Stop Rassistische Türkontrollen!
Oder wie sich trotz einer rassistischen Türpolitik Profit mit Anti-Rassismus machen lässt... eine Intervention auf indymedia.linksunten, übernommen von no-racism.net
Immer noch kommt es in Clubs und Nachtlokalen in Wien und Andernorts zu rassistischen Tür- und Ausweiskontrollen. Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe, Haarfarbe, Sprache oder anderen vermeintlich kulturellen und körperlichen Merkmalen kategorisiert und ohne weitere Gründe von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hinter der Eingangstür ausgeschlossen.
Im Rahmen der transnationalen Refugee-Proteste kam es auch im FLUC, zu rassistischen Kontrollen, Non-Citizens aus dem Protestcamp wurden mehrmals offensichtlich aufgrund körperlicher Merkmale kontrolliert und wegen ihres Aufenthaltsstatus am Zugang zu den Veranstaltungen gehindert.
Als Teil des europäischen (post-)nationalistischen Sicherheitsdispositivs, das an den EU-Außengrenzen anfängt und sich zu den Türschwellen angestammter Clubs der alternativen Musikszene Wien fortsetzt, können rassistische Türkontrollen nicht länger tatenlos hingenommen werden!
Der Kampf gegen das Morden an den EU Außengrenzen beginnt hier!
Solidarisiert euch gegen rassistische Türkontrollen! - Fragt nach dem Grund der Kontrolle/Einlassverweigerung; notiert euch Zeit und Datum der Kontrolle; Schreibt der Geschäftsleitung!
Rassistische Clubs boykottieren! - Jeder Club profitiert von deiner Anwesenheit, auch wenn du nichts konsumierst.
Rassistische Türpolitik öffentlich machen! - Sprich darüber; Schreib darüber!
If [anyone!] can't dance, it's not my revolution! - Emma Goldman
Rassistische Ausweiskontrollen reihen sich neben kolonial-rassistischer Segregation und europäischer Einwanderungspolitik in eine als Ethnic Profiling bekannte und vielerorts bekämpfte Polizeipraxis ein, bei der Personen ohne begründeten Verdacht, ausschließlich aufgrund ihres Aussehens oder ihrer vermeintlichen Herkunft öffentlich kontrolliert werden, schikaniert und kriminalisiert werden. Auch "weiße" Personen die äußerlich nicht dem gängigen (bildungs-)bürgerlichen Ideal entsprechen sind oft von der Problematik hoch frequentierter Polizei- und Einlasskontrollen betroffen. Unterstützt vom spalterischen Bühnenspiel parlamentarischer Parteien und der einseitigen Bericherstattung in den Massenmedien, wird unsere Wahrnehmung so täglich aufs Neue auf ein konstruiertes Bild kulturell und körperlich eingrenzbarer, innerer und äußerer Feinde als Bedrohung der Gesellschaft konditioniert. Diese Praxis, mit der Solidarität unter den Beherrschten verunmöglicht werden soll, dient wie es die Speicherung von Bewegungsdaten durch Telefonnetzbetreiber*innen, die Kriminalisierung sozialer Bewegungen oder der Bau immer neuer Gefängnisse beweisen, lediglich der Schaffung von Zustimmung zu den steigenden Investitionen in eine als Sicherheitspolitik verklärte (sozial-)technologische sowie polizeilich/militärische Überwachung der Gesellschaft und ihrer künstlich geschaffenen körperlichen, geographischen und kulturellen Grenzen.
Besonders in den Clubs die sich selbst gerne einen alternativen Anstrich geben, verkommen die politisch-emanzipativen Ansprüche subkultureller Musik-Bewegungen, mit ihren oft anti-rassistischen, aufständischen Wurzeln zu Werbestrategie für verantwortungsfreien, entkontextualisierten, selbstgefälligen Konsum kommerzialisierter Musik.
So präsentiert sich auch das FLUC mit seinen Dub, Reggae, Jungle, Hip-Hop, etc Partys, sowie als Gastgeber*in der 3. Wiener Integrationswochen und aktuell beteiligt an den "Langen Nächten der Menschenrechte", in einer anti-rassistischen Ethno-Club Manier die politisch korrekter nicht sein könnte. Während der Kampf der protestierenden auf offizieller Ebene unterstützt wird, schreibt die rassistische Türpolitik des Lokals (bei aller vorgeheuchelter Solidarität) alltagsrassistische Ausgrenzung als Fundament faschistoider Übergriffe fort, womit anti-rassistische Widerstandskultur zu einer humanistischen Masche kommerzieller Verkaufsförderung verkommt.
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