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[ 22. Aug 2008 ]

Der Standard und die Rassentheorien

Wie leicht Sportjournalismus in rassistische Klischees abdriften kann, führte uns Fritz Neumann in einem Artikel für die Zeitung "Der Standard" drastisch vor Augen. Wir dokumentieren an dieser Stelle einen kritischen LeserInnenbrief.

 

Es ist nicht die "Kronenzeitung" und auch nicht "Zur Zeit", sondern (wieder einmal) der sich linksliberal gebende Standard, der ohne Bedenken rassistische Stereotypen reproduziert. Pseudowissenschaftlich argumentiert Fritz Neumann im Sportteil der Zeitung, warum längst wiederlegte Rassentheorien (die er freilich nicht als solche benennt) aufgrund der Ergebnisse beim 100-Meter-Lauf bei den Olympischen Spielen, wieder zu aktualisieren seien. Dazu erreichte uns ein offener Brief an die Standard-Redaktion, den wir an dieser Stelle dokumentieren wollen.


Sg. Damen und Herren von der Standard-Redaktion, ich bitte um Veröffentlichung dieses Leserbriefes!


Betrifft: http://derstandard.at/?id=1218534173079

In dem Artikel "Da haben wir es wieder Schwarz vor Weiß" öffnen sie bedenkenlos eine Tür, die eigentlich schon geschlossen sein sollte. Bis heute vertreten rechtspopulistische PolitikerInnen völkische Theorien, warum die einen genetisch bedingt besser oder schlechter sein würden als die anderen. Man übersieht, dass in der Leichathletik nicht ein Volk oder eine Ethnie generell dominiert, selbst wenn man heute eine Bestandsaufnahme machen würde. Man denke nur an den Zehnkampf oder an die Mittel- und Langstrecke.
Dass Schwarze in den USA bis in die 1960iger Jahre beispielsweise nicht zur gleichen Zeit das Schwimmbad benutzen durften und keinen Zutritt zu Golfklubs hatten, daran denkt man nicht.

AntisemitInnen sprechen von der Dominanz jüdischer Bankiers und
Diamantenhändler an der Ostküste und in Antwerpen. RassistInnen stellen fest, dass Schwarze im Golfsport oder Schwimmsport selten bis fast gar nicht vertreten seien und KoreanerInnen und JapanerInnen, nun auch ChinesInnen technisch versierter seien, Schwarze hingegen wohl nur Musik machen und laufen könnten, quasi nur für körperliche Arbeit geeignet seien. Roma seien Diebe und Bettler und Nigerianer auf jeden Fall immer Drogendealer, FP und Krone würden das jederzeit mit Zahlen belegen.

Mit solchen scheinwissenschaftlichen Kurzartikeln eröffnen sie die
völkisch-rassische Diskussion, die beim Laufen anfängt und bei anderen
Dingen fortgesetzt wird die Gobineau, Stewart-Chamberlain, Lanz von Liebenfels, usw. schon vorher gedacht haben und die anscheinend noch immer nicht aus den Köpfen verschwunden ist. Demnächst wird man bei der SchülerInnenberatung einem Kind je nach Ethnie mitgeben: Geh laufen, du bist schwarz, beschäftige dich Technik, du bist ein/e (Ost-)asiatIn, studiere Wirtschaft, du bist Jude/Jüdin.

Dieser Artikel wird in kurzer Zeit auf den Seiten des rechtsextremen
Altermdia-Netzwerkes des David Duke auftauchen, da bin ich mir sicher. Der "Artikelschreiber" Fritz Neumann ist sicher (leider) kein Anthropologe, sondern hat wohl schnell gegoogelt, bevor er den Artikel geschrieben hat.

Gruss,
Hassan Medani

(bearb./gek., no-racism.net)