Bei der gut besuchten Veranstaltung im que[e]r am 09.01.2013 wurde zwei Stunden lang konstruktiv über die aktuelle Nutzung, Möglichkeiten und Zukunft von no-racism.net diskutiert.
Nach einer Einleitung, die über die Motivation der Veranstaltung informierte, wurden die Geschichte und die aktuelle Situation von no-racism.net dargestellt und anschließend diskutiert. Umrahmt wurde alles von einer kleinen Ausstellung, die Plakate aus der Geschichte von no-racism.net oder befreundeten Projekten umfasste (siehe Bildergalerie).
Die erste Version entstand 1999 als Projektwebsite der Kampagne "Kein Mensch ist illegal" unter der Domain www.illegalisiert.at. Durch die Vorfälle rund den gewaltsamen Tod von Marcus Omofuma und der Operation Spring entstand die "Plattform für eine Welt ohne Rassismus". Einige Personen aus der Plattform betreiben seither die Website www.no-racism.net. Zuerst wurde noch auf einer statischen Seite mit HTML gearbeitet, diese ersten Anfänge sind unter www.no-racism.net/old online.
Eine große Umstellung auf das Open Source Redaktionssystem spunq fand 2004 statt. no-racism.net entspricht seither weitgehend den WAI-Richtlinien. Das Content Management System (CMS) spunq ist also seit fast zehn Jahren unverändert im Einsatz, daher gibt es einige technische Baustellen. Die technische Weiterentwicklung der Seite fehlt und könnte viele Anwendungen vereinfachen.
Die gewachsene Struktur der Seite wurde aufgezeigt: Im rechten obersten Bereich finden sich unsere fünf Hauptarbeitsbereiche, Rassismus, deportatiNO, migration, debatte und aktivismus. Unsere Hauptarbeitsbereiche gliedern sich in Rubriken, die wiederum unterteilt sein können, die Artikel sind also hierarchisch einer der Rubriken zugeordnet. Themenschwerpunkte fassen Artikel zusammen, die sich zwar in verschiedenen Rubriken befinden, doch inhaltlich ein Thema ergeben. Klingt das kompliziert? Wir empfehlen einen Blick auf die Sitemap, die einen Überblick über die Struktur von no-racism.net gibt. Oder probiers einfach aus, dann wird's schnell klar, worum's geht!
Aktuell sind wir eine kleine Redaktion, die für unsere Zusammenhänge spannende Themenbereiche recherchiert, Texte schreibt, aus Mailinglisten, befreundeten Webprojekten bzw. uns zugesandten Artikeln auswählt und bearbeitet, interessante Links und ein aussagekräftiges Bild sucht und sie online stellt. Aktuell sind einige wenige dabei, das Projekt am Laufen zu halten, doch nun geht uns beinahe die Puste aus. no-racism.net sucht daher dringend Menschen, die redaktionell am Projekt mitarbeiten, sich an der inhaltlichen Arbeit beteiligen, Texte übersetzen oder programmieren können und wollen. Es gibt auch einige Arbeiten, die ganz leicht und abseits der Kenntnis des Aufbaus von no-racim.net zu bewerkstelligen wären, z.B. Überarbeitung der Linklisten, Literatur, Terminverwaltung, usw.
Das Ende der Selbstdarstellung von no-racism.net stellte die Schwierigkeiten von Projekten wie no-racism.net im Zusammenhang mit der Veränderung des Internets dar, also leichterer Zugang, viel dezentrale Information, Blogs von Einzelpersonen, Vereinzelung von Informationen. Das Problem ist, dass andere Gruppen oftmals nicht kontinuierlich bestehen bzw. ihre Websites oder Blogs nach einiger Zeit aus dem Internet verschwinden und dann nur noch über die Dokumentation auf no-racism.net zu finden sind. Dies unterstreicht die Bedeutung und Verantwortung von no-racism.net, 'linke' bzw. antirassistische Geschichte zu schreiben und zu dokumentieren und sich damit auch in unterschiedliche Diskurse einzubringen. So wird no-racism.net z.B. ebenso in Referaten von Schüler_innen genutzt wie als Quelle für wissenschaftliches Arbeiten.
Der Vorteil von no-racism.net ist, schon lange zu bestehen und dadurch gut vernetzt zu sein, was sich darin ausdrückt, auch sehr rasch gefunden zu werden. Die Seite ist relativ vielen Menschen bekannt und wird von vielen besucht, vor allem bei besonderen Ereignissen oder Veranstaltungen, sie wird auch immer wieder von Mainstream-Medien und in diversen Foren verlinkt, aber auch von vielen befreundeten Projekten. Dies führt dazu, dass sich neben vielen regelmäßigen Leser_innen immer wieder neue Leute auf diese Plattform im Internet stoßen.
Der Eindruck von no-racism.net ist, dass es heute viel mehr Gruppen gibt, die im Antira-Bereich arbeiten, aber die Website no-racism.net nicht mehr als deren aktivistische Online Plattform genutzt wird, da es einfach ist, eine eigene Website oder einen Blog einzurichten und zu betreiben. Außerdem wird das Web vermehrt interaktiv genutzt (Facebook oder ähnliche Vernetzungs- und Überwachungsplattformen) oder mittels Twitter kommuniziert.
Welche Rolle hat no-racism.net daher heute? Für die Diskussion wurden die Besucher_innen der Veranstaltung nach ihrer persönlichen Nutzung befragt und über ihre Einschätzung, welche Position das Projekt in Bezug auf eine lokale antirassistische Bewegung einnimmt.
Besonders häufig positiv hervorgehoben wurde die Archivfunktion und die gute und übersichtliche Struktur, welche die Informationen nicht nur chronologisch sondern auch vernetzt abbildet. Weiters wurde auch der internationale Aspekt herausgestrichen, da beispielsweise beim Refugee Protest Camp auch Berichte über ähnliche Aktivitäten in anderen Städten und deren Aktivitäten und Erfahrungen verwiesen wurde. Als Stärke des Projekts wurde daher auch die aktuelle Berichterstattung aufgezeigt, indem Informationen veröffentlicht werden, die sonst nicht zu finden sind.
Gelobt wurde die Terminfunktion, die nach Einschätzung einiger Besucher_innen mit dem Ende von at.indymedia.org an Bedeutung gewonnen hätte, und einen guten Überblick über das aktuelle Geschehen (vor allem in Wien) bietet, daher z.B. für Menschen wichtig ist, die sich erst orientieren (aber auch für alle anderen).
Angeregt wurde, Debatten zu kontroversen Themen anzuregen, indem Kommentare oder Artikel mit unterschiedlichen Sichtweisen auf ein Thema aktiv angefragt und dann online gestellt werden. Obwohl die Idee sehr interessant klingt und technisch über die Funktion der Themen leicht möglich wäre, übersteigt sie die aktuellen personellen Kapazitäten.
Wir haben uns sehr über das rege Interesse, die spannenden Feedbacks und insbesondere über das Lob aller Anwesenden gefreut und hoffen, dass wir gemeinsam mit eurer Unterstützung weiter machen können. Ein Dank an das que[e]r Beisl, dass wir unsere Veranstaltung in dieser gemütlichen Atmosphäre abhalten durften.
Abschließend blieb noch Zeit für persönliche Gespräche mit potentiellen Interessent_innen. Für diese gibt es am Dienstag, 15.01.2013 um 19h ein Treffen in Wien. Bei Interesse bitte an fewor (at) no-racism.net mailen, dann geben wir umgehend den Ort bekannt.