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[ 27. Nov 2010 // letzte änderung: 05. Dec 2010 ]

Massenabschiebung nach Vietnam verhindern - boykottiert Aeroflot!

Keine Abschiebung!

Am 29. November und 6. Dezember 2010 planen deutsche Behörden mit der Fluglinie Aeroflot jeweils bis zu 50 Menschen vom Flughafen Berlin Schönefeld nach Vietnam abzuschieben. Aktivist_innen rufen zum Boykott der Fluglinie, einer Fax- und Email- Kampagne und Protesten am Flughafen auf.

 

Die Flüchtlingsräte Berlin und Brandenburg sowie die Kampagne Massenabschiebung nach Vietnam verhindern rufen zu vielfältigen Protesten gegen die geplanten Massenabschiebungen von Berlin nach Hanoi auf. So finden am Montag, 29. November ab 10:00 Uhr Proteste am Flughafen Berlin Schönefeld statt (:: siehe Bericht).

Mittels Boykottaufruf sowie einer Fax- und Email-Kampagne gegen die Fluggesellschaft Aeroflot soll diese in Zukunft von solchen Geschäften abgehalten und das Geschäft mit Abschiebungen grundsätzlich in Frage gestellt werden.

Bei Air Berlin war eine ähnliche Kampagne im letzten Jahr erfolgreich, wie die Aktivist_innen aus der Reaktion zur Recherche nach der Fluggesellschaft für die angekündigten Sammelabschiebungen schließen. Nachdem am 8. Juni 2009 etwa 100 Menschen mit einem Flugzeug von Air Berlin vom Flughafen Berlin-Schönefeld aus nach Vietnam abgeschoben wurden, starteten Aktivist_innen die Kampagne :: Ohne 'Air Berlin' in den Sommer!. Bei einer Anfrage wegen der Beteiligung an den für 29. November 6. Dezember geplanten Massenabschiebungen hieß es aus dem Büro der Air Berlin, dass die Fluglinie wegen der schlechten Presse im letzten Jahr nicht daran beteiligt sei. Doch ist die Air Berlin weiterhin im Abschiebegeschäft tätig, wie u.a. die Beteiligung an der :: Charterabschiebung am 7. Dezember 2010 von Düsseldorf über Wien nach Pristina belegt.

Die Behörden haben trotz der Proteste und Imageschäden der Firmen kein Problem, Fluglinien für das rassistische Abschiebebusiness zu finden. Mit Aeroflot beteiligt sich an der Abschiebung in den Vietnam einmal mehr eine Fluglinie, die seit Jahren Geschäfte mit Abschiebungen macht. Im Prozess gegen jene drei Fremdenpolizisten, die am 1. Mai 1999 Marcus Omofuma bei einer gewalttätigen Abschiebung umbrachten, sagte ein als Zeuge geladener Beamter aus, dass Ende der 1990er Jahre in Österreich außer Balkan Air und Aeroflot keine Fluglinie Schubhäftlinge mitnehmen wollte, weil diese "oft Widerstand leisteten und Sitze heraus traten". Mit Aeroflot dauerte ein Flug in den Sudan 15 Stunden. Häftlinge und Polizisten konnten oft nicht das WC aufsuchen. Einmal habe man auch aus Rom zurückfliegen müssen (:: siehe Prozessbericht vom 13. März 2002).

Die nunmehr gestartete Kampagne gegen das Unternehmen Aeoroflot reiht sich ein in eine Reihe von Kampagnen gegen am Abschiebegeschäft beteiligte Firmen. Zum Unternehmen ist zu sagen, dass Aeroflot die größte russische Fluggesellschaft mit Sitz in Moskau und Mitglied der Luftfahrtallianz Skyteam ist (mehr zu Aeroflot auf :: Wikipedia). In diesem Verband finden sich mehrere Fluglinien, die bereits Ziel von sogenannten deportation.class Kampagnen wurden, wie :: Tarom, :: KLM und :: Air France.

Die Kampagne gegen Aeroflot ist derzeit bis zum 6. Dezember begrenzt, doch erscheint es sinnvoll, wieder vermehrt gegen am Abschiebegeschäft beteiligte Unternehmen aktiv zu werden.


Deportation Class bei Aeroflot

Protest gegen Sammelabschiebung nach Vietnam.
Pressemitteilung der Flüchtlingsräte Brandenburg und Berlin vom 26. November 2010


Am 29. November und am 6. Dezember 2010 werden jeweils 50 Vietnamesinnen und Vietnamesen mit einer Sammelabschiebung zwangsweise von Berlin Schönefeld nach Hanoi gebracht. Die Flüchtlingsräte Berlin und Brandenburg verurteilen die Abschiebungen scharf und rufen zum Boykott der durchführenden Fluggesellschaft Aeroflot auf.

Vietnam ist ein Land, in dem Bewegungs- und Versammlungsfreiheit nach wie vor strengen Kontrollen unterliegen und rechtsstaatliche Prinzipien nur eingeschränkt gelten. Vietnam ist ein armes Land, das immer noch unter den Folgen des Krieges leidet, der in Europa und den USA längst vergessen ist.

Etwa die Hälfte der Menschen, die mit den beiden Flügen nach Vietnam gebracht werden sollen, ist derzeit in Berlin und Brandenburg in Abschiebehaft. Unter den Abschiebehäftlingen befindet sich Herr A., der in Berlin Frau und Kinder hat. Sein Anwalt bemüht sich, die Abschiebung und Familientrennung noch zu verhindern. Bei Frau T. ist der Versuch, die Abschiebung zu stoppen, gescheitert. Sie reiste ein, um ihren Freund zu heiraten, der in Deutschland als anerkannter politischer Flüchtling lebt. Die Ausländerbehörde ließ dem Standesamt aber keine Zeit, ihre Dokumente in Vietnam überprüfen zu lassen und verfügte die Abschiebung und Inhaftierung.

