Im Frühjahr 2012 enstand die Initiative aus dem Zusammen- schluss mehrere Kampagnen gegen Abschiebung. Seither gibt es neben en alltäglichen Aktivitäten wöchentliche Treffen und es werden aktuelle Proteste von Migrant_innen und Flüchtlingen unterstützt.
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Tagtäglich wird das Leben von Menschen durch Abschiebung zerstört. Das derzeitige Fremden- und Asylrecht und die gängige Behörden- praxis machen es Verfolgten, die oft eine jahrelange traumatische Fluchtgeschichte hinter sich haben, fast unmöglich, in Österreich als Flüchtlinge anerkannt zu werden. Etwa zwei Drittel aller Asylanträge werden abgelehnt, vielen wird im Zuge des Dublin-II Verfahrens der Zugang zum Asylverfahren überhaupt verwehrt.
Die Initiative "Familien und Freund_innen gegen Abschiebung" hat sich im Frühjahr/Sommer 2012 durch die Vernetzung mehrerer Kampagnen gegen Abschiebungen zusammengefunden.
Wir wehren uns gegen die Abschiebung unserer Angehörigen, KollegInnen und Freund_innen.
Wir wollen den Kampf gegen das Zerreißen von Familien und zwischenmenschlichen Beziehungen, gegen die staatliche Verschleppung von Menschen durch Abschiebungen, auf breitere Beine stellen. Wir sind solidarisch mit allen, die von Abschiebung bedroht sind und etwas dagegen tun wollen. Wir unterscheiden nicht, wer nach Ansicht österreichischer Behörden "gut integriert" ist, perfekt Deutsch kann oder der Wirtschaft nützt. Abschiebung droht auch jenen, die wegen geringfügiger Vorwürfe und vor dem Hintergrund einer oftmals rassistischen Polizei- und Justizpraxis gerichtlich verurteilt wurden. Dies verstößt gegen das international anerkannte Verbot der Doppelbestrafung.
Jede Abschiebung zerstört das Leben und die Zukunft von Menschen, jede Abschiebung reißt Menschen auseinander.
Wir fordern:
Abschiebungen werden mit Flugzeugen, aber auch mit Bussen und Zügen durchgeführt. Proteste am Flughafen erregen oft viel Aufmerksamkeit und finden an einem sehr sensiblen Ort statt. Doch ohne Widerstand der Leute, die abgeschoben werden, kann diese dort kaum noch verhindert werden. Es ist wichtig, schon weit früher gegen Abschiebungen aktiv zu werden. Wenn Leute zum Treffen von Familien und Freund_innen gegen Abschiebungen kommen, dann ist es erst mal wichtig zu erfahren, ob es schon einen Rechtsbeistand gibt, ob die Leute bei einer NGO waren, die sie rechtlich unterstützt und auch über welchen Aufenthaltsstatus eine Person verfügt.
Familien und Freund_innen gegen Abschiebung ist kein Rechtshilfeverein, sondern eine Plattform, bei der alle mitmachen und einen Beitrag leisten können. Sei es über Öffentlichkeitsarbeit oder die Schärfung des Bewusstseins über alltägliche Menschenrechtsverletzungen in Österreich. Es geht um die Abwendung aller Abschiebungen und um die Bewegungsfreiheit aller. Politischer Druck von unten - bis zur Abschaffung aller rassistischen Gesetze.
Zu den Tätigkeiten von Familien und Freund_innen gegen Abschiebungen zählen Abbau der Isolation, Unterstützung bei Übersetzungen und div. Dokumenten, im Bedarfsfall eine Beratungsstelle vermitteln, Begleitung zu Behörden (keine Rechtsberatung, aber Zusammenarbeit mit Beratungsstellen), Begleitung zu Ärzt_innen, Vermittlung von Sprach-Tandems, Hilfe zu Vernetzung und Selbsthilfe im Alltag, Charity-Events, Kundgebungen und Demonstrationen, öffentliche Kampagnen zu Asyl und Einzelfällen und die Betreung eines E-Mail-Verteilers, eines Blogs und einer Facebook-Seite.
Einzelne Personen bzw. Familien begleiten wir in ihrem Kampf für ein Aufenthaltsrecht über einen langen Zeitraum. Die Probleme die es dabei zu bewältigen gibt sind sehr vielseitig und können hier nicht im Detail angeführt werden.
Es gelingt nicht in jedem Fall, eine Abschiebung zu verhindern, jedoch ist die aktive Unterstützung des individuellen Kampfes gegen Abschiebungen ein sehr wichtiger Beitrag, um einen Aufenthaltsstatus zu erhalten.
