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[ 14. Aug 2006 ]

Kolonial-rassistische Stereotype und 'Afrikanische Dörfer'

Das Logo von Pamoja, Bewegung der jungen afrikanischen Diaspora in Österreich

Der Firma MaxVita GmbH, VeranstalterIn eines "Afrika Festival" 2006 in Wien und München, wird Rassismus vorgeworfen. Eine Kritik von Afrikanet.info und Pamoja.

 

Vom 28. Juli bis 6. August 2006 veranstaltete die Firma MaxVita GmbH in Wien das so genannte "Afrika-Tage" Festival. Maxvitas Veranstaltungspolitik bezüglich Afrika wird von mehreren Schwarzen NGOs in Deutschland und jetzt auch in Österreich kritisiert. Diese Politik vermittle laut KritikerInnen "klischeehafte, koloniale sowie und von den Afrikanern". Namhafte Medien wie u.a. BBC berichteten schon darüber. Afrikanet.info fasste zusammen.

In einer Presseaussendung (siehe unten) vom Ende des Festivals informierte Pamoja, die Bewegung der jungen afrikanischen Diaspora in Österreich, dass Maxvita vom 9.-12. Juni 2005 im Augsburger Zoo ein, wie sie es nannten, "African Village" organisierte. Menschen afrikanischer Herkunft sowie ihre Organisationen wurden im Augsburger Zoo zur Schau gestellt.

Damals reagierte die NGO Bana Ba Sawa e.V., ein Verein zur Pflege der Kultur der Sawa, eine kamerunische Bevölkerungsgruppe, die im besonderen Maße unter den deutschen Kolonialpraktiken zwischen 1884 und 1914 zu leiden hatte, wie folgt: "Ein Zoo ist ein Tierpark. Afrikaner/innen im Zoo einem europäischen Publikum vorzuführen – zumal noch unter dem Banner des Exotischen - bedeutet, diese Menschen eher der Sphäre der Natur als der Kultur zuzuschreiben."

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) kritisierte die Art und Weise wie die Firma Maxvita Gmbh mit der Vergangenheit Afrikas im europäischen Denken vorgeht. Nämlich "Die Reproduktion kolonialer Blick-Verhältnisse, in denen Schwarze Menschen als exotische Objekte, als Un- oder Untermenschen in trauter Einheit mit der Tierwelt in einer offenbar zeitlosen Dörflichkeit betrachtet werden können und den Mehrheitsdeutschen als Inspiration für künftige touristische Reiseziele dienen, ist wohl kaum als gleichberechtigte kulturelle Begegnung zu verstehen.


Besteht Afrika nur aus Savanne und Dörfern?


Abgesehen davon, dass der afrikanische Kontinent nicht nur aus "Savanne" und "Dorf" besteht und sich nicht unter einem singulären Kulturbegriff ("African Village") subsumieren lässt, spricht die gesamte Herangehensweise der VeranstalterInnen von einer erschreckend ungebrochenen Verdrängung historischer Kontinuitäten, mit der die Aneignung und Einverleibung vermeintlich exotischer Orte und Menschen immer wieder neu begründet werden kann."

ISD argumentierte weiter, "dass in der Geschichte der Völkerschauen nicht nur rassenanthropologische Untersuchungen an den DarstellerInnen vorgenommen worden sind, sondern dass viele von ihnen in Folge der schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen starben und wies darauf hin, dass Schwarze Deutsche auch während des Nationalsozialismus, nämlich von der Zwischenkriegszeit bis in die vierziger Jahre, dazu gezwungen waren, in Völkerschauen aufzutreten, weil ihnen andere professionelle Sphären verschlossen wurden. Viele Schwarze Menschen kamen im Zuge der rassistisch begründeten Herabwürdigung und juristisch legalisierten Verfolgung während des Nationalsozialismus ums Leben.


Maxvita Gmbh respektiert die Würde von AfrikanerInnen nicht


Da Maxvita nicht fähig ist, sich konstruktiv mit der berechtigten Kritik auseinanderzusetzen, schliesst sich Pamoja in ihre Presseaussendung der damaligen Forderungen von ISD sowie ADEFRA - Schwarze Frauen in Deutschland - und dem Verein Brauen Mob - Schwarze Deutsche in Medien und Öffentlichkeit - wie z.B. der kritische Umgang mit kolonial-rassistischen Stereotypen und Verhaltensmustern.

Die Redaktion von :: Afrikanet.info schließt sich dieser Kritik an. Wir stehen, wie das Aktionskomitee Schwarze Menschen in Österreich (AKSMÖ) damals schon formulierte, für "gerechte Bilder von Afrika, seinen Menschen und seiner Diaspora jenseits von Klischees".


Aussendung von Pamoja, Bewegung der jungen afrikanischen Diaspora in Österreich


Die Afrikatage auf der Donauinsel in Wien 2006 werden wie auch im Vorjahr von der deutschen maxVita GmbH organisiert. Dieselbe Firma hat in Deutschland vom 9.-12. Juni 2005 im Augsburgerzoo ein, wie sie es nannten African Village organisiert. (siehe :: maxvita.org)

Was halten Sie davon, dass die VeranstalterInnen ausgerechnet einen Tierpark für einen passenden Veranstaltungsort für das African Village halten?

Die Proteste, die es schon im Vorfeld von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und ADEFRA / Schwarze Frauen in Deutschland, Brauner Mob usw. gab, wurden von den VeranstalterInnen ignoriert.

Auch medial erregte das African Village sowohl nationale als auch internationale Aufmerksamkeit (wie :: BBC World). Auch in Österreich wurden Protestbriefe formuliert und Afrikanet veröffentlichte in einer Pressemitteilung einen Eilantrag dazu (siehe :: hier). Dennoch fand die Veranstaltung statt, die vielmehr ein zur Schaustellen von Menschen afrikanischer Herkunft und eine Gleichsetzung der Kulturen Afrikas mit den Tieren und der Natur des Kontinents war.

Bisher gab es keine konstruktive Auseinandersetzung mit der berechtigten Kritik, weshalb wir diese auch von Österreich aus einfordern und uns auch heute den damaligen Forderungen von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und ADEFRA / Schwarze Frauen in Deutschland und dem Braunen Mob anschliessen wie z.B. kritischen Umgang mit kolonial-rassistischen Stereotypen und Verhaltensmustern anschließen (siehe :: hier)

Mehr dazu auf :: derbraunemob.info und :: isd-bund.org

Proteste an die Maxvita Gmbh:
E-Mail: presse (at) maxvita.de
info (at) maxvita.de
http://www.maxvita.org

Dieser Beitrag der Redaktion von :: Afrikanet vom 13. August 2006 und die Aussendung von Pamoja wurden hier leicht bearbeitet übernommen.