Mit dabei war auch Reiner Judt von der Kronen Zeitung, der die Razzia medial in das gewünschte Licht rückte.
Unter dem Vorwand einer angeblichen Drogenrazzia durchkämmten ZivilkontrollorInnen der Wiener Lokalbahnen AG gemeinsam mit rund 20 GendarmeriebeamtInnen sowie ein paar Krone-JournalistInnen die Züge. Drogen gab es nicht zu finden, dafür wurden 73 AsylwerberInnen zu Geldstrafen, mangels entwertetem Fahrschein genötigt. Ein Asylwerber wurde laut Kronen Zeitung festgenommen, weil er sich weigerte den Erlagschein für die 60 Euro Strafgebühr zu akzeptieren. Herr und Frau ÖsterreicherIn würde sich nach so etwas wohl kaum in einer Gefängniszelle wieder finden.
Die in Traiskirchen untergebrachten AsylwerberInnen erhalten 40 Euro pro Monat, die alle zwei Monate in Form von 80 Euro ausbezahlt werden. Ab dann heißt´s sparen, denn mit diesem Geld muss ein großteil der Menschen auch tatsächlich auskommen, da die Republik Österreich eine Arbeitserlaubnis verweigert.
Freifahrt für AsylwerberInnen!
Aufgrund der prekären finanziellen Situation ist irgendwie logisch nachvollziehbar, dass sich ein großteil der AsylwerberInnen einfach keine Fahrscheine leisten kann. Dann noch einen Betrag von 60 Euro wegen "Schwarzfahren" einheben zu wollen ist zynisch. Bei einem "Monatseinkommen" von 40 Euro ist eine solcher Betrag sowieso nicht begleichber und mittelfristig schlagen sich derartige Strafverfügungen nur allzu oft in Form eines Aufenthaltsverbot nieder. Damit einher gehen das Risiko von Schubhaft und Abschiebung.
Eine wichtige Forderung wäre deshalb Freifrahrt für AsylwerberInnen. Derartige Vorschläge sind derzeit aber weder von Parteien, noch von NGO"s lautstark zu vernehmen. Auf Regionaler Ebene ist im moment übrigens die SPÖ tonangebend wenn es um rassistische Hetze geht. In Traiskirchen werden Unterschriften gegen das "Flüchtlingslager" gesammelt (siehe Wieder rassistische Hetze in Traiskirchen).
Harald Schätz, Leiter der Zivilkontrollore in der Badner Bahn, rechtfertigte die Razzia die mit insgesamt 171 erwischten SchwarzfahrerInnen (davon rund 2 Drittel ÖsterreicherInnen) endete. "Mit der Razzia wollen wir ein Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen kann", wird er in der Kronenzeitung vom 12. September 2004 zitiert. Liest man den Artikel der mit "Hilferuf der FahrGäste - Razzia in der Badner Bahn" betitelt ist, bekommt man Eindruck die Bahnverbindung zwischen Wien und der spießigen Biedermeier-Stadt Baden sei eine einzige Gewalt- und Drogenhölle. "Zustände in den Wagons schon beängstigend" fasst die Kronenzeitung das zusammen. Das Angst und Schrecken in den Zügen der Wiener Lokalbahn eher von den zum Teil rabbiaten KontrollorInnen ausgeht wird verschwiegen.
Rassistische Übergriffe durch KontrollorInnen
In seiner Funktion ist Harald Schätz auch für die verbalen und körperlichen rassistischen Übergriffe verantwortlich, die in den letzten Monaten von MitarbeiterInnen der Wiener Lokalbahnen AG begangen wurden (siehe Wiener Lokalbahn: Rassistische Attacken gegen AsylwerberInnen). Bis jetzt liegt dazu immer noch keine Stellungnahme der Wiener Lokalbahnen AG vor und das obwohl sich bereits mehrere ZeugInnen rassistischer Übergriffe in offenen Briefen an die Unternehmensleitung gewandt haben. Auch die Organisation ZARA versuchte bisher vergeblich Kontakt mit den Verantwortlichen aufzunehmen.
Am 12. Jänner 2002 inszenierten Wiener Lokalbahnen, Polizei und einschlägige Medien übrigens schon einmal eine größere "Drogenrazzia" in der Badner Bahn. Drogen wurden auch damals keine gefunden, ähnliche Aktion finden seitdem trotzdem in regelmäßigen Abständen statt.