Erst kürzlich bemühte sich der französische Staatpräsident Hollande persönlich nach Calais, um seine Bullentruppen vor Ort zu besuchen und der dortigen ach so aufgebrachten Bürger*innenschaft zu versichern, dass das "wilde Flüchtlingslager", der Jungle von Calais, bis Ende des Jahres 2016 komplett geräumt werden soll.
Nachdem die Umfragewerte von Hollande u.a. im Zuge der "Reform" der Arbeitsgesetzgebung (loi travail) einen historischen Tiefstand erreicht hatten (wohl noch nie war ein amtierender Präsident in Frankreich derartig unbeliebt), scheint das demonstrative Anknüpfen an rassistische Ressentiments als probates Mittel wieder etwas an Popularität zu gewinnen.
Kurz nach dem Besuch von Hollande am Samstag, 01. Oktober 2016 :: sollte in Calais eigentlich eine Demonstration in Unterstützung für die Flüchtlinge stattfinden, zu der u.a. von Gruppen und Zusammenhängen aus Paris mobiliert wurde. Diese Demo wurde allerdings von der Präfektur untersagt, ein Demonstrationszug, der sich trotzdem zu formieren suchte, wurde von den Bullen :: massiv mit Tränengas und auch Wasserwerfern angegangen, woraufhin es mehrstündige Zussammenstößen mit der Polizei gab. Vier Reisebusse mit Genoss*innen und Unterstützer*innen aus Paris wurden :: auf den Weg nach Calais gestoppt und die Leute konnten an den Aktionen nicht teilnehmen.
Unterdessen schreitet der Bau einer knapp drei Mio Euro teuren und vier Meter hohen Mauer, die die Reise von Migrant*innen nach Großbritannien komplett verhindern soll, weiter voran. :: Hauptbauträger ist der bestens bekannte Konzern VINCI, der u.a auch für das geplante Flughafenprojekt bei Nantes (Notre Dame de Landes) verantwortlich zeichnet. Der Konzern war wegen seiner Beteiligung an diversen Bauprojekten:: wiederholt das Ziel militanter Aktionen, u.a. :: auch in Deutschland.
:: Mittlerweile kursieren Informationen, dass die Räumung des Jungle am 17. Oktober beginnen könnte.
Laut einem französischen Medienbericht sollen 1.000 Bullen der CRS in die Region einrücken und in einem Zeitraum von 10 Tagen das gesamte Lager (mit Ausnahme des vom französischen Staat errichteten Barackenlagers) räumen. Unterstützt von 150 örtlichen Bullen sollen in der Zeit auch die Funktionalität der Hafenregion und der überregionalen Strassen gesichert, sowie die an Calais angrenzenden Regionen überwacht werden.
Das französische Innenministerium wollte den Medienbericht, der auf ein vorliegendes Dokument der Bullen beruht, nicht kommentieren.
Es gibt zusätzlich im Netz auch eine Reisewarnung für britische Staatsbürger*innen, die in diesem Zeitraum beabsichtigen nach Frankreich zu reisen, dass es aufgrund einer Polizeioperation bei Calais zu Komplikationen bei der Reise kommen könnte. Diese neuen Informationen decken sich mit den bisherigen Informationen, die Unterstützer*innen veröffentlich haben.
In Frankreich gibt es erste Aufrufe, sich im Falle eines Polizeiangriffs auf den Jungle von Calais zu abendlichen Spontandemos zu versammeln, bei :: der Großdemo für die Verteidigung der ZAD bei notre dame des landes am letzten Wochenende wurde eine Solidaritätsadresse verlesen und ebenfalls zu Aktionen gegen die Räumung des Jungle von Calais aufgerufen.
Artikel zuerst veröffentlicht am 09. Oct 2016 auf :: linksunten.indymedia.org, hier bearbeitet von no-racism.net.