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[ 14. Sep 2015 ]

Die Zeit der Menschlichkeit ist vorbei

Hände

Seit gestern, 13. Sep 2015 am Abend gibt es wieder Passkontrollen (unter anderen) an der Grenze zwischen Österreich ud Deutschland. 1500 PolizistInnen wurden dafür abkommandiert. Der Zugverkehr wurde eingestellt. Und in einem Nebensatz verkündet der Inneminister, dass Dutschland selbstverständlich an Dublin III festhält. Die Normalität kehrt zurück. Die Zeit der Menschlichkeit ist vorbei.

 


Es waren die PolitikerInnen, die sich gegenseitig auf die Schulter klopften, die sich für ihre "Menschlichkeit" in der "Flüchtlingskrise" lobten und sich so feiern ließen. Es waren PolitikerInnen, die andere PolitikerInnen beschimpften, weil sie "soo Unmenschlich" seien. Trotzdem wurden Menschen weiterhin in das Land der bösen PolitikerInnen geschickt, weil im Land der guten PolitikerInnen angeblich kein Platz ist. Trotz der ganzen "Menschlichkeit" wird die Außengrenze nicht aufgemacht. Der Zaun, den sie vor kurzem an der bulgarisch-türkischen Grenze errichten ließen, bleibt abweisend. Und so müssen Menschen weiterhin die gefährliche Bootsreise nach Griechenland machen. Erst gestern sind dabei wieder 30 Menschen ertrunken.

Wir hatten nicht einmal ein müdes Lächeln für die lächerliche Show übrig. Wir hatten besseres zu tun. Wir sahen, dass Grenzen ein Kronstrukt sind, das zerfällt, wenn wir uns kennen lernen. Wir sahen, dass all die Polizeigewalt, die Zäune, Mauern und Meere Menschen mit Hoffnung nicht aufhalten kann. Denn das, was sie Krise nennen, ist für uns Hoffnung. Und wir sahen, was wir mit Solidarität, Selbstorganisation und Entschlossenheit erreichen können. Gemeinsam sahen wir, wie der unberührbar scheinende Koloss Festung Europa ins Wanken geriet. Er fiel nicht. Aber es gelang, einige, große Löcher in ihn zu schlagen.

Nun dreht sich der Wind. Die Menschlichkeit muss wieder Grenzen haben. Die Geduld darf nicht zu stark strapaziert werden. So heißt es. Und deswegen muss es wieder Unmenschlichkeit geben.

Doch PolitikerInnen und Regierungen aller Länder und Schattierungen lasst euch eins gesagt sein: Wir wissen, dass wir die Zeit der Menschlichkeit erneut schaffen können. Und wir wissen, wer uns dabei im Weg ist.

Dieser Kommentar erschien zuerst am 14. Sep 2015 auf :: linksunten.indymedia.org.