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[ 01. Jun 2010 ]

Der 2. Juni ist internationaler Hurentag!

'SexarbeiterInnen haben Lust... auf ihre Rechte!', Kundgebung am 2. Juni 2009 in Wien

Anlässlich des Internat- ionalen Hurentages fordern die Plattform sexworker.at sowie die Organisationen LEFÖ (Wien), maiz (Linz), SXA-Info (Graz) und PiA (Salzburg) den Schutz und die rechtliche Anerkennung von SexarbeiterInnen. Presseaussendung vom 1. Juni 2010.

 


Beratungsstellen und Selbstorganisation von SexarbeiterInnen fordern den Schutz und die rechtliche Anerkennung von SexarbeiterInnen


Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni machen Beratungsstellen und die Selbstorganisation für SexarbeiterInnen wiederholt auf die schlechten Arbeitsbedingungen von SexarbeiterInnen aufmerksam. Die Plattform sexworker.at, die Vereine LEFÖ (Wien), maiz (Linz), SXA-Info (Graz) und PiA (Salzburg) fordern die politischen EntscheidungsträgerInnen auf, SexarbeiterInnen endlich mit anderen Erwerbstätigen gleich zu stellen und ihren rechtlichen Schutz zu garantieren.

Die Situation von SexarbeiterInnen hat sich in Österreich in den letzten Jahren nicht verbessert. Im Gegenteil: Obwohl Beratungsstellen und die Plattform sexworker.at immer wieder öffentlich für mehr Rechte und gegen Stigmatisierung auftreten, wird SexarbeiterInnen mit Abwertung und Diskriminierung begegnet. Ständige Kontrollen, unverhältnismäßig hohe Verwaltungsstrafen und willkürliche Steuerbescheide sind eine alltägliche Realität und Ausdruck der politischen und gesellschaftlichen Doppelmoral.

Sexarbeit wird in Österreich nach wie vor nur "geduldet". Geregelt werden Pflichten von SexarbeiterInnen, keine Rechte: SexarbeiterInnen unterliegen einer wöchentlichen amtsärztlichen Untersuchungspflicht. Sexarbeit ist nach der immer noch unwidersprochenen Judikatur des Obersten Gerichtshofs (1989) in Österreich "sittenwidrig", Einkünfte von SexarbeiterInnen werden jedoch besteuert. Sexarbeit ist weder als Gewerbe, noch als Erwerbsarbeit anerkannt.

In diesem Zusammenhang betonen die Organisationen abermals ihre langjährigen Forderungen:

  • Entkoppelung des Regelungsbereichs der Prostitution aus den Sitten- bzw. Anstandsnormen
  • Rechtliche Gleichbehandlung und Gleichstellung von SexarbeiterInnen mit anderen Erwerbstätigen durch die Legalisierung der Sexarbeit als Erwerbstätigkeit und entsprechende fremdenrechtliche Änderungen
  • Schutz vor Prekarisierung, Diskriminierung, Sexismus und Rassismus

Aktionstag am Mittwoch, den 2. Juni 2010


Wien: 14:00 bis 18:00 Uhr
7., Urban-Loritz-Platz (vor der Hauptbücherei)
Mit: Info-Café, Live-Auftritt von chra *, u.a.
LEFÖ und sexworker.at laden zu diesem Aktionstag ein!

* chra ist das Soloprojekt von Christina Nemec (SV Damenkraft). Nach einer langen Phase des Experimentierens geht es jetzt verstärkt in Richtung Club. Chra orientiert sich an Klangforschung im Bereich niederfrequenter Sinuswellen. Thematisch arbeitet chra zu Landschaften, Territorien, Stille und Extremsituationen. (:: myspace.com/chraxtl, :: Label: comfortzone)

Linz: ab 10:00 Uhr
in der Altstadt, Hofberg 9

Ab 10 Uhr werden die verschriftlichten "Forderungen an Freier" an PassantInnen verteilt. Im Zuge dessen werden die Anliegen der SexarbeiterInnen auf Linzer Strassen thematisiert.

Salzburg
Interview-Schiene mit den Salzburger Bezirksblättern


Die Organisationen


:: LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen (Wien)
:: sexworker.at
:: MAIZ - Autonomes Integrationszentrum von und für Migrantinnen (Linz)
:: SXA_Info: Information und Beratung für Sexarbeiterinnen und MultiplikatorInnen in der Steiermark
:: PiA - Information und Ausstieg (Salzburg)


Politischer Hintergrund des Internationalen Hurentags


2. Juni 1975: Proteste und Kirchenbesetzung von Sexarbeiterinnen in Frankreich

Am 2. Juni 1975 streiken Sexarbeiterinnen in Frankreich und bezeichnen in diesem Zusammenhang den Staat als den größten Zuhälter. 150 Frauen besetzen 10 Tage lang die Kirche Saint-Nizier in Lyon und schaffen damit eine internationale Öffentlichkeit für ihre Situation und ihre Forderungen. Als Aktionskollektiv wenden sie sich gegen die staatliche Diskriminierung und gegen polizeiliche Repressionen, die vorgeblich dem Kampf gegen Zuhälterei dienen sollen: ständige Kontrollen und Verhaftungen, Beleidigungen, Schikanen, unverhältnismäßige Strafen, willkürliche Steuerbescheide sowie Tatenlosigkeit der Polizei gegenüber Morden, Misshandlungen und anderen Formen von Gewalt gegen Sexarbeiterinnen. Die Sexarbeiterinnenbewegung von Lyon wehrte sich damit auch gegen die Stigmatisierung von SexarbeiterInnen und gegen die staatlich institutionalisierte Doppelmoral.