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[ 24. Sep 2018 ]

Für die Rechte von Trans Personen, Migrant*innen und Sexarbeiter*innen

Gerechtigkeit für Vanessa Campos - Nein zur Kriminalisierung der Klient*innen von Sexarbeit

Am 21. September 2018 war internationaler Aktionstag in Erinnerung an Vanesa Campos, die am 16. August im Pariser Bois de Boulogne mit einer Polizeipistole erschossen wurde.

 

In mindestens 14 Städten in 13 Ländern wurde am Freitag dem 21. Septmeber 2018 in Gedenken an Vanesa Campos protestiert. Gefordert wurde insbesondere ein Ende der Gewalt gegen Trans Personen, Migrant*innen und Sexarbeite*innen.

Vanesa war eine Transgender Sexarbeiter*innen, die zwei Jahre in Frankreich lebte, als Sexarbeiter*innen ihren Lebensunterhalt verdiente und ihre Familie in Peru unterstützte.

Vanesa wurde ermordet während eine Gang versuchte ihren Klienten auszurauben. Der Mord wurde mit einer Dienstwaffe der Polizei begangen. Fünf Männer wurden Ende August verhaftet und wegen Mordes angeklagt.

Bei den Protesten, die sich für die Rechte von Trans Personen, Migrant*innen und Sexarbeiter*innen einsetzen, wurden insbesondere die "Prostitutions-Gesetze" von 2016 in Frankreich kritisiert, mit denen die Kunden von Sexarbeiter*innen kriminalisiert werden. Dies führt dazu, dass Sexarbeiter*innen in verborgene und damit unsichere Gegenden verdrängt werden - und fördert Gewalt und Verbrechen wie jenes, das zum Tod von Vanesa führte. Was einmal mehr aufzeigt, dass die Kriminalisierung und Prekarisierung von Sexarbeit zu mehr Gewalt und Unsicherheit führt - insbesondere für die Arbeitenden selbst, auch wenn sich das hier genannte Gesetz offiziell gegen die Freier richtet.


Protest gegenüber der französischen Botschaft in Wien - Foto von :: red edition - Migranten Sexarbeitergruppe Österreich: "Today We come in front of the French Embassy in Vienna, to remember Vanesa Campos who was murdered in Paris on August 16th. Trans lives matter! Sex workers need to be safe in their work places! Sex Work is Work!"


Sexarbeiter_innen und Trans-Organisationen veranstalteten am 21. September 2018 koordinierte Aktionen in Amsterdam, Berlin, Bogota, Glasgow, Kopenhagen, Los Angeles, London, Madrid, Oslo, Perth, Sydney, Vancouver und Wien, viele vor den jeweiligen französischen Botschaften wie am Wiener Schwarzenbergplatz. In Paris fand am 22. September ein Demonstration statt, bei dem die Kriminalisierung von Sexarbeit - über das Gesetz gegen Freier - massiv angeklagt wurde.

Die Forderungen der international koordinierten Proteste waren ein Ende der Gewalt, Zugang zu Rechten für Migrant_innen, Trans Personen und Sexarbeiter_innen sowie eine vollständige Entkriminalisierung von Sexarbeit. Doch, so STRASS, die französische Vereinigung der Sexarbeiter*innen, :: kann der Protest hier nicht enden.

Mehr als zwei Wochen wurde von der Vereinigung der Sexarbeiter*innen an die ermordete Freund*in und Kolleg*in erinnert. Diese Mobilisierung und die dadurch entstandene Aufmerksamkeit für den Vorfall führte dazu, dass fünf Männer ausgeforscht und identifiziert wurden. Doch die Razzien der Polizei in Bois de Boulogne gehen ebenso weiter, wie Gangs und Diebe weiterhin agieren - was zu zahlreichen Übergriffen führt. Politiker*innen missachten weiterhin das Leben von Trans Personen, Migrant*innen und Sexarbeiter*innen. Die einzige Reaktion der für die Bekämpfung sexueller Gewalt zuständigen Ministerin Marlène Schiappa war der Vorschlag einer Beratung - aber keinerlei Änderung des gegenwärtigen Systems. Weder der Pariser Bürgermeisters zeigte eine Reaktion in Hinsicht auf die städtischen Bestimmungen und Vorschriften bezüglich Sexarbeit, noch äußerten sich all die politischen Parteien - so als sei nichts passiert.

Es ist dringend, ein Gesetz zu ändern, das derartige Gewalt hervorruft. So lange die Ausübung von Sexarbeit nicht sicher ist, werden - nach Vanesa - weitere Menschen ermordet werden. Deshalb wird die Regierung gefragt: "Wie viele von uns müssen noch sterben, damit ihr versteht, dass eine Änderung der Politik absolut notwendig ist?"

Alle verfügbaren Kräfte sind eingeladen, für eine grundlegende Änderung der Politik und einen effektiven Kampf gegen Gewalt einzutreten. Um die Dimension der Bedrohung aufzuzeigen, wurde als Motto für den internationalen Aktionstag eine simple und doch klare Aussage gewählt: "Wir wollen leben".

Im Aufruf zur Demonstration am Platz der Republik in Paris wurde angekündigt, dass "solange die politische Klasse unsere Toten ignoriert", die Verzweiflung hinaus geschrien wird, damit diese nicht in Vergessenheit geraten.


Demonstration am 22. September 2018 in Paris.


Presseaussendung von TransR - Trans Sex Workers Rights are Human Rights


Das europäische Projekt TransR - Trans Sex Workers Rights are Human Rights, dessen primäres Ziel es ist, dazu beizutragen, dass die Grundrechte von Trans-Sexarbeiterinnen (TSA) in vollem Umfang wahrgenommen, anerkannt und geschützt werden, schließt sich den :: Aktivitäten in Gedenken an Vanesa Campos an.

Wir schließen uns ICRSE, TGEU, STRASS, ACCEPTESS-T und der Europäischen sowie globalen Bewegung an und fordern: a) ein Ende der Gewalt gegen Transgender, Migrant*innen und Sexarbeiter*innen; b) die Aufhebung der Kriminalisierung von Kunden und die Entkriminalisierung von Sexarbeit sowie c) die Unterstützung der Regularisierung von Migrant*innen und Zugang zu Arbeit und Gerechtigkeit.

Diese Verbrechen sind eine direkte Folge der Repressionsmaßnahmen, die von mehreren Mitgliedstaaten der EU, wie Schweden und Frankreich, durchgeführt werden. Des Weiteren waren und sind sie die Folge mangelnder konkreter Maßnahmen seitens dieser Mitgliedstaaten, und halten so das Nichtvorhandensein und die Missachtung grundlegender Menschenrechte und Menschenwürde aller Menschen – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder verwaltungsrechtlichem Status – aufrecht.

Wir rufen die Mitgliedstaaten der EU und andere europäische Gremien nachdrücklich dazu auf, Interventionen zu setzen und konkrete Maßnahmen und Ressourcen zu ergreifen, um Hassverbrechen gegen Trans-Personen in Europa zu verringern.

Das TransR Projekt besteht aus fünf Organisationen aus unterschiedlichen Ländern in Europa: APDES (Portugal); Hetaira (Spanien); LEFÖ (Österreich); MIT (Italien) and Positive Voice (Griechenland). Im Zeitraum von 2018-2019 setzt das TransR-Projekt aufeinander abgestimmte Aktivitäten um, in deren Fokus einerseits die betroffenen Personen, andererseits die Rahmenbedingungen wie auch Akteur*innen stehen, die eine optimale physische und psychische Gesundheit von TSA behindern.