Eine ÖVP-Nahe Werbeagentur bedroht einen Redakteur der Zeitung "SuZ" in einem E-Mail mit einer Klage wegen Ruf- und Kreditschädigung. Die Begründung ist fadenscheinig.
Auf www.no-racism.net/stopMKV - der Internetplattform die anlässlich der Proteste gegen den heurigen Pennälertag des Mittelschüler Kartellverbands (MKV) in Baden entstand - finden sich zwei Interviews, die beide aus der aktuellen Nummer der "SuZ - SchülerInnenzeitung für Baden" entnommen wurden. In einem erklärt ein Vertreter von stopMKV, warum es am 31. Mai eine Demonstration gegen den MKV in Baden geben wird. In einem einem zweiten Interview kommt Gottfried Forsthuber jun. (Landesverbandsenior des MKV NiederÖsterreich, Ex-Obmann der JVP Baden) zu Wort und wird mit den Vorwürfen gegen den MKV konfrontiert.
Der Fall Forsthuber
Für Forsthuber hatte das Interview insofern ein Nachspiel als er kurz danach als Obmann der "Jungen Volkspartei Baden" abgesetzt wurde. Einer Presseaussendung seiner ehemaligen Schäfchen zur Folge, dürfte sogar ihnen das autoritäre Auftreten Forsthubers zu viel geworden sein.
Selbiger versuchte jedenfalls auch via Telefon Druck auf den nun mit einer ziemlich absurden Klage bedrohten SuZ-Redakteur auszuüben. Er wolle, dass das Interview sofort von www.no-racism.net/stopMKV verschwinde, außerdem habe er vieles gar nicht so gesagt.
Via E-Mail ließ er dem Interviewer auch noch "seine" Version des Interviews zukommen in dem er eine antisemitische Aussage strich und einiges ergänzte. Das vergleichsweise stichhaltige Argument, dass das gesamte Interview auf einer Audio-Kassette mitgeschnitten wurde und er alles genau so gesagt hatte, erschien ihm in einem weiteren Gespräch nicht einleuchtend genug.
Der Spam-Angriff
Am Mittwoch, den 15. Mai kam es zu einem Spam-Angriff auf die Mailingliste von stopMKV. In nur wenigen Stunden wurden über 200 E-Mails an die rund 70 AbonentInnen verschickt. Das der Angriff aus ÖVP- bzw. MKV-Umfeld kam, liegt nahe. Da so etwas aber schwer zu beweisen ist, wurde ein solcher Vorwurf niemals von Seiten des Bündnis stopMKV geäußert. Auch in der SuZ war nichts dergleichen zu finden.
Trotz allem bringt sich nun plötzlich eine Badener Werbeagentur ins Spiel, die ohne jemals mit einem derartigen Vorwurf konfrontiert worden zu sein nun plötzlich das massive Bedürfnis hat klar zu stellen, dass man auf keinen Fall etwas damit zu tun habe. Abgesehen davon, dass die Verantwortlichen jetzt wohl ziemlich ins Fettnäpfchen getreten sind, da der Verdacht nun automatisch auf sie fällt, dürfte die Klagsdrohung an die SuZ wohl der Versuch sein das kleine bisschen kritische Berichterstattung, dass in Baden noch vorhanden ist, anzugreifen. In den restlichen (durchwegs ÖVP-Nahen) Badener Medien wurde ausschließlich positiv über den MKV-Pennälertag Ende Mai berichtet.
"Schlagende Verbindungen"
Der aktuellen Ausgabe der Badener Zeitung zur Folge dürfte mittlerweile jedoch auch das verhältnis Forsthuber/J. nicht mehr das beste sein. Schwere Vorwürfe werden derzeit gegen den Badener Juristen Dr. Gottfried Forsthuber sen. (der Vater von jun.) erhoben. Er soll dem stellvertretenden "Jungen ÖVP"- Obmann einen derart schweren Schlag versetzt haben, dass dieser in Folge dessen einen Gehörsturz (Tinitus) sowie eine Gehirnerschütterung davontrug.
J. selbst schildert die Situation gegenüber der "Badener Zeitung" folgendermaßen: "Plötzlich stieg Dr. Gottfried Forsthuber aus einem Auto aus und kam mit dem Satz 'Da sind sie ja, die Demokratenschweine' auf mich zu. Dann versetzte er mir einen heftigen Schlag, sodass ich gegen die Wand geschleudert wurde und aus dem Ohr zu bluten begann und meinte, 'damit du weißt, was ich von dir halte.'"
Warum J. nun ausgerechnet für den MKV und seinen politischen Kontrahenten Gottfried Forsthuber jun. in die Presche springt ist uns allerdings ein Rätsel. Schläge auf den Kopf erhöhen das Denkvermögen wohl doch nicht... ;)
Update April 2013:
Am 26. April 2013 erreichte uns folgender Brief vom Geschäftsführer der Werbeagentur, der zuvor darum gebeten hat, seine Daten und die seiner Firma im obigen Artikel zu anonymisieren.
Widerruf der Klagsdrohung aus dem Jahr 2004
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch wenn es lange her ist, freut es uns, eine alte Sache klären zu können.
Wie die letzten Tage gezeigt haben, sind wir scheinbar im Jahr 2004 einem Irrtum, Missverständnis oder Böswilligkeit eines Dritten aufgesessen und haben aus diesem Grund eine Klagsdrohung geäußert.
Wir wurden damals aufgrund der Aussage einer uns bekannten - unserer Erinnerung nach minderjährigen - Einzelperson aktiv. Angesichts dessen, dass es darüber hinaus keinen Anhaltspunkt gab, stehen wir - und vor allem ich persönlich - nicht an, einzugestehen, dass hier wohl emotional bewegt und ohne Gegenkontrolle gehandelt wurde.
Wir widerrufen hiermit unsere Klagsdrohung wie im Artikel "Pennälertag-Nachspiel: Redakteur einer Badener SchülerInnenzeitung wird mit Klage bedroht" vom 17. Juni 2004 dargestellt.
Der Ordnung halber möchten wir betonen, dass eine solche Klärung wohl immer möglich gewesen wäre, jedoch leider von keiner der beiden Seiten Kontakt aufgenommen wurde.
Mit hochachtungsvollem Gruß