Von 28. bis 31. Mai wird in Baden (NÖ) ein bundesweiter Kongress der im MKV organisierten Verbindungen stattfinden. für Sonntag den 30. ist ein Aufmarsch durch die Innenstadt geplant.
Der Österreichische Cartellverband (ÖCV) - dessen defacto Jugendorganisation der Mittelschülerkartellverband (MKV) ist - steht für die sexistische, rassistische und antisemitische "Mitte" der Österreichischen Gesellschaft. Ob es um das Recht auf Abtreibung oder das Streikrecht geht - der Cartellverband stellt oft die Speerspitze dar, wenn die Durchsetzung reaktionärer Gesellschaftskonzepte öffentlich debattiert wird. Schon alleine deshalb dürfen Treffen, Kongress und Demonstration der Schülerorganisation des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV) in Baden nicht ohne unseren Widerstand über die Bühne gehen!
Treu für Gott und Heimat (1)
Der "Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen farbtragenden Studentenkorporationen Österreichs" wurde 1933 als überregionaler Zusammenschluss mehrerer Mittelschülerverbindungen gegründet. Nach wie vor ist man(n) stolz "Religio" und "Patria" zu seinen Grundwerten zu zählen. Doch wo Gott, Heimat und Katholizismus zu Hause ist, sind Rassismus, Sexismus und Antisemitismus zumeist nicht weit.
Rassismus und antisemitische Hetze
So meinte einst die im MKV organisierte Verbindung Borrussia in ihrer Zeitung man "traue einem fanatischem Judentum zu wieder Gefahr in diese Welt zu bringen" (2) und in einer Ausgabe des MKV-Zentralorgans Couleur wird den LeserInnen in einem Leserbrief erklärt, warum es schon in Ordnung ist Worte wie "Neger" zu verwenden, schließlich sei nur "das Wort 'Nigger' (...) in den USA als Schimpfwort verwendet [worden]. Dies ist aber nicht das deutsche Wort "Neger", wenn auch sehr ähnlich." (3)
Katholisch/Patriotische Seilschaften
Sowohl die permanenten Aktivitäten als auch der allgemeine politische Einfluss des MKV wird zumeist unterschätzt und zu wenig ernst genommen. Derzeit hat der MKV in Österreich ca. 17.000 Mitglieder (4). Darunter viele hochrangige ÖVP-Politiker von NP Andreas Khol, bis zu LH Erwin Pröll, der die Gäste des Pennaelertags am 28. Mai 2004 in Baden empfangen wird. (5)
Auch Alfred Finz für den bekanntlich jede Stimme wichtig ist, "auch wenn's die einer Frau ist" (6), gehört zu den "alten Herren" des Cartellverbands.
Frauen ausgeschlossen
Von Anfang an war die Mitgliedschaft in fast allen im MKV organisierten Burschenschaften, ausschließlich Männern vorbehalten. Der MKV gehört neben dem CV zu den führenden Vereinigungen der konservativen/katholischen Kräfte in Österreich, deren Sinn u.a. darin besteht sich gegenseitig auf Geschäftlicher Ebene und in Karrierehinsicht zu fördern.
Da sich MKV und CV eben als reine Männerverbindungen verstehen, werden durch deren Vereinstätigkeit die Karrierechancen von Frauen in Politik und Wirtschaft enorm verschlechtert. Diese Problematik war auch bereits Thema einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ (7), die auf diesem Weg herrausfinden wollte, ob diese Form der geschlechtsspezifischen Diskriminierung durch Blau-/Schwarz I aus öffentlicher Hand gefürdert wird. Eben ein weiteres Beispiel für den strukturellen Sexismus in der Österreichischen Gesellschaft.
Abtreibungsverbot in Verfassung reklamiert
Zuletzt ließ der Cartellverband dadurch aufhorchen, dass man Abtreibung auf dem Weg der gerade diskutierten neuen Österreichischen Verfassung verbieten lassen möchte.(8) "Abtreibungen ohne Indikation sind verboten. Eine nicht medizinische Indikation ist unzulässig." - so stellt sich der ÖCV in einer Presseaussendung die rechtliche Grundlage für ein Ende der Fristenlösung vor.
