Seit letzten Montag fahren in den Waggons der Badner Bahn Securitys von der Firma Group 4 mit.
Am 1. November 2004 startet der Testbetrieb mit dem privaten Sicherheitsunternehmen. Alle Abend- und Nachtzüge werden bis Jahresende beaufsichtigt. "Auch wenn es nicht zu körperlichen Übergriffen oder Gewaltakten kommt, leidet das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste", hieß es in einer Aussendung in der die Wiener Lokalbahnen AG ihren Auftrag an das umstrittene Sicherheitsunternehmen Group 4 rechtfertigt.
Group 4 und das Geschäft mit Sicherheit
Group 4 machte sich u.a. als Betreiber von Internierungslagern für Flüchtlinge wie z.B. Yarl`s Wood, dass in der Nacht des 14. Februar 2002 zur Hälfte abbrannte einen Namen. Anstatt das Home Office und Group 4 für die systematische und willkürliche Internierung Unschuldiger, die Mängel bei der Feuerbekämpfung und die Gefährdung der Insaßen von Yarl´s Wood aufgrund fehlender Feuerschutzmaßnahmen verantwortlich zu machen, klagte man schließlich 13 Insaßen des Abschiebegefängnisses wegen Brandstiftung und Gewaltanwendung an.
Positive Resonanz zu den maßnahmen der Wiener Lokalbahnen gibt es von der FPÖ: "Für diese vorbildhafte Vorgehensweise möchte ich mich an dieser Stelle bei Badner-Bahn-Direktor Josef Pelz aufrichtig bedanken", so der Badener FPÖ-Gemeinderat Jowi Trenner in einer OTS-Aussendung. Ziel der Wiener Lokalbahnen AG sei - so der offensichtlich gut informierte Trenner - der nahtlose übergang des Testbetriebes in den Normalbetrieb. Dafür wünscht er sich finanzielle Unterstützung des Innenministeriums, des Landes NÖ, der Stadt Wien sowie aller Gemeinden am Streckenverlauf der Badner Bahn.
Laut Provinzpolitiker Tenner geht es "um die Sicherheit der heimischen Bevölkerung und der Touristen, insbesondere von Frauen und Kindern! (...) Solange das Flüchtlingslager Traiskirchen existiert, muss zur Sicherheit der Badner-Bahn-Fahrgäste eine ständige Aufsicht gewährleistet werden". Wer angesichts der derzeitigen Situation - etliche hundert Menschen aus der Region gingen vor wenigen Wochen abermals gegen das Flüchtlingslager auf die strasse - die Sicherheit der Flüchtlinge gewährleistet ist jedoch fraglich.
Rassistische Übergriffe
Die Beauftragung von Group 4 scheint nur ein weiterer Höhepunkt im rassistisch motivierten "Sicherheits-Wahn" der WLB-Verantwortlichen zu sein. Um gegen eine angebliche Bedrohung durch vermeintliche "Drogendealer" vor zu gehen wurden bereits vergangenes Jahr an mehreren Haltestellen, beginnend mit Traiskirchen, Videoüberwachungssysteme installiert.
In einem Brief, den der Leiter der WLB Verkehrskontrolle Harald Tschörtz am 26.07.2004 an ZARA schrieb, wird klar wie die Auseinandersetzung mit Rassismus in seinem Betrieb funktioniert. Übergriffe seiner Kontrollorgane rechtfertigt er lapidar mit dem Satz, es sei für "Menschen aller Rassen sehr schwierig unter massiver Beschimpfung ruhig und höflich zu bleiben". Bei seinen KontrollorInnen sei das eben auch nicht anders.
Unglaubwürdige Rechtfertigungen
Zur Schilderung einer Zeugin: "Wenn wir sie richtig verstanden haben, war ihre Klientin nicht selber an dem Vorfall beteiligt, sondern nur Zuseherin. Wir schließen daraus, dass alle von ihrer Klientin gemachten Vorwürfe auf Vermutungen beruhen, z.B. könnte das Kind auch aus einem ganz anderen Grund geweint haben, es könnte z.B. auf dem Bahnsteig aufgrund der Verkehrssituation außergewöhnlich laut gewesen sein, was den Revisor veranlasste lauter als gewöhnlich zu sprechen."