In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 2014 verübte eine Gruppe von Neonazis einen Angriff auf die Geflüchteten im Lager Fieberbrunn/ Bürgelkopf in den Tiroler Alpen. Von Behörden und Medien wurden die Attacken gegen die in aufgezwungener Isolation lebenden Menschen verharmlost.
Die Angreifer_innen feuerten Schüsse ab, warfen Feuerwerkskörper und skandierten rassistische Hassparolen. Über den Angriff wurde zwar breit berichtet, die gewalttätigen Faschist_innen jedoch meist verharmlosend als "Gruppe von Jugendlichen" oder "Hooligans" dargestellt.
Die Geflüchteten auf dem Bürgelkopf wehren sich indessen gegen ihre unerträgliche Situation: Mindestens 11 von ihnen waren zeitweilig in den Hungerstreik getreten. Die Geflüchteten fordern, umgehend ihre Unterbringung im Isolationslager auf dem Bürgelkopf zu beenden und ihnen das Wohnen an einem sicheren und menschenwürdigen Ort zu ermöglichen. Den Hungerstreik haben die Geflüchteten vorerst ausgesetzt, nachdem sie einer Gruppe von PolitikerInnen (u.a. National- und Landtagsabgeordnete von SPÖ und Grünen), die das Lager am Freitag, 31. Oktober besucht haben, ihre untragbare Lage deutlich gemacht hatten. Der dringend notwendige Umzug steht bislang aus: Zum einen ermutigt die isolierte Lage gewalttätige Angriffe in einem gesellschaftlichen Klima, in dem sich Nazis im Einverständnis mit den rassistischen Einstellungen vieler anderer ÖsterreicherInnen wissen. Auf Schutz durch die Polizei können sie dabei nicht verlässlich zählen: So gab es laut Berichten von Zeug_innen in der ersten Nacht nach dem Angriff keinen "Polizeischutz" vor Ort, sodass einige der Geflüchteten selbst Wachschichten organisieren mussten.
Generell ist es für die Bewohner_innen am Bürgelkopf unzumutbar, ohne Geld, Transportmittel und funktionierenden Handy- und Internetempfang auf einem abgelegenen Berg von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Sie fordern ein Ende der Isolation und wollen den Bürgelkopf verlassen.
Die Bundesbetreuungseinrichtung Fieberbrunn ist eine Außenstelle der zentralen :: Erstaufnahmelager Traiskirchen und Thalham und wurde erst vor wenigen Monaten neu eingerichtet. In dieser Zeit kam es zu mehreren Beschwerden in folge des Verhaltens der Behörden. Die Verwaltung und "Betreuung" hat das Innenministerium, ähnlich wie in einer Reihe anderer "Bundesbetreuungseinrichtungen" an die private "ORS Service GmbH" outgesourced - die im Übrigen aktuell eine_n neue_n Betriebsleiter_in für das Lager am Bürgelkopf sucht.
In Solidarität mit den protestierenden Geflüchteten am Bürgelkopf in Fieberbrunn/Tirol:
Kein Fußbreit für Faschist_innen und Rassist_innen!
Keine Geschäfte für ORS Service und andere auf dem Rücken von Geflüchteten!
Umzug jetzt - Isolationslager am Bürgelkopf schließen!
Aktiv werden
Möglichkeiten zur Solidarität mit den im Isolationslager lebenden Menschen wären beispielsweise Besuche und Solikundgebungen vor Ort oder Proteste, wie Kundgebungen, Anrufe, E-Mails und Faxkampagnen beim für die Bundebetreuung zuständigen Innenministerium (BMI) sowie der vom BMI mit der Betreuung beauftragten Firma ORS Service (Mooslackengasse 17, 1190 Wien; Tel +43-(0)1-23060-3600; Fax: +43-(0)1-23060-3601; info (at) orsservice.at; www.orsservice.at).
Menschen, die nach Europa flüchten, brauchen keine Isolation und rassistischen Attacken - sie benötigen aktive Solidarität und die Möglichkeit, sich hier ein neues Leben aufzubauen!