no-racism.net logo
 
 

[ 11. Oct 2017 // letzte änderung: 18. Oct 2017 ]

Broschüre: Über Zäune springen, Grenzen überwinden

Cover: Texte zur Rassismuskrise in Europa

Texte zur Rassismuskrise in Europa. Wir wollen mit den vorliegenden Seiten einen Beitrag zur aktuellen Auseinander- setzung zu den Themen Migration und soziale Gerechtigkeit leisten: einen inhaltlichen Beitrag.
:: Die Broschüre als PDF

 




Inhaltsverzeichnis


:: Editorial: Keine Grenze - nie und nimmer ... denn die macht alles nur noch schlimmer
:: Zur Struktur von no-racism.net: Ausgewählte Rubriken und Themen

Erster Teil: Antirassistische Arbeitspraxis - Offene Grenzen zwischen Utopie und Notwendigkeit

:: Über Zäune springen, Grenzen überwinden! (30. Aug 2016)
:: Na klar, ich würde einsteigen! (02. Sep 2015)
:: Öffnen wir die Grenzen! Der Zaun muss weg! (07. Sep 2015)
:: Mitgefühl ist wichtig, einen Wandel bringen aber nur verlässliche Rechte für Geflüchtete (07. Sep 2015)
:: Was ist Dublin 3?
:: Refugeeeeees. Anstoss zu einem Diskurs (09. Sep 2015)

Zweiter Teil: Widerstand gegen Abschiebungen

:: Afghanische Geflüchtete fordern Gerechtigkeit und Abschiebestopp (01. Sep 2017)
:: Gestrandet in Kabul (02. Apr 2017)
:: Stop Deportation Comic - Wege, eine Abschiebung zu verhindern (April 2016)
:: Kurzmeldungen
:: Ankündigungen :: Doing Gener in Exile, :: Proteste gegen Werte-Prüfungen, :: Freiheit stirbt mit Sicherheit
:: Erinnerungen an Röszke: Freiheit für Ahmed H. (06. Oct 2017)
:: Unser aller Leben. Drei Strophen gegen sie (08. Oct 2013)

Dritter Teil: Grenzregime - Vom Fluchtweg Mittelmeer und dem Kampf gegen Ausgrenzung und Abschiebungen

:: Das Sterben im Meer beenden? Weg mit den Visaregimen! (29. Apr 2015)
:: Sie hetzen Menschen - bis in den Tod! (12. Aug 2017)
:: Wer handelt hier mit Menschen? Die Europäische Union! (09. Mar 2016)
:: Und sie verhandeln wieder ... (18. Mar 2016)
:: Grenzzäune abbauen - die Tagesordnung des Widerstandes (01. Apr 2016)
:: EU & Menschenrechte? Ha, ha, ha... (07. Apr 2016)

Vierter Teil: Die Rassismuskrise - linksliberal bis rechtsextrem

:: Das 'Spiel' mit der Angst ... und der Zusammenhang mit Rassismus (04. Oct 2017)
:: Zur Begrenzung der Freiheit. Schlussfolgerung aus dem Spiel mit der Angst (04. Oct 2017)
:: Das Gesetz der Stammtische. Herr Kern hört auf "Sorgen und Ängste" (04. Oct 2017)
:: Das Rassismuspapier der Liste Pilz (21. Sep 2017, gekürzt)
:: Wer ständig hetzt, sollte nicht auf beleidigt tun ... (07. Oct 2017)

Fünfter Teil: Die soziale Frage in Zeiten des Wahlkampfes - auf dem Weg zum Faschismus?

