Zweiter Tag - 28.6.2000
die verhandlung war für 9.00 uhr anberaumt. bis 18.00 abends lief sie allerdings unter ausschluß der öffentlichkeit. als erster wurde AZ1 einvernommen. der zugang zum verhandlungssaal war durch zwei wega-beamte abgeriegelt. vier zivilpolizisten (einer von der SEK) waren permanent anwesend und bewachten das stockwerk.
zwei weitere AZ`s wurden am vormittag ins gerichtsGebäude (Jugendgericht Rödengasse) gebracht. als die Vernehmung des kronzeuge AZ1 beendet war, erklärte uns der anwensende zivilpolizist, dass nun das stockwerk evakuiert werde und wir daher runter gehen müssen. Auf die frage ob auch die Büros geräumt werden erhielten wir keine antwort. "ich hab keine zeit zum diskutieren". um ca. 18.00 uhr war die einvernahme der AZ`s beendet und der prozess wurde wieder öffentlich gemacht.
es folgte die einvernahme einer reihe von konsumentInnen die behaupteten von afrikanern drogen gekauft zu haben. nur zwei wurden tatsächlich erkannt, wobei einmal die entsprechende zeugin sich weder an den weg zur wohnung des angeklagten erinnern konnte noch an das jahr in dem die Geschäfte angeblich gelaufen waren. sie erklärte zunächst es sei 1997 gewesen. der richter besserte sie aus und meinte 1999. schließlich einigten sie sich ziemlich wortgenau an die vorgaben des richters - protokolliert wurde "vor zwei jahren", also 1998.
auch die anderen zeugen können nicht mehr angeben, als dass sie einige male von einem der angeklagten 0,2g kokain oder heroin gekauft hätten. Wie gut sie sich erinnern können wird nicht wirklich klar, so sagt einer der zeugen, "die schauen alle so gleich aus".
eine der anwesenden zeugInnen ist die heimleiterin aus der zohmanngasse. sie kann sich die vorwürfe die sich ja alle vor ihren augen abgespielt haben sollen nicht im geringsten vorstellen. einen besonderen lebensstil, oder anzeichen von mehr geld konnte sie nur bei einem der heimbewohner feststellen. doch der steht nicht unter anklage, sondern ist kronzeuge und als AZ1 oder helmi bekannt.
schließlich erzählt die zeugin noch wie die 4,5kg kokain in der zohmanngasse gefunden wurden. "die sind hereingekommen und haben sich immer zu zweit neben die zimmerTüren gestellt. auf befehl haben sie alle Türen gleichzeitig aufgerissen und allen afrikanern handschellen angelegt. dann mußten alle aus den zimmern gehen und sich am gang aufstellen. danach wollten die beamten dass ich die Tür zum hof aufsperre". später am telefon wurde der zeugin dann mitgeteilt, dass im hof 4,5 kg kokain gefunden wurden. angeblich sind sie noch schnell aus dem fenster geworfen worden, erklärte ihr der einsatzleiter der polizei.
der richter unterbricht und meint, dass kann so nicht im raum stehen bleiben. "es kann ja auch einer der angeklagten schon vorher aus dem fenster geworfen haben. Es könnte ja auch eine vorahnung gewesen sein".
die zeugin versucht noch einmal darüber aufzuklären, dass sich der vorfall so nicht zugetragen haben kann, "die drogen sind laut polizei neben einer beamtin auf den boden gefallen. da waren schon alle verhaftet und vorher war niemand im hof. die Tür war zugesperrt."
schließlich "rettet" die staatsanwältin noch schnell die situation und erklärt, dass diese 4,5kg kokain nicht gegenstand des verfahres sind. der richter unterbricht die diskussion.