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[ 14. Jan 2010 ]

'Jetzt haben wir Angst, viel Angst, wir sind nicht mehr sicher'

Lagerhalle in Rosarno als Quartier für SaisonarbeiterInnen

Interview mit einem Migranten nach dem Pogrom in Rosarno.

 

C.V. aus Ghana, Handwerker im Norden und Saisonarbeiter bei der Zitrusernte in Kalabrien.

"Wir haben Angst, viel Angst, ich möchte weg, nach Bergamo(1) zurück, ich brauche aber das Geld und ich muss auf den Feldern arbeiten". C.V. ist aus Ghana, 30 Jahre. Er ist vor zwei Wochen in Rosarno angekommen, er kommt jedes Jahr zur Ernte der Zitrusfrüchte und kehrt dann zurück nach Norden, um als Saisonarbeiter in den Werkstätten des Handwerks zu arbeiten. Seine Spezialität sind Schmiedearbeiten. Ein junger Mann wie viele andere, der vielleicht etwas mehr "Glück" hat als andere, weil er im Besitz einer regulären Aufenthaltsgenehmigung ist, aber mit seinen Landsleuten im gleichen Boot sitzt, die versuchen, mit irregulärer Erwerbsarbeit, Gelgenheiten zur Legalisierung, Ausbeutung und Prekariat umzugehen.


Wie ist die Revolte entstanden?
Wir wollten keine Probleme, als wir aber gehört haben, dass sie auf zwei Brüder geschossen haben, bekamen wir es mit der Angst zu tun. Alle haben begriffen, dass sie beim Übernachten in der Fabrik nicht mehr sicher waren, da sind wir raus gegangen, um uns zu zeigen und weil wir um Hilfe bitten wollten.

Was passierte dann?
Die Polizei hat uns gesagt, dass wir zurück gehen sollen. Ich sagte meinen Freunden "bleibt ruhig", aber ihr wisst ja, nicht alle sehen das auf die gleiche Weise und mancher hat sich geärgert. Ich habe zusammen mit meinen Leuten friedlich demonstriert, dann bin ich wieder schlafen gegangen, ich habe aber kein Auge zu gemacht, obwohl die Polizei die ganze Nacht hier gewesen ist, um uns zu beschützen. Ich denke, dass sie auch auf mich schießen könnten. Die Situation ist sehr schwierig, die Italiener sind Rassisten und sie behandeln uns wie Tiere.

Du denkst also, dass sie in Rosarno Rassisten sind und dass sie euch verjagen wollen?
Viele sind es, und nicht bloß hier, sondern im ganzen Land. Wenn ich ein Geschäft betrete, werde ich immer schlecht behandelt, oft schreien sie mir auf der Straße hinterher, oder sie sagen Schwarzer zu mir. Sie sagen, dass wir gehen sollen, sie schießen auf uns, wir arbeiten aber für sie. Ich frage mich, warum und weiß es nicht.

Wie ist die Arbeit in dieser Gegend?
Hart, aber so kann ich Geld nach Afrika schicken, ich habe keine Frau aber viele Geschwister. Ich arbeite viel, derzeit Pflücke ich Mandarinen und Orangen, es gibt 20 Euro für den ganzen Tag. Heute haben wir gestreikt und wir sind zum Rathaus gegangen, wir fordern nur Respekt, unsere Rechte und dass wir in Sicherheit leben können. Wir sind Arbeiter. Sie wollen uns nicht mehr, aber auf den Feldern werden wir gebraucht.


Anmerkung:
1 Genau in Bergamo regiert der Bellocco-Clan aus Rosarno...

Dieses Interview erschien im italienischen Original am 09. Jan 2010 auf :: ilmanifesto.it; Übersetzung auf deutsch wurde bearbeitet übernommen von :: euro-police.noblogs.org, 14. Jan 2009.