:: Die Reichen, die die Armen brauchen - und gegeneinander ausspielen (14. Sep 2017)
:: Regieren für wen? Die Wirtschaft? Die Reichen? (28. Aug 2017)
:: Ausbeutung und Unterdrückung: Der Rassismus der 'Groß'-Parteien - Teil 1 (20. May 2016)
:: Grenzen und Kontrollzustände: Der Rassismus der 'Groß'-Parteien - Teil 2 (20. May 2016)
:: Wegbereiter des Faschismus: Der Rassismus der 'Groß'- Parteien - Teil 3 (23. May 2016)



:: Die Broschüre als PDF
:: Werbefolder als PDF



Editorial:
Keine Grenze - nie und nimmer

... denn die macht alles nur noch schlimmer

Mit dieser Broschüre begeben wir uns auf eine Reise durch die Zeit. Wir müssen dabei nicht weit zurückreisen, sondern richten unseren Blick auf die vergangenen 10 - 15 Jahre, mit Schwerpunkt auf die Zeit seit 2015, dem Jahr der großen Flüchtlings- und Migrationsbewegung, die Europa nachhaltig veränderte.

Die Bilder der Migration konnten nicht mehr ignoriert werden. Und auch die Maßnahmen rückten plötzlich in den Blick der Öffentlichkeit. Diese Bilder erzeugten sowohl Ablehnung als auch Zustimmung. Dass die Zustimmung zu restriktiven Abschottungsmaßnahmen anfangs klein war ist bekannt und wird durch den Umstand bezeugt, dass viele Menschen mit offenen Armen empfangen wurden. Das "Refugees Welcome", "Flüchtlinge willkommen" war plötzlich kein reiner Slogan mehr. Aus der Utopie wurde Realität.

Doch dann setzten viele Politiker_innen, unterstützt von Wirtschaftstreibenden, Medien und rassistischen wie faschistischen Gruppierungen, ihre Maschinerie in Gang. Das Ziel war die Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Das ist nichts neues, doch die Dimension nahm ein bisher nicht gekanntes Ausmaß an. Auf allen Kanälen startete eine massive rassistische Hetze, deren Ziel es scheint, Europa mehr und mehr in Richtung eines faschistoiden, autoritären Systems zu steuern. Die vorliegende Broschüre versteht sich als kleiner Baustein, dieser Entwicklung entgegen zu steuern.

Am Beginn steht ein Text, der namensgebend für diese Textsammlung war (siehe Seite 7). Er wurde am 30. August 2016 verfasst, ein Jahr nachdem sich viele Menschen zu Fuß in Richtung Zentraleuropa aufmachten. Wie auch der Rest der Texte hat er nichts an seiner Aktualität verloren. Deshalb war es nicht notwendig, die hier versammelten Texte zu verändern. Lediglich an einigen Stellen haben wir eine [Anmerkung in eckigen Klammern] gemacht. Die Texte sind nicht chronologisch geordnet, es wurde versucht, sie inhaltlich zu strukturieren.

Der erste Teil beginnt mit konkreten Lösungsansätzen und Handlungsanleitungen, nennen wir es: mit antirassistischer Arbeitspraxis. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang ein Verweis auf das globale Wirtschaftssystem und den nach wie vor gegebenen [Neo]Kolonialismus, der dazu führt, dass viele Menschen keine andere Möglichkeit sehen, als sich auf den Weg zu machen: aus der Perspektivlosigkeit in eine vermeintlich bessere Zukunft (siehe dazu "Na klar, ich würde einsteigen" auf Seite 10). Doch was, wenn sie in Europa ankommen? Ein Anstoß zu einem Diskurs über diese Frage findet sich auf Seite 15.

Die Ankunft in Europa bedeutet noch lange keine Sicherheit, wie unter anderem die Situation von Geflüchteten aus Afghanistan zeigt: Überall in Europa kommt es derzeit zu Protesten gegen Abschiebungen in dieses nach wie vor sehr unsichere Land. Im zweiten Teil findet sich exemplarisch dafür die Erklärung der Teilnehmer_innen des 4-tägigen Protestcamp gegen Abschiebung im August 2017 in Wien (Seite 18). Mehr zu den Hintergründen zu Abschiebungen nach Afghanistan ab Seite 19.

