Dieser Bericht von noborder CamperInnen auf Indymedia gibt einen Einblick in das noborder Camp von 23. bis 29. Juni 2009 in Calais, Frankreich.
Waren es am Anfang der Woche ca. 200 Aktivist_innenm die zum noborder Camp in Calais angereist waren, befanden sich in den vergangen Tagen weit mehr als 500 Leute hier. Zusätzlich kamen noch zahlreiche vor allem Jugendliche aus der Umgebung und viele Migrant_innen vorbei, woduch die Zahl der Anwesenden insbesondere in den Abendstunden wesentlich höher war.
Die Polizei war mit einem großen Aufgebot anwesend, laut offiziellen Informationen 2.500 Beamten, u.a. von der Terrorabteilung CRS und den zivilen Cops (BAC). Diese beiden Einheiten der Polizei haben aufgrund ihrer repressiven und faschistoiden Methoden keinen guten Ruf in Frankreich. Überall in der Stadt gab es permanente Kontrollen und von vielen Aktivist_innen wurden die Personalien aufgenommen, um die Archive der Repressionsorgane mit Daten zu füttern.
Die Medien betrieben eine regelrechte Hetze gegen das Camp und der Begriff noborder wurde diffamierend gebraucht. Dies trug jedoch dazu bei, dass es dieser Tage kaum möglich ist, sich in Calais aufzuhalten, ohne etwas von den Protesten mitzubekommen - und dies, obwohl die massive Polizeipräsenz Aktionen in der Stadt nahezu unmoeglich machte, da die Aktivist_innen, selbst wenn sie lediglich Flyer oder die Campzeitung verteilten, nach wenigen Minuten von Polizei umzingelt waren und viele für ein bis zwei Stunden auf die Polizeistation mitgenommen wurden (:: Bericht). Trotzdem gab es immer wieder Versuche, aktiv zu werden. Am Freitag Morgen kettete sich ein Aktivist an ein städtisches Gebäude und blockierte so für kurze Zeit den Haupteingang. Bei dieser Aktion wurden u.a. Tuschen für die Migrant_innen gefordert (:: Youtube Video).
Mehrmals wurde die Autobahn hinter dem Camp blockiert, die direkt zu den Autofähren nach England führt (:: kurzer Bericht und Fotos und :: Presseerklärung (en/fr)). Am Samstag fand eine transnationen Demonstration für Bewegungsfreiheit statt, an der sich 1.300 bis 1.400 Aktivist_innen beteiligten. Einge reisten extra aus Lille, Paris oder Brüssel an (:: Bericht und :: Fotos).
Die ganze Woche über fanden zahlreiche Diskussionen und Workshops statt, von denen es bisher kaum Berichte gibt. Eine Übersicht findet sich im :: Programm, das jedoch nicht alles beinhaltet.
Alles in allem kann das Camp positiv bewertet werden. Es gab viel Austausch mit Migrant_innen und deren von ständiger Repression geprägten Lebensumstände wurde einmal mehr in der Öffentlichkeit thematisiert. Wobei erwähnt werden sollte, dass es zwar Unterstützung sowohl vom Camp als auch sonst von lokalen Organisationen und Einzelpersonen gibt, sie bei ihrer Reise nach Calais und der Weiterreise nach GB jedoch auf sich selbst gestellt sind. Einige sagten, dass es in den letzten Wochen aufgrund der massiven Polizeipräsenz kaum möglich war, die Grenze zu überwinden. Dafür gab es aber weniger Repression in den "Jungles", wie die Migrant_innen ihre behelfmäßigen Unterkünfte in den kleinen Wäldern rund um Calais nennen. Doch wurde die Repression in den vergangenen Monaten massiv verschärft und die rechtsextreme Bürgermeisterin von Calais würde nach eigenen Angaben am liebsten dafür sorgen, dass die Migrant_innen und ihre Bewohnungen komplett aus Calais verschwinden. Informationen dazu finden sich insbesondere in den Ausgaben der Campzeitung Nomade (Links im :: Feature auf at.indymedia.org).
Anzumerken ist ebenfalls, dass das Abschiebelager in Calais für diese Woche gechlossen wurde und die Gefangenen nach Lille gebracht wurden, wo es am Mitwoch früh eine Blockadeaktion gab, bei der einige Aktivist_innen anketteten und 26 Personen verhaftet wurden, mittlerweile aber wieder frei sind. Einigen drohen nun Anklagen (:: Infos auf französisch).
Der Sonntag, vorletzter Tag des noborder Camps, soll vor allem als Ausblick und der besseren Vernetzung dienen und am Montag steht der Abbau des Camps an. Weitere Informationen folgen...
Mehr in den Features auf :: at.indymedia.org und :: linksunten.indymedia.org, weitere Berichte auf französisch und englisch u.a. auf :: calaisnoborder.eu.org, :: lille.indymedia.org und :: indymedia.org.uk.
Artikel übernommen von :: at.indymedia.org, 28. Juni 2009.