Methoden an die Öffentlichkeit gelangt ist, hatte keinerlei Konsequenzen. Polizisten brauchen keine Konsequenzen zu fürchten. Und wahrscheinlich werden die Mörder von Marcus O. auch keine zu spüren bekommen. Nicht daß wir glauben, daß sich durch eine Bestrafung etwas an der Einstellung der Polizei ändern würde, aber hat dieser Mord, so wie die unzähligen Folterungen und Mißhandlungen, keine Konsequenzen, dann wird in Österreich weiter gemordet!
Und alle sagen sie hätten von nichts gewußt...
"Von einer solchen Abschiebepraxis weiss ich nichts...", bemüht sich Innenminister Schlögl zu versichern, obwohl schon der ehemalige Innenminister Löschnak zugeben mußte, daß Fesselungen und Knebelungen bei Abschiebungen Praxis sind! Der Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit Sika weiss mit rassistischen Aussagen zu glänzen: "... wer weiss, mit welcher Körperkraft DIE (gemeint waren 'Schwarzafrikaner', Anm.) sich wehren ist mit seiner Kritik (über die Fesselung und Knebelung, Anm.) vorsichtig..." Natürlich wehrt mensch sich, wenn er seine Abschiebung in den Tod, Krieg, Vergewaltigung, Folter, Hunger, Armut... erwartet - er hat nichts mehr zu verlieren. Nur schade für Schlögl und Co, daß nicht einmal das als Rechtfertigung für die menschenverachtende Fesselung und Knebelung herhalten kann, denn Flughafenpersonal, sowie die Marcus O. in Schubhaft "betreuenden" Beamten sagen aus, daß kein Widerstand zu erwarten war, beziehungsweise, daß er gar keinen geleistet habe. Und wenn schon, jeder mensch muß die Freiheit haben, sein Leben verteidigen zu können! Die Polit-Prominenz und die Kronen-Zeitung sind sich einig: Das war ein "trauriger Unfall". Also perfektionieren sie den Abschiebe-Apparat. Falls sich manche Fluglinien weigern, Menschen abzuschieben, haben sie schon die Lösung parat: Bundesheerflugzeuge tuns auch, oder die EU koordiniert Sammelabschiebeflüge. Und sich wehrende "Illegale" kann man ruhig fesseln und knebeln, und wenn das eine zu unschöne Optik ergibt, spritzt man die "Illegalen" einfach mit Psychopharmaka nieder (was natürlich schon gemacht wird - nur jetzt wird es wahrscheinlich auch noch per Gesetz betoniert).
...aber wir wissen...
Fesseln, Knebeln, mit Polstern die Schreie ersticken, niederspritzen - das alles ist alltägliche Praxis in der Festung Europa. An den EU Aussengrenzen sind seit 1992 über 1000 Flüchtlinge ums Leben gekommen, die Zahl der Abschiebungen in den Tod ist freilich unbekannt, denn wen scherts, wenn ein "illegaler" Mensch nach der Abschiebung in sein "Heimatland" verhungert, oder gefoltert, vergewaltigt, oder ermordet wird! Abschiebung ist Folter - Abschiebung ist Mord! Egal ob direkt oder "indirekt". Doch auch die fälle von Morden während Abschiebungen häufen sich. Am 22. September 1998 wurde die 20-jährige Nigerianerin Semira Adamu während des Fluges von Belgischen Polizisten mit einem Kissen erstickt, einem Rumänen wurde, von Niederländischen Polizisten, wie Marcus, der Mund verklebt. Er überlebte und sitzt mit Hirnschaden wegen Sauerstoffmangels im Rollstuhl. Das sind ein paar fälle die publik geworden sind, aber wie viele sind nicht bekannt?
Und die Konsequenzen?
Keine! Nicht in Österreich! In Belgien mußte der Innenminister zurücktreten. In Österreich hingegen wird eine regelrechte Unterstützungskampagne für Schlögl und Co gestartet. In Belgien wurden Fluglinien, die bis dahin Abschiebungen durchführten, so unter Druck gesetzt, daß sie sich weigerten weiterhin an dieser Praxis teilzunehmen. In Österreich brüstet sich ein Herr Lauda mit seinem Patriotismus, es sei in einem Rechtsstaat selbstverständlich, daß seine Fluglinie Abschiebungen durchführt, denn das sind ja "Illegale" - die müssen ja weg! Die Krone betreibt verstärkt rassistische Hetze, und schreibt, daß Marcus an seiner Ermordung ja selbst schuld sei. Die "Stimme des Volkes" spricht a la "der ist ja eh wahrscheinlich an einem Koks-Kondom erstickt...!". Die rassistische Hetze der Medien trägt Früchte, die Assoziation "Schwarze sind Drogendealer" ist fast in jedem Kopf präsent! An Rücktritt denkt niemand, die Mörder-Polizisten werden nicht einmal suspendiert! Beim Weinskandal gab es Konsequenzen, bei einem rassistischen vom österreichischen Staat durchgeführten Mord nicht! DAS ist Österreich!
Durchbrechen wir den rassistischen Konsens!
Rassismus tötet!
Kein Mensch ist illegal!
Wir fordern den Rücktritt von Schlögl, Sika und ihrem Vordenker Matzka!
Nieder mit dem rassistischen Polizeiterror!
Stoppt das Morden!
Weg mit allen rassistischen Gesetzen!
Freiheit für alle Schubhäftlinge!
Grenzen auf für alle!
Rosa Antifa Wien (RAW)