Mit schlechter Organisierung, stundenlangen Demo-Verschiebungen und chaotischer Informations-Nicht-Weitergabe konnten die TeilnehmerInnenzahlen an den Protestdemonstrationen abseits der offiziellen AufmÀrsche an diesem 1. Mai in Wien erfolgreich minimiert werden.
Omofuma-Gedenk-Demo
Mit einem überdimensionalen Transparent vor dem Burgtheater wurden die TeilnehmerInnen des SPÖ-Aufmarsches auf die tödliche Abschiebepraxis in Österreich - bereits unter der SP-Regierung - und insbesondere auf den ersten Jahrestag des Todes von Marcus Omofuma aufmerksam gemacht. Omofuma starb am 1. Mai 1999 während seiner Abschiebung, nachdem er von Polizisten mit Klebebändern gefesselt und geknebelt worden war.
PolizistInnen, die auf Aufforderung der SPÖ die Entfernung des Transparentes verlangten, konnten mit einem schlichten "Nein!" überraschend leicht abgewimmelt werden.
Die Omofuma-Gedenkdemonstration startete statt um 10.30 Uhr beim Burgtheater erst gegen 12.00 Uhr vis-a-vis der Universität.
Während sich die Demo gegen 12 Uhr endlich in Bewegung setzte, sammelten sich aber bereits unzählige Menschen am Ballhausplatz zu einer für 12 Uhr angesetzten Demonstration "für ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung", unter ihnen viele derer, die beim Burgtheater vergeblich auf die erste Demo gewartet hatten.
Dennoch weigerten sich einige der DemonstrantInnen, die Leute beim Ballhausplatz abzuholen. Letztendlich zogen nur knapp 200 DemonstrantInnen (TATblatt-schätzung), großteils mit verklebtem Mund, zur Bundespolizeidirektion am Schottenring, zum Innenministerium in der Herrengasse und weiter zum Ballhausplatz. Vor Polizei und Ministerium gab es Zwischenkundgebungen.
Offene Bühne im Gedenken an Marcus Omofuma
Am Ballhausplatz gab es ab 11.00 Uhr eine von SOS-Mitmensch, Demokratischer Offensive und Republikanischem Club errichtete "Offene Bühne im Gedenken an Marcus Omofuma".
Demo für eine befreite Gesellschaft, für ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung, weltweit
Nach 12 Uhr waren zeitweise weit mehr als 1.000 Leute (TATblatt-schätzung) am Ballhausplatz anwesend, die mitunter darauf warteten, dass sich die für 12 Uhr angesetzte Demo in Bewegung setzte. Die OrganisatorInnen warteten aber auf die Ankunft der Omofuma-Gedenkdemo, die nach ursprünglicher Planung um zirka 12 Uhr beim Ballhausplatz ankommen hätte sollen. Gegen 14 Uhr, als bereits ein großteil der Leute wieder gegangen war, wurde allerdings beschlossen, nicht mehr länger zu warten und in der Hoffnung, unterwegs auf die andere Demo zu treffen, loszuziehen. Dieses Treffen fand dann bereits nach wenigen Metern statt, woraufhin die bereits losgegangenen knapp 500 Leute (TATblatt-ZÀhlung) wieder umkehrten, damit anschließend gemeinsam demonstriert werden könne. Als dann allerdings noch einige Reden eingeschoben wurden, und sich der Abmarsch somit weiter verzügerte, zog ein großer Teil der noch anwesenden Menschen vor, auch abzuhauen.
Letztendlich waren es nur mehr rund 400 Leute (TATblatt-ZÀhlung), also deutlich weniger als beim vorangegangenen Loszieh-Versuch, die vom Ballhausplatz zur Demo "für ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung" aufbrachen. Auf dem Weg über Burgtheater und Parlament zur so gen. Zweierlinie wuchs die Demo kurzfristig wieder auf rund 500 Leute an. Die ersten Reihen wurden von einem lautstarken FrauenLesbenMädchen-Block gebildet.
Die weitere Route führte durch den 7. Bezirk zum Gürtel, den Gürtel entlang, vorbei am Polizeigefangenenhaus und Schubgefängnis am Hernalser Gürtel, und schließlich über die Alser strasse zum Landesgericht, wo ebenfalls zahlreiche Menschen in Schubhaft gehalten werden. Vor beiden Gefängnissen wurde mit viel lärm solidarität mit den Schubhäftlingen bekundet. Die noch vor wenigen Wochen im Landesgericht festgehaltenen Demonstranten, welche nach der 2.-März-Demo festgenommen worden waren, berichteten von den Zuständen im Gefängnis. Einer der beiden erzählte auch, dass ihm ein neuer Haftbefehl angekündigt worden sei, da er angeblich DemonstrantInnen gefährde!
Nachdem beim Landesgericht nur mehr weniger als 100 Leute anwesend waren, wurde die Demo dort beendet und gemeinsam zum MAYDAY-2000-Parkfest am Otto-Wagner-Platz vis-a-vis des Landesgerichts gegangen.