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[ 09. May 2010 ]

Unfaires Spiel mit Migranten

Kein Mensch ist illegal

Ein Text von Die Bunte Zeitung - The Global Player zur Verhaftung und Abschiebung von 2 Spielern des FC Sans Papiers und zur Umgangsweise mit einem "Integrationsprojekt".

 

Folgender Text wurde von :: Die Bunte Zeitung - The Global Player übernommen


Der FC Sans Papiers hat seit seinem Bestehen viele Niederlagen einstecken müssen, die Meisten aber außerhalb des Spielfelds, denn im Gegensatz zum wahren Leben gibt es für die Sans Papiers beim Fußballspiel neutrale Schiedsrichter und nicht nur Gegner. Gedacht als soziales Sportprojekt mit politischer Aussage, das entrechtete Migranten und Österreicher durch Fußball zusammen bringt, wird der FC Sans Papiers vom Großteil der Wiener Fußballgesellschaft , vom Wirtshauspersonal bis zu den Vorstehern, nur als Provokation aufgenommen- und mit allen Mitteln bekämpft. So fordern fast alle Trainer der gegnerischen Mannschaften vor den Spielen Spielerpasskontrollen - was die Schiedsrichter immer wieder verwundert.

Viel zu oft werden die Spiele durch rassistische Äußerungen von den Zuschauern oder den Gegnern gestört. Nicht zu reden von der allgemeinen Atmosphäre der Respektlosigkeit und Abneigung, die diesem Fußballclub auch ohne Worte entgegen gebracht wird. Man möchte nicht immer alles auf den Rassismus im Fußball schieben, aber es findet sich kein anderer Grund, warum dieser Verein anders behandelt wird als andere. Warum man ihn nicht integrieren will, obwohl er in der offiziellen Liga spielt. Man kann dies alles auf die Bürokratie schieben oder auf einzelne Personen , aber die Tatsache, dass in den acht Jahren ihres Bestehens nur ein einziger Österreicher bei den Sans Papiers mitgespielt hat, spricht Bände. Eine Beamtin vom Innenministerium hat dem FC Sans Papiers bei einem Spiel schon einmal einen heimlichen Besuch abgestattet und im Schiedsrichterraum herum geschnüffelt. Der Schiedrichter weigerte sich ihr die Spielerausweise zu geben. Aber das war sicher nicht der einzige Versuch, sich hier die Informationen für ihr Ethnic Profiling zu erschleichen - und die meisten Mitarbeiter des WFV sind leider keine gebildeten Schiedsrichter sondern voreingenommene Nationalisten, die bei so einer Gelegenheit gerne kooperieren. Diese Tatsachen lassen sehr daran zweifeln, dass der Wiener Fußballverband gar nichts mit den Vorkommnissen letzter Woche zu tun gehabt hätte. Irgendwer hat die Informationen weitergeleitet, wann sie trainieren, wo sie trainieren, welcher Ethnie sie angehören, wer von ihnen wichtig ist fürs Team.

Das Innenministerium bereitete sich lange auf diesen unfairen Angriff vor und besiegelte am Donnerstag den 29. April die größte Niederlage des FC Sans Papiers. Etwa 100 Polizisten stürmten das Fußballfeld und nahmen die überraschten Spieler, die gerade am Trainieren waren, gewaltsam fest. Einige Polizisten lauerten sogar im Gebüsch um den Fußballplatz Marswiese. Es gab kein Fairplay, keine Schiedsrichter - nur den Gegner in Überzahl.

Schließlich wurden gerade zwei Spieler mit Schlüsselpositionen, der Trainer Cletus und der Stürmer Vincent, in Schubhaft behalten. Da sie wieder einmal schutzlos waren, entschied sich die Zivilgesellschaft, die Schiedsrichterrolle zu übernehmen und zeigte dem Innenministerium in Form einer Blockade des Polizeitransporters die rote Karte. Erst standen nur ein paar Menschen vor dem Polizeibus, worin Cletus festgehalten wurde, und hinderten ihn am Weiterfahren. Aber man ist jetzt vernetzt! Also dauerte es nicht lange bis über 300 Personen anwesend waren, um mit Trommeln und Transparenten friedlich auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Die Polizei löste die Blockade gewaltsam auf und steckte 42 Demonstranten auf brutale Weise in Haft.

