Bereits 2007 wurde kritisiert, dass schwarze Menschen im Wiener Innenstadtlokal Floridita nicht eingelassen werden. Fünf Jahre später hat sich daran nichts geändert.
Im Herbst 2011 erschien der Film 'The Help' des Regisseurs Tate Taylor nach dem gleichnamigen Bestseller von Kathryn Stockett. Er handelt von der engagierten Skeeter, die es schafft afroamerikanische Hausangestellte dazu zu gewinnen, mit ihrer Hilfe ein Buch über ihre prekären Arbeitsverhältnisse zu schreiben. Der Film spielt in Mississippi Anfang der frühen 1960er Jahre während der BürgerInnenrechtsbewegung in den USA. Eine gesetzlich fundamentierte Rassentrennung gab es in den Südstaaten der USA bis in die späten 60er Jahre: getrennte Schulen, Theater, öffentliche Verkehrsmittel - um nur einige Beispiel zu nennen.
Was hat dieser Film mit der heutigen Zeit, im speziellen mit Wien zu tun? Immer noch gibt es in Wien Lokale, deren Türstehern es schwarzen Menschen verbietet, einzutreten. Es wird mit 'heute nur Stammgäste', 'das Lokal ist voll' oder ähnlichen Ausreden argumentiert. Wenn man aber mitbekommt, dass während des Gespräches mit den Türstehern Gruppen von weißen Menschen in das Lokal eingelassen werden, muss an diesen Argumenten gezweifelt werden. Dahinter steckt also eine rassistische Türpolitik. So passierte es im vergangen Jahr 2011 auch immer wieder Freunden von mir aus Gambia.
Schon 2007 erschien auf no-racism.net ein Artikel über das beliebte Tanzlokal Floridita im ersten Wiener Gemeindebezirk, in dem ein schwarzen Studenten schilderte, wie ihm der Eintritt verweigert wurde. Es gab sogar eine Protestmail im Anhang. Wie sieht es einige Jahre später aus, hat sich etwas verändert?
Die Antwort lautet leider nein. Die selbe Ausrede bekamen auch meine Freunde mehrmals zu hören: 'Nur für Stammgäste'. Die Türsteher meinten, sie kennen alle Gäste, denn die kommen auch immer während der Woche. Doch wer schon einmal an einem Wochentag im Floridita war, der weiß, dass sich da nicht sehr viel abspielt - wenn es nicht gerade eine spezielles Veranstaltungsprogramm gibt. Vor allem ist es für schwarze Menschen dann auch meist kein Problem in das Lokal zu gelangen - aber wie wird man dann Stammgast?
Es liegt also auch an den Launen der Türsteher, ob einem als schwarzer Mensch der Eintritt gewährt wird oder eben nicht. Wie kann es sein, dass ich als weiße Österreicherin noch nie Probleme hatte in das besagte Lokal zu gelangen, egal an welchem Tag, aber ohne Stammgast zu sein? Das Lokal selbst wirbt auf seiner Homepage damit, die 'Latino-Kultur zu fördern und sie für das internationale und österreichische Publikum in Wien erlebbar zu machen'.
Die Gäste - ob es nun Stammgäste sind oder nicht - müssen darüber informiert werden, welche rassistische Türpolitik dieses 'internationale' Lokal verfolgt und Zivilcourage zeigen. Auch wenn man selbst nicht davon betroffen ist, sollte man sich solidarisch zeigen und wieder einmal mehr seinen Protest zum Ausdruck bringen.
In dem Film 'The Help' von dem ich zu Beginn geschrieben habe, meinte die Mutter von Skeeter: 'Zivilcourage überspringt manchmal eine Generation. Danke, dass du sie unserer Familie zurückgebracht hast.'
Claudia Grobner
Protestmail
Wenn Sie empört sind, schicken Sie bitte folgende Mail an die Leitung von Floridita, Herrn Erick Zott:
erick (at) floridita.at
office (at) floridita.at
Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund mehrerer Beschwerden von Schwarzen Menschen in Wien betreffend das rassistische Auswahlverfahren Ihrer Gäste, fühle ich mich verpflichtet, meine Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen.
Nach dem Wiener Landesgesetzblatt vom 8. September 2004 (Wiener Antidiskriminierungsgesetz) ist mittelbare und unmittelbare Diskriminierung u.a., aus Gründen der Rasse oder ethnischen Herkunft, der Religion, der Weltanschauung, des Alters und der sexuellen Ausrichtung sowie die Anstiftung einer Person zu einer solchen Diskriminierung oder Belästigung verboten (§ 2).
Darüber hinaus ist es nicht zu akzeptieren, dass in Wien ein Lokal wie das ihre, ein internationales Lokal, in dem auch schwarze Künstler und Künstlerinnen sehr oft auftreten und sogar schwarze MitarbeiterInnen ihr Geld verdienen, für so eine Politik steht.
Mit freundlichen Grüßen,
Anlässlich des Berichts über :: Rassistische Türpolitik im Bermuda Bräu schrieb eine Leserin einen ernüchternden Erfahrungsbericht über das Floridita, über das no-racism.net schon 2007 berichtete. Der Bericht soll ermutigen, ein solidarisches Protestmail zu schreiben, aber auch vor Ort die Empörung darüber zu thematisieren, wenn Schwarze nicht eingelassen werden und Gleichbehandlung einzufordern.