Der Stop Deportation Comic vom Refugee Movement Berlin (oplatz.net) zieht sich als Illustration durch dieses Heft. Er gibt praktische Tipps zum Widerstand gegen Abschiebungen.

Der dritte Teil behandelt die Geschichte der Unterdrückung und das Aufziehen von Zäunen als Teil des Grenzregimes, aber auch den Widerstand dagegen. Im Fokus steht neben der Migrationsbewegung in den Jahren 2015/16 der Fluchtweg Mittelmeer. Auch hier werden konkrete Lösungsansätze aufgezeigt, wie die Notwendigkeit einer grundsätzlichen Änderung der Migrationspolitik: Das Ende der Visaregime (Seite 25), die erst dazu führen, dass Menschen heimliche - und gefährliche - Wege gehen müssen. Oder die Forderung, Flüchtlinge und Migrant_innen mit Fähren von Nordafrika nach Europa zu bringen - um das Sterben im Meer zu beenden (Seite 31).
Viele sind aufgrund der der errichteten Barrieren auf Hilfe angewiesen. Texte zum Diskurs um Fluchthilfe, der untrennbar verbunden ist mit Hetze, Verdrehungen und angeblichen Bedrohungen, finden sich ab Seite 33.

Der vierte Teil handelt von der Rassismuskrise in Europa und dem damit zusammenhängenden Spiel mit der Angst (ab Seite 41): Wenn wir von einer Rassismuskrise sprechen, dann bedeutet dies nicht, dass der Rassismus in einer Krise steckt, vielmehr geht es darum, dass der Rassismus Ursache ist für eine Krise von Solidarität, Gerechtigkeit und Fairness in der Gesellschaft.

Darauf geht der fünfte Teil dieser Textsammlung näher ein und beschäftigt sich mit der sozialen Frage im Wahlkampf. In dieser Zeit kommen die Positionen, die viele Politiker_ innen seit Jahren vertreten, deutlicher zum Vorschein - trotz aller Lügen. Um die Menschen gegeneinander aufzuhetzen, wird mehr und mehr auf Rassismus gesetzt. Damit soll die brennende soziale Frage von den eigentlichen Problemen ablenken: Dem zunehmenden Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich. Nach zwei Texten zum laufenden Wahlkampf in Österreich (ab Seite 53), findet sich zum Abschluss eine Artikelreihe zum Rassismus der 'Groß'-Parteien, die im Mai 2016 verfasst wurde (ab Seite 56). Auch hier zeigt die Lektüre der Beiträge, dass sich an den grundsätzlichen Positionen seither nicht viel verändert hat.


Wir wollen mit den vorliegenden Seiten einen Beitrag zur Auseinandersetzung zu den Themen Migration und soziale Gerechtigkeit leisten: einen inhaltlichen Beitrag, der dabei hilft, den Blick zu schärfen für mögliche Handlungsoptionen. Damit die am Horizont aufziehenden kalten Zeiten und damit verbundene Winterdepressionen leichter überwindbar werden.

Welche_r damit nicht genug hat: Wir konnten nur ein paar der auf no-racism. net erschienen Texte in dieser Broschüre unterbringen. Im Internet findet ihr mehr davon. Einen Einblick in die Themenbreite von no-racism.net findet ihr auf Seite 5 und 6.

Und wenn Ihr, liebe Leser_innen, wollt dass diese Seiten von mehr Leuten gelesen werden, dann helft dabei: Verlinkt sie auf euren Blogs oder Social Media Gruppen, informiert über Twitter, Messaging-Dienste usw ... Oder druck sie aus, kopiert sie, gebt sie Freund_innen, Bekannten, Mitschüler_ innen, Kolleg_innen und diskutiert darüber. Wir freuen uns sowohl über Feedback, als auch über Beiträge, die wir gerne auf unserer Website veröffentlichen.

no-racism.net, Oktober 2017