Am 26. Juni 2010 besetzten rund 300 Menschen mit und ohne Aufenthalts- bewilligung die kleine Schanze in Bern und errichteten ein Camp. Sie protestieren damit gegen die unmenschliche Schweizer Asyl- und Migrationspolitik und fordern eine kollektive Regularisierung.
Für die ersten Tage der Besetzung gibt es ein umfangreiches Programm mit Vorträgen, Diskussionen und Infoveranstaltungen zur Situation von Sans Papiers in der Schweiz, der europäischen Migrationspolitik, Widerstand gegen Abschiebungen und Hintergründe zu Zwangsausschaffungen sowie Information und Austausch zu den Kämpfen für Regularisierung.
Es wird dazu aufgerufen, am besten mit Schlafsack, Isomatte und Zelt vorbei zu kommen und sich aktiv an den Protesten zu beteiligen oder online eine :: Solidaritäts-Erklärung zu unterzeichnen. Das Kultur- und Politprogramm, das laufenden ergänzt wird, findet sich auf :: bleiberecht.ch.
Kollektive Regularisierung jetzt! Der Kampf geht weiter.
Erklärung der Schweizer Bleiberecht-Kollektive zur Besetzung der kleinen Schanze, 26. Juni 2010
Wir, Menschen aus der ganzen Schweiz mit und ohne Aufenthaltsbewilligung, haben heute die kleine Schanze in Bern besetzt. Wir nehmen uns diesen öffentlichen Raum, weil wir die unmenschliche Schweizer Asyl- und Migrationspolitik nicht widerstandslos hinnehmen wollen.
Als abgewiesene Asylsuchende werden wir(*) über Jahre in teils unterirdischen "Notunterkünften" eingepfercht , während uns mit dem Arbeitsverbot jede Perspektive genommen wird. Als Sans-Papiers verrichten wir - ohne rechtlichen Schutz und oft unter miserablen Bedingungen - unentbehrliche Arbeit in Schweizer Haushalten, Restaurants, Fabriken und Landwirtschaftsbetrieben. Jederzeit sind wir von der Ausschaffung bedroht. Und viele unserer Freundinnen und Freunde sind in den Auschaffungsgefängnissen eingesperrt, nur weil sie auf der Suche nach einem würdigen Leben in die Schweiz gekommen sind. Mit der Besetzung der kleinen Schanze brechen wir das Schweigen über diese Zustände.
Wir verbinden unsere Aktion mit dem Aufruf an alle, die sich einen Funken Menschlichkeit bewahrt haben, mit uns gemeinsam für eine kollektive Regularisierung zu kämpfen. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf fordern wir auf, endlich konkrete Schritte zur Regularisierung der Zehntausenden illegalisierten Migrantinnen und Migranten in der Schweiz unternehmen, statt sie zu einem Leben in Angst und Prekarität zu zwingen.
Migration ist in erster Linie die Folge eines globalen Wirtschaftssystems, das zu sozialer Ungleichheit, Armut, Abhängigkeit und Gewalt führt. Sie ist das Ergebnis einer profitorientierten und kurzsichtigen Politik von Regierungen, Unternehmen und internationalen Organisationen, die gerade auch von der Schweiz mitgetragen wird.
Menschen, die aufgrund dieser Umstände fliehen, werden durch die menschenfeindliche "Asylpolitik" der Schweiz gleich doppelt bestraft. Migration ist ein legitimes Recht eines jeden Menschen, für das sich niemand zu entschuldigen braucht. Eine kollektive Regularisierung ist ein erster Schritt zur Entkriminalisierung von MigrantInnen.
In den nächsten Tagen werden im und um das Camp auf der kleinen Schanze zahlreiche Aktionen, Veranstaltungen und Konzerte stattfinden. Wir laden alle solidarischen Menschen herzlich ein, sich an der Aktion zu beteiligen.
Kein Mensch ist illegal! Kollektive Regularisierung jetzt!
Die Bleiberecht-Kollektive der Schweiz
* Weil wir uns nicht auseinander dividieren lassen wollen, verwenden wir die Wir-Form für Dinge, die einige von uns betreffen.
Erklärung übernommen von :: bleiberecht.ch.