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[ 18. Oct 2005 ]

Die Arena Wien und der strukturelle Antisemitismus

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Auf dem Cover des Programmhefts der Arena für Oktober befindet sich eine USA-Fahne, bei der die fünfstrahligen Sterne durch Davidsterne ersetzt wurden.

 

Im Hintergrund ist eine brennende Skyline zu sehen, im Vordergrund George W. Bush mit nacktem Oberkörper und einem Surfbrett. Das Brett ist in den Farben der US-Fahne lackiert. "Join my new Surf Club (for the rich an white only)", ist darüber zu lesen. Das Bild soll "die Ereignisse in New Orleans nach dem Hurrican Katrina und die üble Katastrophenpolitik der Bushadministration darstellen", heißt es in einem E-Mail eines Arena-Mitarbeiters.

Was auf den ersten Blick ins Auge sticht, ist eine Besonderheit an der US-Fahne auf dem Surfbrett, dass George W. Bush in Händen hält. Neben den weiß-roten "stripes" sind auch drei "stars" abgebildet. Allerdings haben die Sterne nicht fünf Enden wie im Original. Auf dem aktuellen Programmheft der Arena wurden sie durch sechsstrahlige Davidsterne ersetzt.

Das antisemitische Bild des die USA beherrschenden Judentums wird damit ein weiteres Mal von linker Seite breit getreten. Wie immer unterschwellig, wie immer im Bedarfsfall leicht dementierbar. Hier das Dementi aus der Arena:

"Ich möchte vorweg ganz klar stellen, dass uns jegliche antisemitische Agitation fern liegt. Ganz im Gegenteil arbeiten wir als Verein für den antifaschistischen Widerstand. Unsere politischen Inhalte setzen sich ganz wesentlich mit Homophobie, Fremdenfeindlichkeiten und in diesem Kontext natürlich auch mit jeder Form des Revisionismus und Antisemitismus auseinander. Zugeben muss ich trotzdem, dass uns in dem vorliegenden Fall ein Fehler
passiert ist, der mit 'Dummheit' und 'Unwissenheit' nicht mehr zu
entschuldigen ist. (...) Natürlich sind unsere Darstellungen, Kommentare, etc. kontroversiell und auch provozierend gemeint - aber niemals wird daran gedacht Volksgruppen, Glaubensgemeinschaften, jede Form von ethnischen Gruppen, etc. in einen solchen Diskurs einzubinden (würden wir uns gar nicht trauen !!), geschweige denn zu diffamieren, diskriminieren, etc. !! d.h. // niemals wurde daran gedacht den 'Davidstern zu missbrauchen'."


Liest sich schön, lässt aber trotzdem einige Fragen offen. Wenn man sich mit "jeder Form von Antisemitismus" auseinander setzt, wie kann es dann sein, dass man das Thema Struktureller Antisemitismus vollkommen außer Acht lässt? Schließlich geht es nicht darum, dass die Arena "Volksgruppen" oder "Glaubensgemeinschaften" in sein Cover einbindet, was sie ja auch nicht tut (obwohl sie sich davon distanziert bzw. sich nicht "traut", wie es oben heißt). Problematisch ist vielmehr die Uneindeutigkeit, die den strukturellen Antisemitismus ausmacht, der aus dem Cover des Arena-Programmhefts spricht. Das vordergründig gegen die amerikanische Regierung gerichtete Bild wird durch jüdische Symbole ergänzt und so in ein in Österreich durchaus gängiges Chiffre eingepasst: Dem angeblich von Juden gesteuertem Amerika, von der extremen rechten gerne mit dem Synonym "Ostküste" umschrieben. "Volksgruppen" oder "Glaubensgemeinschaften" sind dazu nicht nötig - die drei Davidsterne sind Hinweis genug.

Die antisemitisch motivierte Veränderung von US-Symbolik hat jedoch keineswegs die Arena Wien erfunden. Etwa "reitete" schon bei den Anti-WEF-Protesten in Davos ein Sheriff mit gelbem Davidstern als Symbol für eine von den USA beherrschte und von den Juden im Hintergrund gesteuerte Welt durch die Demo. Surft man etwas durchs Internet, finden sich auf vielen vermeintlich linken Homepages USA-Fahnen mit Davidsternen oder Elementen der israelischen Fahne.

Trotz aller Distanzierungen ist auch die Arena selbst in punkto linkem Antisemitismus kein unbeschriebenes Blatt. Etwa durfte dort im Jahr 2003 eine Soli-Veranstaltung des der Antiimperialistischen Koordination nahe stehenden Bündnis "Opernball angreifen!" stattfinden. Die Arena selbst gehörte in der Folge auch zu den offiziellen UnterstützerInnen des Bündnisses, dass sich wiederum gerne von dem antisemitischen Künstler Latuff unterstützen lies. Obwohl die Arena damals von dem antisemitischen Hintergrund von "Opernball angreifen!" in Kenntnis gesetzt wurde, entschied man sich dafür die Veranstaltung stattfinden zu lassen und das Bündnis weiter zu unterstützen. Nicht einmal die Tatsache, dass das Bündnis "Opernball angreifen!" sogar bei den rechtsextremen Wiener Nachrichten Online auf positive Resonanz stieß, konnte daran etwas ändern. Zu einer nachträglichen Distanzierung kam es nie, obwohl man ja angeblich "gegen jede Form von Antisemitismus" ist.

Zwei Jahre und eine antisemitische Entgleisung später will man sich nun eingehender mit dem Thema Antisemitismus auseinander setzen. Dazu soll auch mit dem Forum gegen Antisemitismus Kontakt aufgenommen werden. Das Ziel ist "unsere Definition von Antisemitismus zu festigen und an einer öffentlichen Stellungnahmen zu arbeiten", heißt es dazu von der Arena. Auf das Ergebnis der Auseinandersetzung darf menscn gespannt sein.

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