In der Nacht vom 26. auf den 27. August 2019 ist im zentralen Mittelmeer ein Massenmord aufgeblitzt. Militärische EU-Macht und NGO-Rettungsversuche sind derart aufeinandergeprallt, dass nun ein grelles Schlaglicht auf die Schreie der Ertrinkenden in der Nacht geworfen ist.
Über das Alarmphone war das Hilferufen, das Wimmern, die Panik zu hören. In der Angst des Ertrinkens konnten die Boat-people, unter ihnen Frauen und Kinder, keine klare GPS-Meldung mehr abgeben.
Ziemlich nah kam das Rettungsschiff „Mare Jonio“ der NGO „Saving Humans“, es befand sich nur noch 30 Seemeilen vor Khoms. Am Tage waren deren Funkkommunikationsmöglichkeiten durch eine „Jamming“-Aktion von Militärflugzeugen oder Drohnen ausgeschaltet worden. Über der „Mare Jonio“ und den Ertrinkenden, wenige Seemeilen entfernt, flogen auch in den Nacht Militärflugzeuge und Drohnen.
Etwas weiter weg hatte das Rettungsschiff „Eleonore“ der NGO „Lifeline“ in allerletzter Minute 101 Boat-people eines anderen Flüchtlingsschiffs retten können.
In der 25-jährigen Geschichte des Sterbens von Boat-people zwischen Libyen und Italien war es der EU darauf angekommen, dass das Sterben und die organisierte unterlassene Hilfe im zentralen Mittelmeer im Dunkeln passiert. Die „Europäische Lösung“ funktionierte, wenn gleichzeitig zum Massensterben ein kleines politisches Rettungsspektakel in Süditalien inszeniert werden konnte.
Die Zeug*innenen des Massenmordes der letzten Nacht, von Alarmphone bis zu „Mediterranea Saving Humans“ und „Lifeline“, sind seit Jahrzehnten aktiv gegen die Abschottung Europas. Es wird darauf ankommen, die Botschaft der Ertrunkenen der letzten Nacht weltweit über die Tagesmeldungen hinaus bekannt zu machen.
Artikel übernommen von :: ffm-online.org, 27. August 2019