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[ 20. Jul 2007 ]

Kampagne gegen Werbung durch Herabwürdigung

der braune mob ruft zur "Auslandshilfe für UNICEF Deutschland und die Werbeagentur Jung Von Matt" auf. Diese verwendeten im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm rassistische Darstellungen, um auf die "Probleme am afrikansichen Kontinent" hinzuweisen.

 


AUSLANDSHILFE für UNICEF Deutschland und die Werbeagentur Jung Von Matt!


Gegen besseres Wissen hatten sich UNICEF Deutschland und die Werbeagentur Jung von Matt dazu entschlossen, folgende Assoziationen, die in ihren Köpfen anscheinend stattfinden, öffentlich zur Schau zu tragen:

"Schwarze Menschen = Dreck = Afrikaner = ungebildet."

UNICEF Deutschland haben auf unsere Proteste hin zwar den ursprünglichen Link der Kampagne von ihrer Homepage genommen, aus einem Antwortschreiben geht jedoch klar hervor, dass keine Einsicht dahingehend herrscht, weshalb diese Anzeigen entwürdigend sind. Ganz im Gegenteil wird hier erwartungsgemäß betont, wieviel Gutes bisher erreicht wurde, und vor allem dass die Kampagne bisher angeblich nicht im mindesten als beleidigend empfunden wurde.

("Before publishing the ad, we had carefully discussed possible misinterpretations and the agency had also tested public reaction in a survey in Germany, without receiving negative comments. Neither did we receive any negative reaction from the German public after publication.")

Uns ist jedoch bekannt, dass Organisationen, die anfang des Jahres konsultiert wurde, stark davon abgeraten haben, eine derartige Kampagne durchzuführen. Damals war noch geplant, Weiße deutsche Erwachsene braun anzumalen. Anscheinend gingen UNICEF und die Werbeagentur davon aus, dass eine Verhöhnung durch Kinder weniger schlimm sei (?). Da im Brief auch von "Missverständnissen" die Rede ist, können wir zu diesem Zeitpunkt leider nicht davon ausgehen, dass der grundsätzliche Kritikpunkt verstanden wurde.

Um also ähnliche Vorkommnisse in der Zukunft zu vermeiden, und auch um der deutschen Öffentlichkeit dahingehend Nachhilfe zu leisten, bitten wir alle Menschen, ihre Erfahrungen und Erklärungen an Unicef und die verantwortliche Werbeagentur zu schicken, die erklären, weshalb die Anzeigentexte dieser Kampagne sowie "blackface" (ob mit Dreck oder Farbe) diskriminierend und beleidigend sind.

Wir bitten alle Menschen, die damit nicht einverstanden sind, ihre Erfahrungen und Erklärungen an Unicef und die verantwortliche Werbeagentur zu schicken!

Bitte schreiben Sie Ihre zivilisierenden Gedanken an publicrelations (at) unicef.de und info (at) jvm.de mit einer Kopie an info (at) derbraunemob.de

Es empfiehlt sich für jeden Leserbrief und jedes Beschwerdeschreiben der Zusatz: [i]"Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von uns öffentlich geführt wird, und wir dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der Dokumentation und Aufklärung veröffentlichen." So wird das Briefgeheimnis nicht verletzt und die Antwort kann verbreitet und veröffentlicht (und von Dritten kommentiert) werden.



Kommentar der Redaktion des braunen mob: Was wir von dieser UNICEF Kampagne halten; Kritik und Analyse


Diese Kampagne impliziert, dass jede Person in Afrika ungebildet ist, und bedient sich dabei extrem paternalisierender Mittel. Die alte rassistische Technik des "blackface" (Weiße werden angemalt damit sie Schwarze darstellen sollen) ist ebenso würdelos wie in jeder Hinsicht unpassend für unser Jahrhundert, und es ist schwer zu glauben, dass dies in Deutschland anscheinend bis heute nicht erkannt wurde.

Die verstörende Idee, Weiße Kinder mit Schlamm (!) zu beschmieren damit sie dadurch Schwarze Kinder darstellen, steht in krassem Gegensatz zum vorgeblichen Motiv der Kampagne, Solidarität zu erzeugen.

Die Statements, die den Kindern in den Mund gelegt werden, gehen von der Grundannahme aus, dass alle Afrikaner ungebildet seien, und setzen sich in bornierter Weise darüber hinweg, was die vielen millionen afrikanische Akademiker und andere Bürger wohl dazu sagen. Einmal mehr hat man es auch gar nicht nötig, zu differenzieren, wo in "Afrika" man helfen möchte, das Schlagwort genügt für das Entstehen des Elends-Films im Kopf. "Hilfe für Afrika", da muss man gar kein Land mehr nennen, erweckt damit den Eindruck, es sei ohnehin egal wo man helfe, denn es sei dort ja alles gleich.

Dass diese überheblichen und faktisch falschen Assoziationen erst die Grundlage für viele Rassismen sind, dessen ist man sich offensichtlich selbst bei UNICEF nicht bewusst. Das ganze wird dort sogar auch noch für recht lustig gehalten, wie man der Foto-Auswahl der lachenden Grimassen schneidenden Kinder entnehmen kann. Ein ganzer Kontinent wird hier mal eben auf ein Dorf schlammiger ungebildeter Kinder reduziert, mit denen jeder beliebige Deutsche Mitleid haben darf.

Die eingebildete Kausalkette Weiß = gebildet und Schwarz = ungebildet, die hier mit künstlichen Mitteln herzustellen versucht wird, ist ein weiterer Herd für Rassismus, der freilich mit dem Thema ("helfen") gar nichts zu tun hat. Man hilft Menschen nicht, indem man sie herabsetzt und pauschal beleidigt.

Diese Kampagne kann vielleicht Geld sammeln, richtet gleichzeitig aber auch hohen Schaden an indem sie menschenverachtendes Verhalten legitimiert und Rassimen reproduziert.

In Europa gibt es viele millionen Kinder, die unter der Armutsgrenze leben und unter mangelhafter Bildung leiden. Eine Kampagne "die Europäerkinder haben keine Schule" haben wir bisher noch nicht gesehen. Auch dass jemand die fehlende Bildung der Kinder mit einer Parodie ihrer Hautfarbe in Verbindung bringt, blieb uns bisher glücklicherweise erspart.

Mehr Informationen zum Thema: http://de.wikipedia.org/wiki/Minstrel_show

(Anm no-racism.net: "Minstrel show, oder auch blackface minstrelsy, ist ein Unterhaltungsspiel bei der Weiße in Form von Stereotypen Schwarze darstellen.")