Neben den alltäglichen Aktivitäten und der Unterstützung von Abschiebung bedrohter Personen organisierten Familien und Freund_innen gegen Abschiebung vom 26. bis 28. September 2012 Aktionstage. Im Rahmen dieser gab es u.a. eine Aktion am Flughafen, eine Demonstration in Wien, mehrere Workshops, z.B. "Wie verhindere ich eine Abschiebung?", und eine Soliparty.
Von 10. bis 12. Oktober 2012 unterstützten wir die 50stündige Dauerkundgebung somalischer Flüchtlinge vor dem Parlament und deren Forderungen: Schluss mit Dublin-II-Abschiebungen. Recht auf Zugang zum Asylverfahren in Österreich. Schluss mit dem quälenden Warten - schnellere Bearbeitung der Asylanträge. Anerkennung des Flüchtlingsstatus statt Unsicherheit, Rechtlosigkeit und Angst. Das Recht auf Familienzusammenführung. Zugang zum Arbeitsmarkt.
Am 10. November 2012 beteiligten wir uns an der Demonstration "Solidarität mit den Protesten von Flüchtlingen hier und überall", an der u.a. mehr als 100 Flüchtlinge aus Traiskirchen teilnahmen.
Aktuell unterstützen wir die Proteste der Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen. Diese werden am Samstag, 24. November 2012 mit einem Protest- marsch von Traiskirchen nach Wien ziehen und im Votivpark ein Protestcamp errichten.
Die Flüchtlinge erheben ihre Stimmen und fordern ihre Rechte. Sie verlangen von den Verantwortlichen zahlreiche Verbesserungen ihrer Lage, wie z.B.: Ausreichendes und genießbare Essen in Traiskirchen. Austausch aller Übersetzer_innen und Ärzt_innen in Traiskirchen. Asyl. Deutschkurse. Zugang zu rechtlicher Unterstützung. Zugang zu praktischer Berufsausbildung. Sie kündigen an: "Wir werden unsere Aktionen solange fortsetzen, bis unsere Stimmen gehört, und unsere Forderungen erfüllt sind."
Mach mit!
Wir treffen uns jeden Montag um 18:00 Uhr im Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien. Während des Protestcamps der Flüchtlinge aus Traiskirchen werden die Treffen in den Votivpark verlegt!
Spenden auf Konto Nummer: 282 146 918 03, BLZ: 20111 (Erste Bank)
Empfänger_in: Familien und FreundInnen gegen Abschiebung
Kontakt: stop-deportation (at) gmx.at
:: familienundfreundinnengegenabschiebung.wordpress.com
:: facebook.com/FamilienUndFreundInnenGegenAbschiebung
... und werde selbst aktiv!
Überall in Österreich werden Freund_ innen, Bekannten, Nachbar_innen, Mitschüler_innen oder Arbeitskolleg_ innen in Gruppen gegen Abschiebungen aktiv. Mit spontanen Solidaritätsaktionen und individuellen Akten gelebter Zivilcourage können Abschiebungen erfolgreich verhindert werden. Die Beispiele sind so zahlreich, dass wir hier nur ein paar aktuelle Fälle erwähnen können.
Der Verein Synbiose in Salzburg unterstüzt ihren Freund und Mitarbeiter, den Schüler Saied, dem die Abschiebung nach Afghanistan droht. Im Zuge der Kampagne gab es eine Onlinepedition mit mehr als 1.000 Unterzeichner_innen. Ende September wurde in der Salzburger Altstadt ein Flashmob organisiert.
Am frühen Morgen des 4. Oktober 2012 konnte durch eine Blockade beim Familien-Abschiebezentrum in Wien Simmering eine Abschiebung erfolgreich verhindert werden.
Am 10. Oktober wurde die geplante Abschiebung eines in Vorarlberg lebenden tschetschenischen Familien- vaters nach Russland abgebrochen, nachdem dieser sich weigerte, ins Flugzeug zu steigen. In Vorarlberg demons-trierten mehrmals Flüchtlinge aus Tschetschenien und Unterstützer_innen gegen die Aschiebung ihres Freundes.
In Waidhofen/Ybbs droht einer vierköpfigen tschetschenischen Familie nach einem Entscheid der Asylgerichts die Abschiebung. Seit Mitte Oktober treffen sich Unterstützer_innen aus der lokalen Bevölkerung jeden Sonntag vor einem Wohnhaus der Familie, um im Rahmen einer "Teaparty" gegen die Entscheidungen der Behörden zu protestieren.
Am 15. November 2012 protestierten 400 Schüler_innen und Lehrer_innen des BORG Salzburg-Nonntal mit einem zweistündigen Sitzsteik auf der Straße vor dem Schulgebäude gegen die Abschiebung ihres Schulkollegen Geworg und seines Vaters und forderten deren Bleiberecht.
Es gibt unzählige Beispiele für Widerstand ....