Am Dienstag, dem 19. Dezember 2000, hat der Türkische Staat das größte Massaker seiner blutigen Geschichte an den politischen Gefangenen verübt. Um ca. 4:00 Uhr früh (5:00 Uhr in der Türkei) begannen Einheiten der Polizei und des Militärs 20 Gefängnisse, in denen sich politische Gefangene am 61. Tag des Todesfastens befanden, zu stürmen. Um ungestört agieren zu können wurden die Presse und die Angehörigen über 2 km von den Gefängnissen verbannt. Sie konnten nur zahlreiche Schüsse und Feuer vernehmen.
AN DIE DEMOKRATISCHE ÖFFENTLICHKEIT
Bilanz der brutalen Attacken waren bis jetzt 19 Tote, wobei sich auf Grund der Nachrichtensperre diese Zahl noch drastisch erhöhen könnte. Entgegen den Darstellungen der Türkischen Regierung, dass sich die meisten Gefangenen selbst angezündet haben sollten, hat der IHD die folgende offizielle Stellungnahme abgegeben.
Nur zwei der Gefangenen haben sich selbst angezündet. Die restlichen wurden entweder erschossen oder durch Tränengas, welches sich in den Zellen entflammt hat, ermordet. Dies hat ebenfalls die 2 Polizisten getötet. Eine Frau, aus dem im Bayrampasa Gefängnis zu einem Krankenwagen gebracht wurde, hatte kurz die Gelegenheit in eine Kamera zu sprechen. Sie beschrieb, dass sie selbst gesehen habe, wie die Spezialeinheiten 6 ihrer Freunde im Bett angezündet hätten. Die Opfer der Attacke auf die politischen Gefangenen sind.
Bayrampasa Gefängnis:
Sadi Özbolat, Yazgülü Göder Özürk und 10 weitere namentlich Unbekannte.
Ãmranye Gefängnis:
Ahmet Ibili (wurde gezielt erschossen)
Cankiri Gefängnis:
Hasan Güngümez, Irfan Ortakci
Canakkale Gefängnis:
Fidan Kalsen
Bursa Gefängnis:
Murat Özdemir, Mesut Ars
Aydin Gefängnis:
Burhan Gardas
Insgesamt haben Polizei und Militär 16 der Gefängnisse komplett gestürmt. Die Gefangenen, die sich im Todesfasten befanden wurden in Militärkrankenhäuser gebracht, wo sie auch weiterhin jegliche Nahrungsaufnahme verweigern. Die anderen wurden bereits in eines der neuen F-Typ Gefängnisse verlegt. In zwei der Gefängnisse haben sich die politischen Gefangenen erfolgreich gegen den Angriff verteidigen können, in zwei weiteren konnten sie sich nur zum Teil widersetzen.
Zeitgleich mit dem Angriff auf die Gefangenen wurden die Häuser und Wohnungen dutzender Angehöriger gestürmt. Auf jene Angehörigen und MenschenrechtsaktivistInnen, die sich vor den Gefängnissen bzw. auf der strasse versammelten, wurde eingeprügelt und teilweise das Feuer mit scharfer Munition eröffnet. Dabei wurde ein 17 jähriger Jugendlicher in Nurtepe, ein Stadtteil von Istanbul, durch einen Schuß schwer verletzt. Zahlreiche Menschen wurden festgenommen.
Die Türkische Regierung hat ihren Angriff für heute eingestellt, jedoch verlautbart diesen am folgenden Tag unverändert fortzusetzen. Der Innenminister gab folgende offizielle Erklärung ab: "Wir haben die richtigen Leute erledigt."
Der Türkische Staat mordet ungeniert vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Das schweigen der EU zu diesem Massaker läßt nur einen Schluß zu. Es hat ihre Unterstützung.
Wir fordern alle Medien dazu auf ihre bisherige Berichterstattung klarzustellen.
Wir rufen allen demokratischen Menschen zu sich mit den politischen Gefangen zu solidarisieren und gegen das faschistische Regime in der Türkei zu protestieren.
Prison Watch International-Wien
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