Geflohen vor Krieg und Verfolgung in Tschetschenien, werden sie in Österreich erneut verfolgt. Elina, Ruslan und ihre Kinder dringend Solidarität: Druck gegen das Innenministerium, Druck gegen die Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, damit sie endlich aus dem Simmeringer Abschiebehaus heraus und in ein annähernd sorgenfreies Leben zurück kommen können.
Petition von Stop deportation! Refugees welcome!
Elina und Ruslan leben mit ihren fünf in Österreich geborenen Kindern in Wien. Sie flüchteten 2007 aus Tschetschenien - vor dem seit Jahren andauernden Krieg und vor einer politischen Situation, die von Willkürherrschaft und lebensgefährlicher Bedrohung und Verfolgung vonseiten der Regierung und des kooperienden Sicherheitspersonals geprägt ist. Sie hofften in Österreich ein sicheres Leben zu finden, in dem auch ihre Kinder eine Perspektive haben. Durch die Mühlen des Asylsystems wird ihnen jedoch bis heute die Chance auf ein wirkliches Ankommen brutal verwehrt.
Nachdem der Asylantrag 2009 abgelehnt wurde, versuchte die Familie in anderen europäischen Ländern ein gesichertes Leben zu finden, wurde jedoch wegen der "Dublin"-Verordnung wieder nach Österreich abgeschoben. Heute leben sie völlig ohne Geld, bekommen nur eine spärliche Mahlzeit am Tag und sind akut von Abschiebung in ein Land, wo ihr Leben in Gefahr ist, bedroht. Die Familie hat eine über Jahre dauernde Fluchtgeschichte hinter sich. Die fünf Kinder sind im deutschsprachigen Raum aufgewachsen. Sie waren nie in Russland, dies ist ihnen ein vollkommen fremdes Land. Über die Familie wurde im Jänner durch die Außenstelle des Asylbundesamtes in Thalham/Oberösterreich das so genannte "gelindere Mittel" verhängt. Vor mittlerweile neun Monaten wurde sie in das Familienabschiebezentrum in der Zinnergasse in Wien/Simmering eingewiesen.
Was bedeutet "gelinderes Mittel"?
Als vermeintlich "humanere" Alternative zur Schubhaft wird seit einigen Jahren in Österreich das sogenannte "gelindere Mittel" praktiziert. Die Betroffenen können sich zwar in der Öffentlichkeit bewegen, werden aber unter Androhung der Inhaftierung gezwungen, sich täglich bei der Polizei zu melden. So müssen sie jederzeit damit rechnen, plötzlich abgeschoben zu werden – ein Leben auf Abruf. Der Alltag kommt der Situation von Gefangenen mit Freigänger*innenstatus nahe und bedeutet für die Betroffenen permanente Angst und extreme psychische Belastung. Für Elina und Ruslan ist es unter solchen Umständen nicht möglich, ihren Kindern ein kindgerechtes Leben zu bieten, in dem sie sich glücklich entfalten und auf das Lernen für die Schule konzentrieren können.
Wie lebt die Familie im Abschiebehaus?
Im Oktober 2011 wurde auf dem Gelände des Migrant*innenwohnkomplexes "Macondo" in der Zinnergasse in Simmering ein Haus eröffnet, in dem Familien eingewiesen werden, die der Staat abschieben möchte. Nach bisherigem Informationsstand sind manche der Betroffenen eingesperrt, sodass sie das Gebäude nicht mehr verlassen können, andere befinden sich noch im "gelinderen Mittel". Das Haus ist von einem hohen Zaun umgeben und wird von Polizeikräften und Videokameras streng überwacht. Diese Abschiebeeinrichtung wird vom Innenministerium, das in den letzten Jahren immer wieder mit lauter öffentlicher Kritik und Widerstand gegen seine Abschiebepraxis konfrontiert war, als "familienfreundliches Abschieben" verkauft.
Für Betroffene wie Elina und Ruslan und ihre fünf Kinder ist die Situation im Abschiebehaus alles andere als "menschlich" und "familienfreundlich", sondern vielmehr unerträglich. Den Kindern wird der Besuch eines Kindergartens verwehrt. Die Familie hat kaum die Chance die deutsche Sprache zu erlernen. Trotz dieser Umstände hat der Familienvater erfolgreich zu Beginn diesen Jahres die A2 - Prüfung bestanden.
