Am Montag, den 25. Oktober 2010, fanden in Magdeburg vielfältige Aktivitäten in Gedenken an Oury Jalloh statt, der am 07.01.2005 in den Händen der Dessauer Polizei ums Leben kam.
Oury wurde am Vormittag des 07. Januar 2005 durch die Dessauer Polizei in Gewahrsam genommen. Er wurde an Händen und Füßen gefesselt in die Gewahrsamszelle 5 gesperrt. Als gegen 12.00 Uhr ein Feuer ausbricht und Oury mit aller Kraft um sein Leben gebrüllt haben muss, hören die diensthabenden Beamten offenbar trotz angestellter Gegensprechanlagen nichts. Mehrmals brach Feueralarm aus, der von den Polizisten ignoriert wurde. Eine halbe Stunde später drang die Feuerwehr zur brennenden Leiche Ourys vor. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt.
Ein Prozess gegen die diensthabenden Polizist_innen endete vor dem Dessauer Landgericht mit Freisprüchen. Auf Verlangen der Initiative in Gedenken an Oury legte die Nebenklage Widerspruch gegen das Urteil beim Bundesgerichtshof ein - und bekam Recht. Schließlich sollte der Revisionsprozess vor dem Landgericht Magdeburg am 25. Oktober beginnen. Auf Grund einer Erkrankung des Angeklagten Schubert wurde der Prozessbeginn vertagt. Der Prozessauftakt wurde schließlich auf den 12.01.2011 verschoben. Um eine weitere Verklärung und Vertuschung der Todesumstände zu verhindern fanden trotzdem die Aktionen statt.
Ab 11 Uhr begann vor dem Landgericht eine Mahnwache in Gedenken an Oury Jalloh und alle anderen, die durch den alltäglichen und vor allem institutionellen Rassismus starben oder ermordet wurden. Dazu wurden bereits am Anfang der Mahnwache symbolisch einige Särge mit Fotos und Kerzen aufgestellt, die die Todesumstände einiger Flüchtlinge deutlich machten.
Im Anschluss an die ersten Stunden der Mahnwache gab es für die Besucher senegalesische Live- Musik zu hören und auch ein Theaterstück, welches das Leben und die Todesumstände von Oury Jalloh aufzeigte, wurde aufgeführt. "Im Bürgerkrieg verlor er seine Kindheit, auf der Flucht seine Jugend, und in Deutschland sein Leben".
Die Mahnwache wurde mit einem muslimischen und einem christlichen Gebet beendet. Danach hatten die Besucher die Möglichkeit, Kerzen an den Särgen aufzustellen, um an die gestorbenen und ermordeten Flüchtlinge zu gedenken.
Kurz nach 16 Uhr formierte sich eine Demo und wir begaben uns auf die Straße. Schließlich zogen über 120 Menschen lautstark durch die Magdeburger Innenstadt. Parolen wie "Solidarität muss praktisch werden - Feuer und Flamme den Abschiebebehörden", "Oury Jalloh - Das war Mord!" und "Um Europa keine Mauer - Bleiberecht für alle und auf Dauer!" begleiteten den ganzen Demonstrationszug. An der Ausländerbehörde angekommen wurde ein Redebeitrag von Zusammen kämpfen und Einzelpersonen aus dem L!Z verlesen, der sich mit den Lebensbedingungen der Flüchtlinge hier in der BRD, der Abschottungspolitik der EU und den Ursachen von Flucht auseinandersetzte. Bei der zweiten Zwischenkundgebung in der Nähe des Alten Marktes wurde erneut das Improtheater gezeigt und ein weiterer Redebeitrag von no lager Halle wurde verlesen. Weiterhin brachte ein Freund von Oury Jalloh seine Wut und Trauer über den Tod zum Ausdruck und verurteilte rassistische Polizeigewalt.
Gegen 18.30 Uhr fand auf dem Bahnhofsvorplatz die Abschlusskundgebung statt auf welcher ein Redebeitrag von der Initiative no lager Halle verlesen wurde.
Trotz des verschobenen Prozessbeginns und dem kalten Wetter war es ein erfolgreicher Auftakt für den im nächsten Jahr anstehenden Prozess.
Organisiert wurden diese Aktivitäten von der :: "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" mit Unterstützung von :: no lager Halle, :: Zusammen kämpfen (Magdeburg) und GenossInnen aus dem :: L!Z.
Artikel zuerst veröffentlicht am 09. Nov 2010 auf :: linksunten.indymedia.org.