Im Zuge europaweiter Proteste fand am 4. Sept. 2010 in Wien eine Kundgebung in Solidarität mit den von Abschiebung bedrohten Roma_ Romnia in Frankreich statt. Gegen soziale Ausgrenzung und Rassismus. (:: Bildergalerie)
Ab 14:00 Uhr versammelten sich ca. 300 Personen vor dem Haus der Europäischen Union in der Wipplingerstraße 35 in der Wiener Innenstadt, gleich neben der Börse. In den Redebeiträgen und auf einigen Transparenten wurde ein Bekenntnis zu Europa ausgesprochen. So hieß es u.a.: "Wir sind Europa", "Roma sind Europa" oder "Auch wir Roma sind Europäer_innen mit EU-Rechten".
Zu lesen waren die Forderungen nach "Gleichstellung und Freiheit für alle Roma in Europa", "Bewegungsfreiheit" und "Menschenrechte für Roma".
Grußbotschaften und Solidaritätserklärungen wurden verlesen. Eine Aktivistin bedankte sich bei der Unterstützung der Kirchen, die die Abschiebungen von Roma aus Frankreich kritisiert hatten.
Und weil nicht nur in Frankreich Roma rassistischer Verfolgung und Ausgrenzung ausgesetzt sind, wurde aus aktuellem Anlass in einer Schweigeminute der :: am 30. August 2010 bei Bratislava ermordeten Roma gedacht.
Danach wurden erste Sprechchöre skandiert: "Stopp Rassismus, Stopp Rassismus!" war immer wieder lautstark zu vernehmen. Zwischendurch hieß es: "Wir sind Europa!"
Neben einigen wenigen Politiker_innen, die (in Vorwahlzeiten?) mit Floskeln und Anekdoten, ihre Ablehnung des Rassismus gegen Roma_Romnia verdeutlichten, ergriffen zahlreiche der Anwesenden das Wort und sprachen durch das Megafon. Die Statements der Roma_Romnia waren klar und deutlich gegen die sich abzeichnenden rassistischen Tendenzen in Europa gerichtet, wie die Aussage einer Rednerin verdeutlicht: Wir sind dagegen, dass sich die Politik der Nazis wiederholt.
Zur Unterstützung der Roma_Romnia Kundgebung waren auch zahlreiche Gatsche erschienen, um gemeinsam vor dem Haus der Europäischen Union zu protestieren, wie es an diesem Tag vielerorts über die EU-Grenzen hinaus der Fall war: Für Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenwürde.
Es wurde gefordert, dass Roma_Romnia in allen Ländern wie Staatsbürger_innen behandelt werden. Und wieder hieß es lautstark: "Stopp Rassismus. Stopp Rassismus gegen Roma". Nachdem in einem Redebeitrag die Unterstützung für alle Roma in Europa gefordert wurde, hieß es: "Auch wir sind Europa".
Eine weitere Rednerin meinte, es sei ein Skandal, dass mitten im 21. Jahrhundert mitten in Europa über Abschiebungen gesprochen werden müsse - weil diese auf der Tagesordnung stehen. Denn Abschiebungen sind eine der sichtbarsten Ausprägungen von Rassismus. Und wieder hallte es: "Stopp Rassismus. Gleiche Rechte für Roma".
Auf die Forderung eines Vertreter einer NGO, der bei jeder Gelegenheit den Rücktritt der österreichischen Innenministerin fordert, entgegnete eine Frau, dass es mehr Zivilcourage braucht. Es ist nicht genug, eine Frau Fekter abzuwählen. Wir müssen uns mehr trauen und können uns nicht auf die Regierung verlassen. Es geht darum, selber aktiv zu werden. "Stopp Rassismus."
Gegen das Morden, wie ein weiterer Redner ergänzte. In vielen Ländern würden Roma_Romnia ermordet, wie in Ungarn oder zuletzt in Bratislava. "Stopp Rassismus."
Überall und immer wieder das Gleiche. Von keiner Regierung kommt was besseres. Wenn diese Politik weiter zugelassen wird, wird es schlimm werden. Ich will nicht, dass Auschwitz erweckt wird.
Deshalb ist es wichtig, gemeinsam gegen Rassismus zu kämpfen, denn: "Gemeinsam sind wir stark, alleine mach ma nix." "Stopp Rassismus!"
Die Initiatorinnen der Kundgebung in Wien hatten klare Vorstellungen: Die EU-Staaten sollen sich mit den Roma_Romnia befassen. Es brauche eine_n eigene_n Beauftragte_n der Roma_Romnia, jedoch keine_n Politiker_in, sondern eine_n Roma_Romnia selbst, die_der die Interessen der größten Minderheit in der EU vertritt. Denn in Europa leben über 15 Millionen Roma_Romnia, eine Tatsache, die nicht ignoriert werden dürfe.
Es geht darum wach zu werden und zu erkennen, dass in den letzten Jahren eine massive Anti-Roma_Romnia-Stimmung in Europa aufgekommen ist. Diese Stimmung bedient sich rassistischer Mythen und Stereotype, die Roma_Romnia als Bedrohung zeichnen. Doch die Realität zeigt, dass Roma_Romnia es sind, die überall Verfolgung ausgesetzt sind. Dagegen gilt es aufzutreten.
Das bisher einzigartige am Protest am 4. September 2010 war, dass gleichzeitig :: quer durch Europa und darüber hinaus Roma_Romnia ihre Stimmen erhoben, um zu sagen: "Stopp Rassismus!"