Seit einigen Wochen gehen im 15. Bezirk in Wien BürgerInnen gegen Prostituierte auf die Strasse. In bekannter rassistischer Manier richtet sich der Protest vor allem gegen Asylwerberinnen, die ausschließlich diesen Job legal ausüben dürfen.
Nunmehr regelmäßig finden in Rudolfsheim-Fünfhaus Demonstrationen statt, an denen zwischen 25 und 300 Menschen teilnehmen. Die Angaben der OrganisatorInnen übersteigen die der Polizei zumeist um das Vier- bis Fünffache. Massive mediale Bewerbung unter anderem durch den ORF, der die Demo-Termine in der Sendung "Wien Heute" ankündigte bescherte den letzten Demonstrationen allerdings tatsächlich massiven Zulauf.
In einer ATV+ Reportage zu den Demos haben sich gut die Hälfte der Interviewten explizit über "schwarze Prosituierte" beklagt. Besonders erschreckend war eine Gruppe Jugendlicher die "Wir wollen keine Staßennutten!" (Nachsatz: "Keine Schwarzen") geschrien hat.
"Der Strassenstrich im Wohngebiet muss verboten werden, damit die Anrainer wieder Ruhe haben," so Karl-Heinz Rudolf, selbsternannter Sprecher der DemonstrantInnen. Gefordert wird ein Verbot der Strassenprostitution und - sollte das nicht drinnen sein - "wenigstens", dass Asylwerberinnen keine Berechtigung mehr für die Ausübung dieses Gewerbes erhalten. Außerdem müsse die Präsenz der Polizei im Bezirk verstärkt werden.
Viel Gehör bekamen die Forderungen bei der Wiener SPÖ. Stadträtin Sonja Wehsely will auf verstärkte Kontrollen setzen und auch andere KommunalpolitikerInnen schlagen sich inhaltlich auf die Seite der DemonstrantInnen.
Die SPÖ hilft fleißig mit ein allgemeines Bedrohungsbild durch "schwarze Prostituierte" zu konstruieren und auch die Medien stehen dem um nichts nach. "Lärm, Drogenhandel, illegale Beschäftigung und Prostitution - nach Anrainer-Beschwerden hat die Polizei Freitagnacht eine Lokalrazzia in Wien-Landstrasse durchgeführt" bejubelte der ORF die Polizeieinsätze, die der Druck der BürgerInneninitative sowie vorauseilender Gehorsam der politischen Verantwortlichen ermöglichte.
Letzten Freitag standen knappe 10 GegendemonstrantInnen der ganzen Horde rabiater BürgerInnen gegenüber, die noch dazu halbe Kindergärten und Volksschulen auf die Strasse geschleift hatten. Darunter auch eine ganze Reihe Familien mit migrantischem Hintergrund (das sollte wohl die Behauptung die Forderungen seien nicht rassistisch bestärken). Freitag den 10. September 2004 gehen die BürgerInnen wieder gegen Prostituierte auf die Strasse.
Treffpunkt zur Gegenkundgebung:
Freitag, 10.09., 21.15 Uhr vor dem Bezirksamt
(Gasgasse 8-10, hinterm Westbahnhof)
Wer mag gerne in drag, super-sexy oder sonst wie als bürgerInnenschreck!!!
Also bitte kommt zahlreich mit vielen guten Ideen!