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[ 22. Mar 2007 ]

Repression gegen Flüchtlinge und HelferInnen

Erneut wurde in Oujda (Marokko) der Uni-Campus gestürmt. Die Polizei nahm 150 Flüchtlinge fest, die vermutlich abgeschoben werden, und beschlagnahmte bzw. zerstörte Hilfsgüter. Aber auch Hilfsorganisationen werden mittlerweile mit Repression überzogen.

 

Die ABCDS (Asociación Beni Znassen para la cultura, el desarrollo y la solidaridad - Vereinigung Beni Znassen für Kultur, Entwicklung und Solidarität) teilt mit, dass am Sonntag, 18. März 2007, um 5 Uhr früh, die Polizei das Unigelände von Oujda gestürmt hat. Dort suchten viele Flüchtlinge Schutz, die zuvor an der algerischen Grenze ausgesetzt worden waren. Marokko hatte sie so "abgeschoben", die Grenze ist jedoch seit Jahren geschlossen, und Algerien ließ auch die Flüchtlinge nicht einreisen. Nachdem Grenztruppen beider Seiten sie eine Weile im Niemandsland hin- und hergejagt hatten, schaffte es ein großer Teil von ihnen zurück nach Oujda, wo das autonome Gelände der Universität einen gewissen Schutz bot und Hilfsorganisationen sie notdürftig versorgten. (Viele der Abgeschobenen sind jedoch auch verschollen.)

Bei der Aktion am Sonntag wurden 150 Personen verhaftet und auf die Polizeiwache von Oujda gebracht. Höchstwahrscheinlich sollten sie noch in der Nacht an die algerische Grenze gebracht werden (denn nachts verletzt die marokkanische Polizei ihr eigenes Gesetz über die Grenzschließung und lässt heimlich die Personen hinüber, die sie abschiebt). Ihre dürftigen Habseligkeiten wurden geplündert: Decken und die Planen, die als Zelte dienten, zerfetzt, Lebensmittel unbrauchbar gemacht, Handys beschlagnahmt.

Der Druck der Sicherheitsorgane auf Mitglieder der Vereine, die afrikanischen MigrantInnen in schwieriger Lage im Osten Marokkos Hilfe leisten (ABCDS und "Homme et Environment" - Mensch und Umwelt), wird zunehmend systematisch. Sie teilten ihren Mitgliedern und befreundeten Gruppen folgende Tatsachen mit:

1. Zivilstreifen verfolgen die Mitglieder der genannten Vereine überall hin, besonders Hicham B. und Araj J.
2. Ein Zivilfahrzeug, das ständig mit einer oder mehreren Personen besetzt ist, parkt ständig vor dem Haus von Herrn Hicham B.
3. Eine Person, ziemlich sicher ein Helfer der Behörden, treibt sich ständig vor dem Haus von Herrn B. oder den Vereinsräumen der ABCDS herum.
4. Ein Renault 4 parkt ständig vor dem Vereinssitz von "Mensch und Umwelt" in Berkane.
5. Zwei Männer sind an Nachbarn von Hicham B. herangetreten, um ihnen Fragen über ihn, seine Familie und seine BesucherInnen zu stellen.
6. Am 14. März wurde Jelloul A. mit einer Besucherin aus Oujda bis Berkane verfolgt.
7. Sobald die Mitglieder des Vereins mit der Lebensmittelverteilung in einem "tranquilo" (Rückzugsraum der illegalisierten Flüchtlinge) fertig sind, führen die Ordnungskräfte dort eine Razzia durch; wir vermuten, dass das Ziel ist, das Vertrauensverhältnis zwischen den MigrantInnen und dem Verein zu zerstören.
8. Am 15. März wurden Hicham B.a und Mohamed T. von Gendarmen angehalten, als sie Lebensmittel an MigrantInnen in Gala verteilten... wir fragen uns, was die Absichten der Behörden sind.

(Quelle: diverse Mails von Leuten vor Ort)

Proteste an die marokkanischen Behörden wären also wieder mal mehr als angebracht, um das Ende der Abschiebungen nach Algerien und der Schikanen gegen Hilfsorganisationen zu fordern. Adressen:

marokkanische Botschaft in Deutschland:
Botschaft des Königreichs Marokko, Niederwallstraße 39, 10117 Berlin, Tel. 0(049)-30-2061240;

marokkanischer Premierminister: Son Excellence Driss Jettou, Premier Ministre, Département du Premier Ministre, Palais Royal, Touarga, Rabat, MAROKKO

Dieser Text ist eine Übersetzung diverser Mails von Leuten vor Ort, zuerst erschienen am 22. Mar 2007 auf :: de.indymedia.org.