Ruslan betont in Gesprächen, für ihn sei das Schlimmste neben der drohenden Abschiebung, dass sie nicht arbeiten dürfen und dass ihnen gleichzeitig die Grundversorgung und damit jeglicher Zugang zu Geld komplett gestrichen wurde. Und das zu einer Zeit, in der eines der Kinder mit der Schule begonnen hat und vielerlei Ausgaben für Schulbedarf anstehen. Ruslan berichtet auch, dass er, nach den traumatischen Erlebnissen vor seiner Flucht in Tschetschenien, eigentlich eine Therapie bräuchte und dass auch eine Operation für ihn anstehen würde. Beides ist aktuell nicht möglich, da die Familie mit der Grundversorgung auch die Krankenversicherung verloren hat.
Die Mahlzeiten sind viel zu wenig für die 7-köpfige Familie und kommen nur einmal am Tag. Sie sind von schlechter Qualität und entsprechen nicht ihren Essgewohnheiten. "Meine Familie hat nichts zu essen und ich muss Schulsachen kaufen, obwohl wir überhaupt kein Geld haben. Was ich möchte: Dass wir endlich arbeiten können und dass wir aus dem Abschiebehaus freikommen!", bringt es Ruslan auf den Punkt.
Wie ist die Situation in Tschetschenien?
An eine Rückkehr nach Tschetschenien oder anderswo in Russland ist für sie auf jeden Fall nicht zu denken: Ein Familienmitglied wurde in Tschetschenien verhaftet. Ein Bruder lebt mit seiner Familie in Österreich, wo er 2003 Asyl bekommen hat. Warum Ruslan, Elina und den gemeinsamen Kindern dagegen das Abschiebehaus zugemutet wird ist für sie unbegreiflich. In Russland ist der Familienvater von politischer Verfolgung bedroht, so wurde er telefonisch von seiner Familie vor einer Rückkehr gewarnt, die Behörden suchen nach ihm. Ebenfalls sind seine Frau und seine Kinder als seine Angehörigen von Vergeltungsmaßnahmen bedroht.
Nach Berichten von :: Amnesty International wie auch Presseartikeln, die dem Bundesamt für Asyl bereits vorliegen, kommt es in Tschetschenien immer wieder zu extralegalen Tötungen, Entführungen, Folter und Misshandlung von (vermeintlichen) Unterstützer*innen des Widerstandes durch Polizeibeamte und Sicherheitskräfte. Das Regime unter Ramsam Kadyrow wird als repressiv und korrupt eingeschätzt, Menschenrechtsverletzungen wie Folter, extralegale Morde, Entführungen stehen an der Tagesordnung. In den vergangen 10 Jahren sind über 2000 Menschen mittels Verhaftung entführt wurden und bis heute verschwunden.
Eine Abschiebung stellt für die Familie eine Bedrohung für Leib und Leben dar und ist insbesondere für die in Österreich geborenen Kinder unzumutbar und nicht zulässig!
Freiheit für Elina, Ruslan und ihre Kinder! Freiheit für alle Geflüchteten! Abschiebehäuser dicht machen!
Anerkennung des Geburtsrechtes!
Elina, Ruslan und ihre Kinder brauchen dringend Solidarität: Druck gegen das Innenministerium, Druck gegen die Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, damit sie endlich aus dem Simmeringer Abschiebehaus heraus- und in ein annähernd sorgenfreies Leben zurückkommen können.
Ob Schubhaft, "gelinderes Mittel" oder Familienabschiebezentrum: Es gibt kein menschenwürdiges Abschieben!
Die einzige Alternative heißt Bleiberecht, gleiche Rechte, Recht auf Bildung und Arbeitsmarktzugang sowieso Bewegungsfreiheit für Alle!
Empfänger_innen:
Lukas Rehberger, Verein Menschen leben
BM.I, Pressestelle des Innenministeriums
Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Direktion
BM.I, Bürgerservice und Auskunftsstelle
Petition unterzeichnen auf :: change.org