Ein vielfältiges und -stimmiges Zeichen gegen Abschiebungen wurde am 17. und 18. Februar 2018 quer durch Europa gesetzt. Zahlreiche Initiativen beteiligten sich am europaweiten Aktionswochenende. Im folgenden eine Übersicht zu den Protesten in Österreich.
An verschiedensten Orten über Österreich verteilt fanden am 17. und 18. Februar 2018 Aktionen, Proteste und Veranstaltungen zum F18 - dem internationalen Aktionstag gegen Abschiebungen - statt. Von Menschen aus sehr verschiedenen Lebens- und Erfahrungshintergründen, die mit unterschiedlichsten Ausdrucksformen dem gemeinsamen Kampf gegen die herrschende Abschiebepolitik eine vielstimmige Sprache verleihen:
Eine Demo gegen Abschiebungen nach Afghanistan und gegen den EU-Afghanistan-Abschiebedeal von der afghanischen Botschaft durch die Wiener Innenstadt, an der sich gemeinsam mit Geflüchteten aus Afghanistan u.a. die "Omas gegen Rechts" sowie eine Delegation von Menschen aus Tschetschenien beteiligten.
Kundgebungen gegen Abschiebungen in den Stadtzentren von Innsbruck, Salzburg und Oberwart. In Salzburg u.a. mit einem "Gewinnspiel" für eine Reise nach Afghanistan - wohin niemand wollte, weil es, wie vielen Geflüchteten mehr als klar ist, kein sicheres Land ist.
Eine Performance von PPC-Airlines - der Fluglinie, die niemanden abschiebt und nicht nach Pässen und Visa fragt - am Flughafen Wien.
Ein Gesprächsabend zu Abschiebungen und was es dagegen zu tun gibt von der Initiative "Lamprechtshausen hilft" bei Salzburg, mit gemeinsamem Genuss von afghanischen Köstlichkeiten und Salzburger Gebäck.
Ein Bowlingabend im Zeichen des Aktionstages gegen Abschiebungen von einer lokalen Initiative aus Hallein.
In Wien außerdem noch ein Fußballmatch von PlayTogetherNow und Kicken ohne Grenzen in Solidarität mit Geflüchteten und gegen Abschiebungen sowie eine spotane Theateraktion am Volkstheater.
Dann noch ein "Stop Deportation"-Transparent mit bunten Rauchschwaden über der U-Bahnstation Burggasse als Solidaritätsgruß gegen die österreichische Abschiebepolitik und das europäische Grenzregime.
Und nicht zuletzt in den Abendstunden eine Konzertkundgebung "Break the deportation culture" mitten im Zentrum der politischen Macht der Republik Österreich am Ballhausplatz - mit den HipHop-Acts Omid und Majid, MahamadReza Shah, Kid Pex, EsRaP und DACID GO8LIN, sowie mit Hans Breuer, Clara Luzia, Lukas Lauermann, Jelena Poprzan, Pocco Peyote, Sakina Teyna, dem Hor 29 November und dem Antifaschistischen Ballet.
Neben vielen afghanischen Aktivist*innen auch mit dabei: feministische und antifaschistische Initiativen sowie "Afro Rainbow" (:: facebook.com/afrorainbow), eine Selbstorganisation von LGBTIQ-Personen aus afrikanischen Ländern. Letztere wiesen in ihrer Rede eindringlich darauf hin, dass vielen ihrer Mitglieder im Falle einer Abschiebung in die Herkunftsländer homophobe Verfolgung und Gewalt droht. Sie werden durch die Angst vor der Polizei in die Illegalisierung gedrängt werden.
Der F18 hat einen Eindruck davon vermittelt, dass es nicht nur möglich ist, als Initiativen geflüchteter und nicht geflüchteter Menschen, als Alte und Jüngere, als Feminist*innen, Antifas und lokale Unterstützer*innengruppen, als Musiker*innen und Sportsfreund*innen, gegen den alltäglichen Abschiebe-Terror zusammenzustehen, sondern auch Freude und spürbare gemeinsame Stärke bereitet.
Umso notwendiger erscheint gerade jetzt zu versuchen, dass wir nennenswert mehr werden, die gemeinsam bereit sind, Abschiebungen praktisch zu verhindern - und es auch tun.
Praktisches Handeln tut gerade in den kommenden Monaten Not, im Angesicht einer rechts-rechtsextremen Regierung, die mit allen Mitteln Österreichs grauenvolle Position als "Abschiebemeister Europas" behaupten möchte.
Eine Herausforderung zum solidarischen Eingreifen sind u.a. die in den nächsten Wochen und Monaten vom Flughafen Wien aus geplanten Charter-Abschiebungen: Nach Serbien und Mazedonien am 8. März. Nach Afghanistan am 20. März. Nach Nigeria, Gambia und Ghana vom 18. bis 20. April - um nur einzelne zu nennen.
Ob laut und entschlossen auf den Straßen vor den Schubhaftzentren und am Flughafen oder mit vielerlei Formen diskreter Unterstützung für Abschiebe-Verfolgte - wir alle können Ideen und Taten für solidarische Praxis entwickeln und ausbreiten.