Dabei wurde im Unterschied zu den Demonstranten kein einziger Staatsbeamter verletzt. Ganz im Gegenteil , die laut Medienberichten "schwerverletzten" Wega-Beamten hatten auf dem Revier in der Rossauer Lände jede Menge Kraft und Energie, die Gefangenen anzuschreien, zu provozieren und zu beleidigen, vor ihnen zu prahlen, dass sie sie anzeigen und ihre Zukunft zerstören werden. Nur vor den Medien und dem Gesetz spielen sie die schwer verletzten Transusen.

Cletus und Vincent wurden auch in dieses Gefängnis gesteckt, ebenfalls völlig unbescholten. Doch im Gegensatz zu den Demonstranten für viel länger. und wer schon einmal auch nur eine Nacht darin verbracht hat, weiß was das heißt; besonders für jemanden wie Cletus, der immer sehr viel Vertrauen gehabt hat in die österreichische Demokratie , aber auch für so einen Freigeist wie Vincent.
Am darauf folgenden Dienstag wurden sie beide schließlich abgeschoben - zusammen mit 20 weiteren Nigerianern, heimlich bei Nacht. Am Vormittag desselben Tages trafen sich zuvor etwa 250 Gegner der Abschiebung zu einem Klagemarsch von der Haftanstalt Roßauer Lände bis zum Asylgerichtshof. "No border no nation! Stop deportation!" wurde gerufen, und auch "Solidarité avec les Sans Papiers!" Einer Delegation der Demonstranten wurde, zusammen mit dem Obmann des FC Sans Papiers Dr. Di-Tutu Bukasa, sogar Eintritt in den Asylgerichtshof gewährt, wo aber dann keine zuständige Person mit ihnen reden wollte. Man forderte sie auf zu warten. Doch die Zeit drängte, weil man wusste, dass die Abschiebung noch am selben Tag stattfinden würde. Deswegen wurde die Demonstration auf den Flughafen Schwechat verschoben. Aber der Kampf gegen das Innenministerium ist wie ein Spiel, bei dem der Gegner gleichzeitig auch der Schiedsrichter ist. Man konnte die Abschiebung nicht aufhalten. Man machte zuletzt noch ein wenig Lärm am Flughafen, versuchte andere Menschen über diese Ungerechtigkeit aufzuklären. Der harte Kern von etwa 20 Leuten, der dann um zehn Uhr nachts von 60 Polizisten begleitet noch am Flughafen wartete, konnte zum Teil aber trotzdem auf einen erfolgreichen Tag zurückblicken. "Das ist ein Sieg für uns! Die ganzen jungen Leute, die sogar bei strömendem Regen hergekommen sind, um für die Rechte dieser Menschen zu kämpfen, haben aufgezeigt, dass es in diesem Land doch noch ein Demokratiebewusstsein gibt!" Sintayehu Tsehay, The Global Player. Und auch am nächsten Tag wurde dieses "Demokratiebewusstsein" nochmals, bei weiteren Demonstrationen, unter Beweis gestellt.

Denn wer kann hier Druck ausüben, wenn nicht die Zivilgesellschaft? Der Staat Österreich selbst ignoriert hier nicht nur seine soziale Verantwortung gegenüber Zuwanderern, (weil er zum Beispiel kein unabhängiges Integrationsministerium zur Verfügung stellt), er bekämpft sogar zivilgesellschaftliche Projekte für MigrantInnen wie den FC Sans Papiers oder Ute Bock , bzw. missbraucht sie für ihr Ethnic Profiling. "Wir leben in einem demokratischen Polizeistaat, der bei solchen Aktionen überhaupt keine Transparenz zulässt! Die Gesellschaft kann aber die Methoden von "No border! No nation!" nicht kritisieren und gleichzeitig die brutalen , undemokratischen und radikalen Methoden der Polizei für gut heißen!", so Di-Tutu Bukasa, The Global Player, FC Sans Papiers.

vs.