In Abschiebehaft befinden sich auch Menschen, die gerne ausreisen wollen, aber das Geld fürs Ticket nicht aufbringen können. Andere wären nach Haft und Zermürbung durch die Ausländerbehörden bereit, auszureisen, aber die freiwillige Ausreise wird ihnen verwehrt. Eine Abschiebung bedeutet: Wiedereinreisesperre mindestens bis die Haft- und Abschiebekosten (in der Regel in vierstelliger Höhe) beglichen worden sind.
http://no-racism.net/article/2218/
Martina Mauer vom Flüchtlingsrat Berlin: "Wir lehnen Abschiebungen als restriktives Element einer europäischen Abschottungs- und Migrationspolitik ab. Es ist skandalös, dass sich Fluggesellschaften wie die Aeroflot am schmutzigen Abschiebegeschäft beteiligen. Wir fordern die Piloten der beiden Abschiebemaschinen auf, sich nicht zum Gehilfen der Bundespolizei machen zu lassen und keine Passagiere gegen ihren Willen zu befördern. Auch Mitreisende können die Abschiebungen verhindern, indem sie sich weigern, sich hinzusetzen und anzuschnallen."

Die Flüchtlingsräte Berlin und Brandenburg rufen zum Boykott der Aeroflot auf und starten eine Fax- und Email-Kampagne.


Fax- und Email Kampagne gegen die Aeroflot


Am 29. November und 6. Dezember 2010 planen deutsche Behörden mit der Fluglinie Aeroflot jeweils bis zu 50 Menschen vom Flughafen Schönefeld nach Vietnam abzuschieben. Schreiben Sie ein Protest-Fax oder eine Protest-Mail an die Aeroflot! Weiter unten findet sich der Text auf englisch samt der Kontaktadressen der Aeroflot Zentrale in Moskau.

Fax-Vorlage:

Absender
Name:
Straße:
Ort:

An
Aeroflot Russian Airlines
Unter den Linden 51-53
10117 Berlin
Tel.: (0 30) 2 26 9810
Fax: (0 30) 22 69 81 36
berlin (at) aeroflot.de


Keine Sammelabschiebungen nach Vietnam!

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Entsetzen habe ich erfahren, dass am 29. November und 6. Dezember mit einer Ihrer Maschinen jeweils bis zu 50 Menschen vom Flughafen Schönefeld nach Vietnam abgeschoben werden sollen.

Es handelt sich dabei um Menschen, die aus Vietnam gekommen sind, um in Deutschland Schutz vor politischer Verfolgung und Armut zu suchen. Gegen ihren Willen sollen sie nun zwangsweise in ihr Herkunftsland zurück gebracht werden.

In Vietnam sind weder freie Meinungsäußerung noch Versammlungsfreiheit garantiert. Menschen werden ohne ordentliche Verfahren jahrelang eingesperrt und sogar hingerichtet, religiöse und ethnische Minderheiten leiden unter massiver Verfolgung. Viele Vietnamesen haben auch in diesem Jahr ihre Lebensgrundlage durch Hochwasser verloren und leben in extremer Armut.

Durch die Bereitstellung von Flugsitzen verdient die Aeroflot am brutalen Abschiebegeschäft. Mit diesem Schreiben fordere ich Sie auf, alle für die Abschiebungen reservierten Sitze sofort zu stornieren und auch in Zukunft keine Flugzeuge mehr für Abschiebungen zur Verfügung zu stellen.

Ich erwarte von Ihrer Fluggesellschaft eine klare Stellungnahme gegen jede Beteiligung an unfreiwilligen Rückführungen. Andernfalls werde ich nicht mehr mit der Aeroflot fliegen.


Mit freundlichen Grüßen


_________________________________
Ort, Datum, Unterschrift



:: Musterfax zum Download als pdf.



Protestvorlage auf Englisch zum Versand an die Zentrale in Moskau


Email- und Fax Adressen der Aeroflot-Zentrale in Moskau:
openline (at) aeroflot.ru
presscentr (at) aeroflot.ru
callcenter (at) aeroflot.ru

Kundenservice: 007-495 784-7142
Presse-Abteilung: 007-495 753-86-39


Stop mass deportations to Vietnam!

Dear Sir or Madam:

I was shocked when I heard that on the 6th of December 50 people will be deported from Schönefeld Airport back to Vietnam with aid of Aeroflot Russian Airlines.

These people have come from Vietnam to Germany in order to seek protection against political persecution and poverty. Now they will be returned to their country of origin against their will and by force.

In Vietnam the right of free speech and freedom of assembly are not respected. Dissidents are detained for years or even executed without any proper court hearing. Religious and ethnic minorities face massive persecution. In this year, a lot of Vietnamese people have lost their livelihood due to floods and now have to live in extreme poverty.

By providing the aircraft for the deportation flight, Aeroflot is heavily involved in the cruel deportation business. With this letter I urgently ask you to cancel all reserved seats for the deportation flight to Vietnam on December the 6th and not to carry out any more deportation flights in the future.

I expect from your company a clear statement against any involvement in deportation flights.

Otherwise I won't book Aeroflot Airlines any more.


With kind regards


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(name, date, place)