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[ 13. Jun 2018 ]

Rassismus liegt im Mittelmeer

Mittelmeer

Rassismus hat Auswirkungen sowohl lokal als auch global. Zu denken, dass die Leute, die es nicht nach Europa schaffen, keine Opfer von Rassismus sind, ist mehr als zynisch.

 

Die globalen Machtverhältnisse tragen dazu bei, dass vielen Menschen in unterschiedlichsten Gegenden der Erde die Lebensgrundlage geraubt oder zerstört wird.

Wer profitiert davon? Vor allem jene, die an der Aufrechterhaltung der Machtverhältnisse interessiert sind. Es ist eine Verteilungsfrage. Wenn Europa, die USA und weitere Zentren des ökonomischen Wohlstandes nicht zu einer gerechteren Verteilung bereit sind, werden sich die Verhältnisse nur schwer ändern. Doch von sich aus, da können wir uns sicher sein, sind die Reichen und Mächtigen der Welt nicht bereit, ihre Position aufzugeben. Sie beweisen immer wieder, dass sie nicht vor "militärischen Interventionen" zurückschrecken. Diese Interventionen können ein Land ins totale Chaos stürzen und wie in :: Libyen zahlreiche bewaffnete Milizen hervorbringen. Da diese nicht von einem Staat bezahlt werden, ist klar, dass das Geld aus anderen Kanälen kommen muss. Sei es durch Korruption, durch diverse Geschäfte, dem Verkauf von Erdöl oder eben mit der Unterdrückung von Menschen - vor allem aus finanziellem Interesse.

Was sollen wir von Politiker_innen halten, die sich damit preisen, mit eben diesen Milizen einen :: wahren Menschenhandel aufzuziehen - auch wenn sie es in andere Worte kleiden? Sich an die Stirn zu heften, gegen das Sterben im Meer vorzugehen - und gleichzeitig mitverantwortlich dafür zu sein, dass ein System von Ausbeutung und Unterdrückung installiert wird, in dem Menschenleben total unterschiedlich bewertet werden, ist eindeutig eine rassistische Haltung.

Schauplatz Wien Favoriten: Was, wenn ein paar ertrinken, meinte ein Vertreter der liberalen Parlamentspartei im Rahmen einer Diskussion an einem Infotisch im vergangenen Nationalrats-Wahlkampf. Die würden doch eh genug Kinder bekommen und wenn eine_r ertrinkt, dann kommen eh gleich noch mehr nach. Diese Aussage ist, wie wohl kaum bezweifelt werden kann, menschenfeindlich. Wenn es um das Leben der Privilegierten im Ausland geht, dann werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, werden Tränen vergossen. Doch wenn, wie letztens, wieder ein paar Menschen beim Versuch über die "geschlossene Mittelmeerroute" nach Europa zu gelangen ertrinken, was dann? Für viele ist das keine Träne wert. Sollte nicht jedes Menschenleben gleich viel wert sein? Eigentlich schon, wären da nicht Instrumente wie Rassismus bzw. antimuslimischer Rassismus.

Und in Italien? Die neue Regierung bestehend aus der Fünf Sterne Bewegung und der rechtsextremen Lega Nord, welche den Innenminister stellt, zeigt offiziell keine Einigkeit über die Maßnahmen, die Innenminister Matteo Salvini veranlasst. Fakt ist jedoch die Entscheidung, Schiffe mit schiffbrüchigen Passagier_innen :: nicht anlegen zu lassen. Diese Politik ist im Sinne der "Schließung der Mittelmeerroute" zu sehen, die Kanzler Kurz immer wieder strapaziert. Doch nicht alle sind damit einverstanden, wie die :: Statements mehrerer Bürger_innenmeister_innen aus Süditalien zeigen. Sie geben dieser Politik eine klare Absage - auch wenn dies parteiintern umstritten scheint. So verschwand das Statement des Bürgermeisters von Palermo nach kurzem wieder von Facebook.

Hier prallen grundsätzlich verschiedene Positionen aufeinander. Und es wird sichtbar, dass es mittlerweile um mehr geht, als um das Stoppen der Migration über das Mittelmeer. Hier geht es um eine klare Stellungnahme gegen eine mehr und mehr faschistoide Politik, die basierend auf einem rassistischen Weltbild, im wahrsten Sinne der Wortes über Leichen geht. Das Mittelmeer, das immer wieder als Massengrab bezeichnet wird, ist ein Symbol für diese Politik. Es trennt den Norden vom Süden - Europa von Afrika. Und es trennt den Reichtum von der Armut. Es trennt die Ausbeuter_innen und die Unterdrückten. Doch wie jede Grenze verschwimmt auch jene im Mittelmeer bei näherem Hinsehen. Denn es handelt sich um eine politisch gezogene Grenze, die für viele Menschen kein Problem darstellt, während sie für andere zur tödlichen Falle werden kann. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass die Politik der Ausgrenzung mitsamt ihrer tödlichen Folgen ein Ende hat.

Die Zeit des Zusehens sollte vorüber sein. Gegen Rassismus bzw. "nicht rassistisch" zu sein, sollte nicht bei einem Lippenbekenntnis stehen bleiben, sondern an Taten erkennbar sein. Gegen Rassismus zu sein bedeutet, Barrieren abzubauen und Grenzen zu öffnen. Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Für eine Welt ohne Rassismus!