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[ 07. May 2000 ]

Neues zum Tod eines Häftlings aus Afrika in Wien

Unter immer noch ungeklärten Umständen kam ein junger Mann aus Afrika am Mittwoch, den 3. Mai um 3.00 Uhr früh im Jugendgefängnis in Wien 3, Rödengasse ums Leben.

 

Der Zeitschrift "Format" zufolge wird von Seiten der Justiz von einer überdosis Drogen gesprochen, die zum Tod geführt haben könnte. Diese Möglichkeit erscheint jedoch zweifelhaft, da der Mann, "Format" zufolge, bereits am 29. April im Rahmen einer Razzia wegen Verdachts auf Drogenhandel inhaftiert worden sein soll. Das Justizministerium sprach laut APA allerdings vom 1. Mai als Zeitpunkt der Festnahme. Ein Zusammenhang mit davor konsumierten bzw. aus Schutz vor der Razzia verschluckten Drogen ist im ersten Fall praktisch unmöglich, im zweiten unwahrscheinlich. Klarheit kann eine Obduktion der Leiche verschaffen. Allerdings werden die Ergebnisse nur bei Verdacht auf Fremdeinwirkung veröffentlicht. Eine solche liegt nach Darstellung der Justiz allerdings nicht vor.

Unklarheiten gibt es auch in Bezug auf die Umstände der Festnahme. Laut "Format" soll der Mann dabei von der Polizei geschlagen worden sein. Das Innenministerium beauftragte inzwischen den Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit, einen "lückenlosen Bericht über den Ablauf der Amtshandlung vom ersten Verdachtsmoment bis zur übergabe an die Justiz zu erstellen" und kündigte an, diesen dem Menschenrechtsbeirat vorzulegen. Die Wiener Polizei will erst nach Vorliegen des Obduktionsergebnisses, das sie für Mitte nächster Woche erwartet, Stellung nehmen.

Die Grünen forderten unterdessen eine unabhängige Kommission zur AufKlärung der Umstände, die zum Tod des jungen Afrikaners führten, und die baldigste Information der Öffentlichkeit. Die MigrantInnensprecherin der Wiener Grünen, Maria Vassilakou, dazu: "Unter keinen Umständen darf den Fall die heimische Polizei prüfen".

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