Austrofaschismus und Nationalsozialismus
Obwohl es teilweise inhaltliche Differenzen mit der Führung des austrofaschistischen ständestaats 1934-1938 gab, war der MKV von beginn an ein Sammelsurium klerikal-faschistischer Hardliner, was er in weiten Teilen auch bis heute geblieben ist. So war z.B. der austrofaschistische Diktator Engelbert Dollfuß selbst Verbindungsbruder im MKV. Er setzte sich seinerzeit u.a. für den Ausschluss der Juden (9) aus den Verbindungen ein.
Die Rolle der Mitglieder des MKV 1938-1945 wird auf dessen Homepage mit "viele gingen in den Untergrund, gründeten Widerstandsgruppen oder beteiligten sich aktiv am Widerstand" sehr beschönigend dargestellt. Tatsächlich entdeckten bereits vor 1938 viele Verbindungsbröder ihre nationalsozialistische Gesinnung. Ein gutes Beispiel ist der Wiener Universitätsprofessor Taras Borodajkewycz, der in den 60er Jahren - der Antifaschist Ernst Kirchweger wurde damals im Zuge einer Demonstration gegen ihn von Nazis ermordet - für besondere Aufregung sorgte.
Der Fall Borodajkewycz
Borodajkewycz war katholisch korporiert (CV) und wurde 1933 SekretÀr des Katholikentages. für sein diesbezügliches Engagement bekam er das päpstliche Ehrenkreuz "Pro Ecclesia et Pontifice" ausgehÀndigt. Im Jänner 1934 wurde er Mitglied der illegalen NSDAP. Trotz seiner NS-Gesinnung blieb Borodajkewycz seiner CV-Mitgliedschaft treu. Er sah sich als einer der "BRückenbauer" zwischen politischem Katholizismus und Nationalsozialismus, eine Funktion, die er nach 1945 wieder einnehmen sollte.
Obwohl er ein extrem Einflussreicher Nationalsozialist war - Stabsführungen der SA fanden zum Teil in seiner Privatwohnung statt - wurde Borodajkewycz bereits 1946 als "Minderbelasteter" eingestuft und erreichte somit seine Entnazifizierung. (10) Borodajkewycz" Rolle ist Beispielhaft für viele Karrieren in MKV und CV, die zwischenzeitlich via NSDAP verliefen.
Kongress im Mai
Ende Mai wird nun in Baden bei Wien der Pennaelertag 2004 der MKV-Verbindungen stattfinden. Neben dem für Sonntag den 30. Mai geplanten Aufmarsch, sind ein großer Festkommers, öffentliche Gottesdienste sowie mehrere Podiumsdiskussionen geplant. Das viertägige Treffen der rechtskonservativen Elite Österreichs wird nicht zuletzt dazu genutzt werden, bestehende Kontakte zwischen Politik und Wirtschaft zu intensivieren und Konzepte eines reaktionären Österreichs weiter zu verfestigen. Erheben wir unsere Stimme gegen dieses Treiben!
Kampf den Männerbünden!
Fußnoten:
(1) Wahlspruch der MKV-Verbindung Badenia
(2) Rosa Antifa Wien: "Gegen alle Männerbünde" (zu finden unter http://www.raw.at)
(3) Couleur (Jän./03); Helmut Czepe, MKV-Mitglied, in der Rubirk "Lesermeinung"
(4) http://www.mkv.at/web2000/main.asp?nav=mkv&main=mkv_vorteil.asp&rechts=mkv_ueb.asp
(5) http://www.pennaelertag2004.com/programm.htm
(6) verbaler "Ausrutscher" Alfred Finzs am 28.10.2002 (siehe u.a. http://www.orf.at/orfon/ticker/120311.html)
(7) derstandard.at, 8. April 2004, "Männer denken über Abtreibung nach" (http://diestandard.at/?id=1627786)
(8) http://www.vcv.oecv.at/vcvtext/vcv-020502.htm
(9) http://science.orf.at/science/urban/65105
(10) Context XXI: "Der Fall Borodajkewycz" von Deborah Hartmann (zu finden unter http://www.contextxxi.at/html/lesen/archiv/c210201135.htm)