In der Nacht vom 4. auf den 5. September 2015 wurden endlich die Grenzen zwischen Ungarn und Österreich neuerlich geöffnet, um tausenden Refugees die ersehnte Weiterreise nach Deutschland zu ermöglichen. Die Refugees wurden seit Tagen am Bahnhof Budapest Keleti pu. an der Weiterreise gehindert.
Nachdem sich am 4. September hunderte Refugees in Budapest zu Fuß in Richtung Wien aufgemacht hatten, kam Bewegung in die politische Erstarrung. Die ungarische Regierung bot an, die Refugees mit Bussen an die Grenzen zu bringen, wenn Österreich und Deutschland zustimmten. Spät in der Nacht gab es ein Okay (oder ein "Wenns sein muss") von Faymann. Und so trafen im Laufe des 5. Septembers tausende Refugees in Wien ein, wurden versorgt, und über die Weiterreise informiert.
In einer improvisierten Sondersendung berichteten die Nachrichten auf Radio ORANGE 94.0 in Wien über: Atmosphäre vom Wiener Westbahnhof, Interviews mit Refugees, mit dem Triebfahrzeugführer eines Refugee-Sonderzugs von Nickelsdorf nach Wien und zwei Reportern, die die Refugees gestern und heute begleitet hatten.
Die Sendungen können im Online-Archiv gehört werden:
:: Nachrichten auf ORANGE 94.0 - 04.09.2015 (ganze Sendung)
:: Interview mit John Sobek zur Situation in Ungarn
:: Mensch sein in Österreich - Bericht von der Demo
:: Syriche Flüchtlinge auf den Wiener Bahnhöfen
:: Gedenkkundgebung für die 71 getöteten Flüchtlinge
Im folgenden eine kurze Info zu den einzelnen Beiträgen:
Interview mit John Sobek zur Situation in Ungarn
Interview mit John Sobek zur Situation der Refugges in Ungarn. Er war vor Ort und berichtet von der aktuellen Situation. John Sobek ist Fotograf.
Mensch sein in Österreich - Bericht von der Demo am 31. August
"Mensch sein in Österreich" war das Motto der Demonstration, an der sich am Montag, den 31. August 2015, in Wien 20 000 Menschen beteiligten. Protestiert wurde gegen die menschenrechtswidrigen Zustände in :: Traiskirchen und das :: europäische Grenzregime. Die Nachrichten auf Orange 94.0 waren vor Ort und haben für euch zusammengefasst, wieso es Organisatorin Nadia Rida notwendig findet, sich zu engagieren, warum Anahita Tasharofi von "Flucht nach Vorn" und Alexander Pollak von "SOS Mitmensch" Europa Heuchelei vorwerfen und welche Lösungen der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler und die Grünen-Mitbegründerin Freda Meissner-Blau als Kundgebungsteilnehmer_innen vorschlagen.
(Siehe auch :: Refugees welcome! Bericht von der Demo auf no-racism.net.)
Syrische Flüchtlinge auf den Wiener Bahnhöfen
Nach der De-Facto-Aussetzung von Dublin III am Montag werden Flüchtende seit Donnerstag in Ungarn in Zügen festgehalten und in Lager gebracht.
Am Montag, den 31. August 2015 zog die ungarische Polizei überraschend vom Bahnhof Keleti ab und es konnten insgesamt mehr als 3000 Syrer_innen in Züge nach Wien einsteigen, von wo aus sie in Richtung Deutschland weiter reisten. Die Wiener Polizei hinderte die Reisenden beim Umsteigen in Wien nicht an der Weiterfahrt. Sowohl die ungarische als auch die österreichische Exekutive verstießen hier eindeutig gegen die :: Dublin-III-Verordnung. Mit verblüffter Euphorie nutzten Flüchtende und solidarische Unterstützer_innen die Gelegenheit. Flüchtende, die in Wien und Salzburg umstiegen, wurden von Aktivist_innen und der ÖBB mit Essen und Wasser versorgt. Die Nachrichten auf Orange 94.0 waren am Montag Abend am Westbahnhof live vor Ort und sprachen mit Anahita Tasharofi vom Verein "Flucht nach vorn". Auch am Hauptbahnhof in Wien kamen am Montag Menschen auf der Flucht an. Christa Reitermayr sprach mit Wisam, einem Politikwissenschaftsstudenten aus Syrien über seine Fluchtroute.
Während am Montag auf den Bahnhöfen Euphorie vorherrschte, entwickelten sich die Geschehnisse im Laufe der Woche in eine traurige und menschenrechtlich mehr als bedenkliche Richtung. Gestern Donnerstag (3. September) sah es kurzzeitig danach aus, dass ein Zug, in dem Menschen auf der Flucht saßen, von Budapest nach Österreich reisen konnte. Doch der Zug wurde während der Fahrt umgeleitet und im ungarischen Bicske gestoppt. Die Geflüchteten sollten zwangsweise in ein Lager gebracht werden. Die betroffenen Syrer_innen protestierten dagegen und hunderte harrten die Nacht über im angehaltenen Zug aus und befinden sich zurzeit im Hungerstreik. Sie fordern Ungarn in Richtung Westen verlassen zu dürfen.
(Anm. no-racism.net: Am 5. September setzte sich von Bicske aus ein zweiter :: "Marsch of Hope" der Geflüchteten Richtung Westen in Bewegung.)
Gedenkkundgebung für die 71 getöteten Flüchtlinge
Am 27. August wurde im Burgenland ein LKW mit 71 getöteten Menschen gefunden, die auf der Flucht in Richtung Österreich erstickt waren. Noch am selben Abend demonstrierten in Wien mehr als 500 Menschen vor dem Innenministerium am Minoritenplatz gegen die Politik, die keine sicheren Fluchtwege erlaubt, und so Flüchtende zwingt, ihr Leben zu riskieren, um nach Österreich zu gelangen.